Sustainable Campus Tour: Auf den Spuren der Nachhaltigkeit

Seit Jahren rühmt sich die FU, besonderen Wert auf Nachhaltigkeit zu legen. Jetzt hat sie die „Sustainable Campus Tour” entwickelt, mit der man die Nachhaltigkeit auf dem Campus kennenlernen soll. Lena Rückerl hat sich auf den Weg gemacht.

Es ist Montagnachmittag, gerade ist mein Seminar zu Ende. Als ich aus dem Institutsgebäude trete, scheint mir die Sonne ins Gesicht, ich höre Bienen brummen. Auf den grünen Wiesen des Campus Dahlem tummeln sich Studierende. Das Präsenzsemester ist in vollem Gange.

Genau die richtige Zeit, den Campus ein bisschen besser kennenzulernen. Vor wenigen Tagen hat die Stabsstelle Nachhaltigkeit & Energie der FU die „Sustainable Campus Tour“ veröffentlicht: Eine webbasierte App, die durch einen Campusrundgang „die sichtbaren wie auch die weniger offensichtlichen Möglichkeiten zu nachhaltigem Handeln vorstellen“ will. Denn wie mir die App bereits zu Beginn stolz erklärt: „Seit über 20 Jahren leistet die Freie Universität mit gezielten Aktivitäten im Bereich Umwelt- und Klimaschutz einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung.“

Die Tour umfasst 16 Stationen auf dem Hauptcampus der FU in Dahlem und wird auf Englisch und auf Deutsch angeboten. Laut offizieller Angabe der Entwickler*innen dauert das Ganze etwa 90 Minuten und kann in 6.000 bis 10.000 Schritten zurückgelegt werden. Mein Testdurchlauf der Sustainable Campus Tour dauerte etwa zwei Stunden, was aber unter anderem Internetproblemen, dem Herumirren auf dem Campus und dem intensiven Lesen des Infomaterials in der App geschuldet war. 

Nachhaltige Verwirrung

Bevor ich die Tour beginne, gibt es in der webbasierten App die Option, alle notwendigen Daten herunterzuladen. Angesichts des nicht auf dem ganzen Campus verfügbaren WLANs, scheint mir das eine sinnvolle Idee. Bis es dann aber losgehen kann, dauert es erstmal, denn laden wollen die Daten auf meinem Handy nicht. Irgendwann gebe ich das Warten auf und starte die Tour. Ausgangspunkt der Anzeige ist eine Karte des Hauptcampus der FU, auf der die Stationen der Tour verzeichnet sind. Durch Klicken auf die jeweiligen Stationen öffnet sich eine Übersichtsseite mit mehr Informationen zu der Station. 

Den Weg zwischen den verschiedenen Stationen soll ein GPS-Punkt leiten. Das funktioniert – zumindest bei meinem Versuch – nur so bedingt, denn der Punkt springt mit Verzögerung wild hin und her. Orientierung sieht anders aus. Vor allem, wenn man sich bisher auf dem Campus wenig auskennt, ist das massiv irritierend und führt gerne mal zu kleineren und größeren Umwegen. Zwischenzeitlich wechsle ich sogar zu Google Maps. Station 11, die FUndgrube, finde ich trotzdem nicht. An der angegebenen Adresse ist stattdessen eine verlassene Villa mit einem Schild, das auf den ehemaligen Standort des Instituts für Lebensmittelhygiene, Fleischhygiene und -technologie verweist. Zudem sollte man an Stellen mit wenig WLAN vermeiden auf den Liste-Knopf oder die Menüleiste zu kommen, sonst hängt sich alles auf. Mehrfach fliege ich aus dem Browser und muss die ganze App neu laden.

Nachhaltige Informationen

Sieht man von diesen technischen Schwierigkeiten aber ab und landet mit etwas Glück tatsächlich an der vorgesehenen Station, dann bietet der Campus-Rundgang tatsächlich Interessantes. Zu jeder Station gibt es einen kurzen Audiopodcast inklusive Transkript, außerdem zusätzliche Informationen wie Videos, weiterführende Links und manchmal auch ein kleines Quiz oder einen 360-Grad-Einblick.

Am Ende jedes Audiopodcast werden zudem unter der Frage „Und was können Sie tun?” Tipps für ein nachhaltigeres Universitätsleben gegeben. Genau das also, was die App zu Beginn versprochen hat. Manche der Tipps sind sehr offensichtlich und nichts Neues, wie zum Beispiel mit dem Fahrrad zur Universität zu kommen. Teilweise bieten die Tipps aber tatsächlich gute Anregungen wie die App I-Naturalist, mit der man Pflanzen und Tiere auf dem Campus erfassen und so zur Erfassung der lokalen Biodiversität beitragen kann. 

Nachhaltige Entdeckungen

Besonders stark sind die bereitgestellten Videos, in denen sich Initiativen wie der Blühende Campus vorstellen. Die Videos scheinen von den Initiativen selbst gemacht zu sein und bestechen durch amateurhaften Schnitt und die Begeisterung der Macher*innen. Nach mehreren Semestern Online-Lehre bekommt man so wieder Lust, sich auf dem Campus zu engagieren, beim Fairteiler Foodsharing zu organisieren oder bei SUSTAIN IT! zu gärtnern. 

Ein weiteres Highlight der Tour: Man entdeckt tatsächlich neue Orte. So genieße ich auf der Dachterrasse des Café Pi die letzten Sonnenstrahlen mit Blick über die Rost- und Silberlaube und entdecke mit der Blätterlaube einen neuen Rückzugsort. In der Philologischen Bibliothek kann ich auf dem Powerbike radelnd Strom erzeugen, während ich lerne und in der FUrad-Werkstatt mein Fahrrad wieder auf Vordermann bringen. 

Nachhaltige Zukunft?

An manchen Stellen wirkt es aber so, als hätten die Entwickler*innen einfach alle Informationen, die sie finden konnten, verwendet. So vermittelt mir zwar Station 10 „Fit bleiben mit UniSport“ interessante Infos, aber was der UniSport mit Nachhaltigkeit zu tun hat, wird mir nicht ganz klar.

Etwas anstrengend ist beizeiten das Eigenlob der Universität. Egal ob internationale Zusammenarbeit, erste vegetarische Mensa oder Klimanotstandserklärung: die FU ist überall dabei. Bei einer von der Universität entwickelten Tour ist dies vermutlich erwartbar, trotzdem aber anstrengend. 

Die letzte Station, die Veggie-Mensa – Deutschlands erste grüne Mensa – lässt mich schließlich etwas ratlos zurück. Statt des groß angepriesenen Essensangebots warten nämlich nur summende Bienen auf mich: Die Mensa hat für Renovierungsarbeiten geschlossen. Zeit, um zumindest den etwas wilden Werbefilm für den wiederverwendbaren Kaffeebecher des Studierendenwerks anzusehen. 

Ich bleibe hungrig und etwas gestresst von den technischen Problemen zurück, aber inspiriert von vielen neuen Informationen. Prinzipiell kann ich die „Sustainable Campus Tour” aber für ein bis zwei ganz nette Stunden empfehlen. Man sollte nur etwas Geduld mitbringen. Dafür gibt es großartige Sätze wie „Nachhaltigkeit ist eine Querschnittsaufgabe“, für die man die FU einfach lieben muss.


Wer selbst die Sustainable Campus Tour ausprobieren möchte, kommt hier zu der App. 

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