Podcasts gibt es wie Sand am Meer, da weiß man gar nicht mehr, in was es sich reinzuhören lohnt. Emma Mehl hat deswegen eine Empfehlung für alle, die manchmal genug vom beschaulichen Leben am FU-Campus haben.
Das Sommersemester ist gerade angelaufen, und schon findet man sich in altbekannten Situationen wieder: Die U3 ist spätestens ab dem Fehrbelliner Platz um 10 Uhr brechend voll. Wie die Sardinen drängeln sich Studierende dicht aneinander. Wer da noch ein Buch in der Hand halten will, kriegt oft nur genervte Blicke und geknickte Seiten. Was tun also, wenn man morgens einfach ein bisschen unterhalten werden will, bevor der stressige Uni-Alltag losgeht, aber auf der Spotify-Discover-Weekly-Playlist mal wieder nur Müll ist?
Die Antwort: Podcasts. Das ist lange kein Geheimtipp mehr: Täglich finden sich neue Menschen, die ihre Unterhaltungen für so interessant halten, dass sie sie der breiten Öffentlichkeit nicht vorenthalten wollen. Doch neben den Lieblingen aus True-Crime, Politik und Wissen gibt es seit August 2021 einen neuen Stern am Unterhaltungs-Podcast-Himmel: Kaulitz-Hills – Senf aus Hollywood. Wie der Name schon sagt, berichten dort Bill und Tom Kaulitz aus ihrem Musikstudio in den Hollywood-Hills. Die Tokio-Hotel-Zwillinge, die die meisten von uns noch aus ihren Durch-den-Monsun-Zeiten kennen, sprechen bei wöchentlich neuen Drinks über ihr Leben, mehr oder minder aktuelle Themen, und geben ganz ungefragt „ihren Senf dazu“. Seit 2021 erscheint jeden Mittwoch eine neue Folge, die die Kaulquappen, so nennen sie ihre Zuhörer*innen liebevoll, bei Spotify streamen können.
Spaß macht der Podcast zum einen wegen der Dynamik zwischen den beiden, bei der Geschwisterliebe auf Sticheleien und Insider-Witze trifft. Sie schwelgen gemeinsam in Kindheitserinnerungen, während sie gleichzeitig von Tour-Vorbereitungen berichten. Dort spiegelt sich auch gut die Rollenverteilung im Geschwisterpaar wider: Tom kümmert sich um alles Organisatorische, vom Transport, über die Setlist bis hin zu den Outfits der anderen Bandmitglieder. Bill hingegen hat als Leadsänger der Band sein eigenes sechsköpfiges Team, das nur für ihn und seine Bedürfnisse zuständig ist.
Natürlich gibt es auch bei diesem Podcast Momente, in denen man am liebsten selbst im Studio gesessen hätte, um dem ausgemachten Unsinn entgegenzuwirken, den die Zwei manchmal von sich geben (Handystrahlung ist nicht schädlich, Tom). Zu manchen Themen braucht es vielleicht nicht unbedingt die Meinung von ehemaligen Kinderstars, doch bei anderen hat das Paar nun mal absolutes Insiderwissen: In der Kategorie Kaulitz Kolumna (in Anlehnung an Bibi Blocksbergs Karla Kolumna) werden die Schlagzeilen der neuesten Klatsch-Blätter besprochen. Mit dem Podcast haben sich die beiden ihre eigene Plattform geschaffen, um das richtigzustellen, wo ihnen sonst Worte in den Mund gelegt worden sind. Immer wieder sind sie sich aber auch nicht zu schade, positive Kritiken zu teilen, was bei all den Katastrophen-News in letzter Zeit eine schöne Abwechslung ist.
Was Kaulitz Hills im Gegensatz zu allen anderen Podcasts noch bietet, sind Einblicke ins Promi-Leben. Wenn Bill von einem Abendessen mit Sido erzählt oder Tom vom Oscar-Teppich mit seiner Frau Heidi Klum berichtet, fühlt man sich auf einmal mittendrin im Leben in den Hollywood Hills. Denn die Kommiliton:innen, zwischen denen man eingequetscht nach Dahlem Dorf einfährt, wissen nichts von dem neuesten Klatsch von Elton Johns letzter Hausparty, man selbst aber schon. Eine Diskussion über die Vorteile von Bills Tanga-Bräunungsstreifen bereichert vielleicht auch nicht unbedingt das eigene Leben, sorgt dafür aber potenziell für einen Lachanfall in der Bahn.
Bei Kaulitz Hills erfährt man nichts über die neueste Weltpolitik, besonders wertvolles Wissen eignet man sich beim Hören auch nicht an. Dafür verspricht jede Folge 80 Minuten beste Unterhaltung und bietet so eine tolle Möglichkeit, mit durchweg positiven Vibes in den Uni-Tag zu starten.
