Wer sorgt eigentlich dafür, dass an der FU die Mägen gefüllt sind, die Lampen funktionieren und die Bücher am rechten Platz stehen? Drei Beschäftigte erzählen von ihrem Arbeitsalltag und ob Studierende auch manchmal nerven.
Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?
Gert Kinnemann: Wenn Studierende, Lehrende oder andere Mitarbeitende der FU ein Problem haben, sei es ein technisches oder organisatorisches, geht entweder eine Meldung zur zentralen Meldewarte oder die Personen wenden sich direkt an uns. Zum Beispiel, wenn Leuchtmittel ausgefallen sind oder jemand keinen Zugang zu einem Raum hat. Wir schaffen die Grundlagen, damit alle an der Universität ihre Aufgaben erledigen können. Man muss ein*e Problemlöser*in sein.
Ina Kirsch: Ich habe einen Mix aus alltäglicher Arbeit an der Leihstelle: Bücher ausleihen, zurückbuchen, verloren gegangene Bücher suchen und Dienst- und Urlaubspläne für die Mitarbeitenden erstellen. Dann noch die Sachen, die irgendwie besonders sind. Beispielsweise bei Buchverlusten, wenn jemand ein Buch nicht wiederfindet oder die Mahngebühren nicht zahlen möchte.
Thomas-Arne Jarocki: Morgens wird die Ware kontrolliert, eingegeben und die Lieferscheine müssen bestätigt werden. In der Warenannahme muss geprüft werden: Ist alles in Ordnung, korrekt gestempelt und unbeschädigt? Die Menü-Displays müssen auch gepflegt werden. Da kommt es mal vor, dass etwas berichtigt werden muss. Außerdem werden Bestellungen gemacht. Dann muss mit den Köch*innen besprochen werden, ob alles klar ist. Die kriegen alle ihre Rezepturen an die Hand. Zudem übernimmt die Wirtschafterin die Personaleinteilung. Zur Öffnung wird jedes Gericht abgeschmeckt und geschaut, ob alles in Ordnung ist. Es ist selten, dass dies nicht der Fall ist. Und dann ist da auch immer noch die Planung für die nächsten Tage, Personalgespräche und, und, und.
Wie ist Ihr Kontakt zu den Studierenden?
Kinnemann: In der Frühschicht mache ich meine erste Runde, gucke was los ist. Manchmal ist eine Lampe defekt. Also muss man los und schnappt sich eine Leiter. Das sollte bis 9 Uhr erledigt sein, denn dann kommen viele Leute hierher und gucken dank des Smartphones nur so (gestikuliert so, als würde er ein Smartphone in der Hand halten, ohne auf die Umgebung zu achten). Die gucken nicht genau, ob da jemand gerade mit einer Leiter kommt, gegen die*den man rennen könnte. Ansonsten funktioniert es wunderbar. Ich bin seit März 2020 an der FU und hatte noch nie mit jemandem Probleme. Das ist hier ein angenehmer Arbeitsplatz.
Kirsch: Grundsätzlich bekommen wir hier bei uns im Haus in erster Linie positives Feedback von den Studierenden. Insgesamt haben wir den Eindruck, dass wir als Bibliothek ganz gut ankommen.
Jarocki: Da, wo das Essen ausgegeben wird, ist der Kontakt recht gut. Es ist ganz selten, dass da mal jemand sagt: ‚Was ist denn hier los?‘ Im Gegenteil: Diese Generation ist sehr nett und freundlich. Wenn ich durch die Mensa gehe, sehe ich meistens lachende und freundliche Gesichter. Und das zeigt ja, dass man auch zufrieden ist mit dem, was wir machen.
Gibt es etwas Skurriles, was Ihnen im Arbeitsalltag passiert ist?
Kinnemann: Es gab eine Sache, bei der ich mir das Grinsen nicht verkneifen konnte. In der Thielallee 36 gibt es eine freie Fläche mit Garten und einer Bienenwiese. Das wurde alles gekennzeichnet, aber die Mitarbeitenden des Grünflächenbetriebs haben sich für die Schilder wohl nicht weiter interessiert oder der Wind hatte sie weggeweht. Jedenfalls waren sie ganz ‚happy‘, als sie gemeldet haben, dass die Wiese ordentlich gemäht wurde. Und diejenigen, die die Bienenwiese angelegt hatten, haben fast einen Schlaganfall gekriegt (lacht). Bei vielen ist noch nicht angekommen: Alles, was kreucht und fleucht, ist auch wichtig. Jeder Spatz gehört mit dazu.
Kirsch: Im Sommer ist es bei uns klimatisiert. Die Leute sitzen dann gerne hier zum Arbeiten. Vor ein paar Jahren kamen auch viele Fachfremde. Das war in der Zeit, als die Studierenden bei uns noch nicht so viele Bücher ausleihen durften. Das heißt, die Studierenden aus unserem Fachbereich waren tatsächlich auf Sitzplätze bei uns angewiesen. Da gab es dann Zugangsbeschränkungen: In der Sommerzeit durften nicht alle Leute rein, beziehungsweise Fachfremde nur zu einer bestimmten Anzahl. Ich fand es amüsant, wenn die besonders eifrigen Jura-Erstsemester*innen damit getönt haben, dass das ‚furchtbar illegal‘ wäre und dass wir sie nicht einfach rausschmeißen könnten. Sie haben es oft auch dann nicht verstanden, wenn wir auf den Aushang vom Rechtsamt der Uni verwiesen haben. Das haben wir uns ja nicht selber ausgedacht. Da gab es dann häufig Diskussionen.
Jarocki: Eine Weile hatten wir mehrere Feueralarme pro Tag. Da mussten wir immer wieder die Geräte schnell abschalten und raus aus der Küche. Die Gäst*innen mussten auch alle raus. Es waren aber immer Fehlalarme. Dann ging es erneut los: Kaum, dass die Kolleg*innen wieder angefangen hatten, auch mit der Essensproduktion, ertönte der Alarm und alle mussten wieder raus.
Sind sie auch mal von den Studierenden genervt?
Kinnemann: Was ich gerade für die Reinigungskräfte traurig finde, ist, dass überall Tassen und Teller außerhalb der Mensa herumstehen. Also ich könnte mir das nicht leisten, mein Geschirr irgendwo auf der anderen Straßenseite stehen zu lassen. Man kann nicht sagen: Wir wollen Ressourcen schonen bis zum ‚Gehtnichtmehr‘ und dann alles irgendwo in der Pampa stehen lassen. Sowas finde ich nicht in Ordnung. Es tut ja auch nicht weh, das Geschirr zurückzubringen – zumal die Mensa ja auch Möglichkeiten dazu bietet.
Kirsch: Ja, ein bisschen. Da können die aber gar nichts für. Das ist so dieser Klassiker, wenn man mit Kund*innenkontakt arbeitet. Beispielsweise wenn die 100. Person fragt, wie das mit den Schließfächern funktioniert oder wo die Mensa ist. Da ist man schon mal genervt, aber zeigt das natürlich nicht, sondern ist genauso höflich wie bei den 99 Menschen davor. Die meisten sind hier wirklich sehr nett, da gibt es überhaupt keine Probleme.
Jarocki: An sich nicht, nein. Ich sehe die Studierenden in erster Linie als Gäst*innen. Das ist ja der Job, für den wir uns entschieden haben. Und wir besprechen das auch in den Meetings: Warum sind wir hier? Was machen wir hier? Unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass sich die Studierenden in ihrem Alltag wohl fühlen. Das hat sich auch das Studierendenwerk auf die Fahne geschrieben, das gehört dazu! Wenn ich in die Gastronomie gehe, sei es im Hotel, Restaurant oder hier, habe ich immer mit Gäst*innen zu tun und bin für sie da. Es war immer mein Credo, das auch zu vermitteln. Genervt? Nein, wieso? Es gibt manchmal Fragen, die für uns selbstverständlich sind. Ich sage aber, die Studierenden haben erstens das Recht zu fragen und zweitens kommen sie aus einer Vorlesung und da ist der Kopf voll. Wir sehen das hier als Aufgabe: Wir wollen für euch da sein.
Gert Kinnemann ist gelernter Heizungs-Sanitär-Monteur sowie Industriemechaniker und einer von zwölf Hausmeister*innen in der zentralen Universitätsverwaltung.
Ina Kirsch arbeitet in der Leihstelle der Philologischen Bibliothek und ist dort die stellvertretende Leiterin.
Thomas-Arne Jarocki ist seit der Eröffnung der Mensa II im Jahr 1983 Mitarbeiter und seit 1994 deren Leiter. Er kommt ursprünglich aus der Hotel- und Restaurantgastronomie.