Im Theater im Kino fand Anfang Februar die Premiere von Wonderländ, einer Adaption von Alice in Wonderland, statt. Die Regie führten zwei Studentinnen der FU. Alexandra Enciu hat mit einer der Regisseurinnen gesprochen.
Im Vorderraum und an der Bar stehen schon viele Menschen, sodass man sich mit etwas Mühe reinkämpfen muss. In den Veranstaltungssaal darf man noch nicht rein, doch die Schiebetür öffnet und schließt sich oft, da immer wieder Schauspieler*innen rein und raus eilen. Dadurch erhält das Publikum im Vorraum kurze, eigentlich streng geheime Einblicke in die letzten Vorbereitungen vor der Premiere. Schließlich dürfen wir rein, setzen uns auf quietschende Plastikstühle, schalten unsere Handys aus und warten gespannt.
Auf der Bühne spielen die Schauspieler eine moderne Version von Lewis Carrolls Klassiker Alice in Wonderland. Die zwei Regisseurinnen Camila und Kornelia verflechten das alte Narrativ mit modernem Tanz, neuen Szenen und zeitgenössischer Sprache. Kritik am mangelnden Umweltschutz, die Einbeziehung aktueller Themen, wie Selbstentfremdung oder die Pünktlichkeit der Deutschen Bahn, sowie tiefe innere Monologe halten das Publikum in Atem – gelacht wird aber gelegentlich auch. Sogar mitspielen darf man, als an einigen Stellen die vierte Wand durchbrochen wird und die Figuren mit dem Publikum interagieren.
Gemeinschaft durch Theater schaffen
Kornelia ist bereits seit ihrer Kindheit in unterschiedlichen Theaterprojekten involviert. Doch als sie anfing, Film- und Theaterwissenschaft zu studieren, fehlte ihr die Praxis, da die Studiengänge sehr theoretisch ausgelegt werden, wie sie sagt. “Außerdem gibt es am Institut für Theaterwissenschaft nicht die Voraussetzungen für Theaterpraxis wie z.B Proberäumen, Probebühnen – trotz großem Interesse von studentischer Seite auch an der praktischen Seite von Theater”, erklärt sie. 2021 gründete sie gemeinsam mit einem Kommilitonen eine Theatergruppe.
Das aktuelle Stück entwickelte sich im letzten Sommer durch Kornelias Zusammenarbeit mit Camilla. Im Herbst begann dann die Umsetzung und Inszenierung, wobei der Gruppe mit ihren niedrigen Hierarchien ein kollaborativer Prozess immer besonders wichtig war. Die Stimmung unter ihnen sei sehr angenehm gewesen, obwohl es natürlich nicht immer leicht sei, mit derart flachen Hierarchien zu arbeiten, so Kornelia. “Theater hat immer das Potenzial, Gemeinschaft zu schaffen, Menschen zusammenzubringen, die alle begeistert an einem Projekt zusammenarbeiten, was ich sehr liebe”, erklärt Kornelia.
Vor zwei Wochen wurde das Stück durch die ausverkaufte Premiere erstmalig zum Leben erweckt. “Das ist ein wunderschönes Gefühl, etwas, was einen so lange und intensiv begleitet hat, zu sehen und zu sagen: Es funktioniert!” Und tatsächlich hat es funktioniert: am Ende des Stückes gibt es einen langen, tobenden Applaus und Blumen für die Schauspieler. Es wird gejubelt und danach mit einem Getränk im Vorderraum gefeiert.
Zurzeit besteht die Theatergruppe zum größten Teil aus Studierenden der FU im Alter von 20 bis 30 Jahren. Sie sind jedoch immer offen für neue, theaterbegeisterte Menschen, die an ihren zukünftigen Projekten mitwirken wollen.