Ein Sommerfest – für wen eigentlich?

Am 16. Juni fand das erste Sommerfest der FU zusammen mit dem Campus Run statt. War das Event wirklich so spaßig, wie die glattgebügelten Fotos auf der Internetseite der FU es vermuten lassen? Matthis Borda war vor Ort und zeigt auf, was hätte besser laufen können.

Das Sommerfest an der FU feierte seine Premiere. Ursprünglich für 2020 geplant, hätte es die perfekte, langersehnte große Feier nach den anstrengenden Onlinesemestern sein können. Das Wetter war schön und der Campus Run war ausgebucht: Über 1000 Sportler*innen haben daran teilgenommen. Die Stimmung war gut und gerade zu der letzten Band Flugmodus wurde viel getanzt. Perfekte Vorraussetzungen könnte man meinen, aber dennoch lief so einiges schief. Und damit nächstes Jahr das Sommerfest für alle Studierenden ein Semesterhighlight wird, habe ich ein paar, genau genommen sechs, Vorschläge.

  1. Günstigeres Bier

Vier Euro für 0,4 Liter im Plastikbecher – viel zu teuer für ein Fest, das sich an Studierende richtet. Außerdem war es nicht besonders nachhaltig das Bier in Einweg Plastikbechern auszuschenken, die später zerbrochen auf dem Boden der Tanzfläche ihr Ende finden. Wenn das Bier schon zu Festivalpreisen verkauft wird, warum nicht in Bechern mit Pfand? Hier wundert es mich nicht, dass der Rewe in Dahlem das Geschäft des Semesters gemacht hat.

  1. Mehr Essensvielfalt

Wer durstig und hungrig war, durfte bei diesem Fest tief in den Geldbeutel greifen. Eine Wurst im Brötchen kostete drei Euro, während es für mich schwierig war überhaupt etwas zu finden, das kein Fleisch, Schmand oder Käse enthielt. Die einzige vegane Option des gesamten Festes war eine Portion Gnocchi für acht Euro. Ich persönlich habe dann lieber gehungert. Aber vielleicht bin ich auch zu wählerisch und hätte mich mit einem Brötchen und Ketchup begnügen sollen…

Aus den Verkäufen in der Mensa sollte doch klar sein, dass vegane Gerichte bei Studierenden sehr geschätzt werden. Außerdem wollten die Berliner Universitäten aufgrund ihrer Umweltbilanz langfristig auf Fleisch in ihren Mensen verzichten. Aber auf unserem Sommerfest vergessen wir diese Werte besser. Wir wollen ja schließlich feiern, oder?!

  1. Abwechslungsreichere Musik

Wirkte das Sommerfest vor 17 Uhr eher wie ein Familienfest mit etlichen Aktionen für Kinder, sollte danach wohl in den Partymodus gewechselt werden. Die erste Band, Diese Typen, grölte Songs von den Atzen und Culcha Candela ins Mikrofon, wodurch sich der Auftritt wie eine zu lang gezogene Karaoke-Show anfühlte. Lediglich ihre weibliche Unterstützung hatte so etwas wie Gesangstalent.

Flugmodus, die als zweite Band auftraten, rissen musikalisch mehr Leute mit. Besonders die Trompetensolos kamen beim Publikum gut an. Auch hier ließ die Musikauswahl jedoch zu wünschen übrig. Entweder haben sich beide Bands eine Setliste geteilt oder hatten nur zufälligerweise denselben (schlechten) Geschmack. Mit einem Song der Atzen einzusteigen und mit Es tut mir leid Pocahontas aufzuhören ist leider mal so gar nicht Rock’n‘Roll.

  1. Bedachter Moderieren

Mein Respekt gilt allen Studierenden und anderen Teilnehmenden, die beim Campus Run bei dieser Hitze durchgehalten haben! Ich stand am Rand und habe euch mit meinem Vier-Euro-Bier zugejubelt! Falls ihr euch gefragt habt, was die Sterne zu bedeuten hatten, die auf dem Boden geklebt haben: Ursprünglich hättet ihr sie zählen sollen und dadurch sogar etwas gewinnen können. Nur ist das dem Moderator erst nach dem Lauf eingefallen und deswegen fiel das leider ins Wasser. Das war aber nur das kleinste Übel an dieser katastrophalen Siegerehrung.

Die Witze des Moderators zu den Studiengängen der Teilnehmer*innen, wie „Irgendwelche Tiere anwesend?” bei einer Veterinärmedizin-Studentin, hätte er sich besser sparen können. Richtig unangenehm wurde es dann aber für den FU-Studenten Simon Geiger, Gewinner in der Studierendenwertung des 10-Kilometer-Laufs der Männer, als der Moderator sich weniger für seine Leistung interessierte, sondern ihn fragte, ob er Single sei. Als Simon, dem die Situation sichtlich unangenehm war, mit „Ja” antwortete, folgten Witze wie „Da läuft heute noch was“.

  1. Diversität auch wirklich ernst nehmen

Es wurden insgesamt vier Siegerehrungen für männliche und weibliche Teilnehmende durchgeführt: Jeweils eine für alle Teilnehmende und eine nur für Studierende der FU. Aber was ist mit den Menschen, die bei der Anmeldung zum Campus Run statt männlich oder weiblich divers angekreuzt haben? Die sich nicht eindeutig als männlich oder weiblich identifizieren?

Ach ja stimmt, da war ja was. Das ist unserem Präsidenten, Günter M. Ziegler, auch aufgefallen, nachdem der Moderator bereits die Siegerehrung der Teams durchführen wollte. So wurde spontan noch eine Preisverleihung in der Kategorie „divers” zwischengeschoben. Unser Präsident sprach von einer „spontanen, aber ebenso gewollten“ Aktion. Doch leider wurde nur eine Person als Sieger*in geehrt, nämlich Sebastian Eichner, während die Plätze zwei, Eric Blumenauer, und drei, Lukas Fischer, weder auf die Bühne gebeten noch namentlich genannt wurden. Auch erhielt Sebastian nicht dieselben Preise, wie die Sieger*innen in den männlichen und weiblichen Kategorien, dafür aber ein T-Shirt und eine Startnummer für den Campus Run im nächsten Jahr. Außerdem beteuerte unser Präsident, er würde beim nächsten Lauf persönlich mit Sebastian laufen. Ich frage mich nur: Ist das wirklich ein Preis oder doch eher eine Bestrafung?

So etwas darf nicht passieren. Wie kann das bei der Planung hinten überfallen? Immerhin wurde es, als es aufgefallen war, angesprochen und nicht totgeschwiegen. Das war tatsächlich richtig und wichtig. Vielleicht ist es dennoch nicht die beste Idee, sich nach so einem Fauxpas in derselben Rede damit zu brüsten, wie divers die FU sei. Das ist sie, allerdings gebühren die Lorbeeren dafür nicht der Hochschulleitung. Die FU ist divers durch uns Studierende und die Dozierenden, die sich für Diversität einsetzen, Gender Normen hinterfragen, Sexualität erforschen oder schlicht und einfach nur sie selbst sind.

  1. Ein Fest für Studierende

Das Fazit ist, um wirklich ein Fest für uns Studierende zu organisieren, braucht es nicht viel. Vielleicht engagiert man statt Festwägen lieber Studierende, die – wenn es unbedingt Würstchen sein müssen – die veganen und nicht veganen Bratwürste braten und das Bier ausschenken, idealerweise in Pfandbechern. Vielleicht sind auch ein paar Stände für studentische Initiativen drin. Und vor allem: Engagiert auch Studierende für die Planung des Festes! Das würde ein mehr studierendenorientiertes Programm ermöglichen.

Das Sommerfest war gut gemeint und ich bin ziemlich sicher, die meisten, die dort waren, hatten eine Menge Spaß. Doch es könnte noch so viel schöner sein: Ein gemeinschaftliches Projekt! Studierende, die Hochschulleitung und der Hochschulsport, die gemeinsam an einem Strang ziehen. Das wäre doch mal was.

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