Realutopien – Was, wenn die Zukunft gut wird? Die Sustainability Days an der FU.

Anders als die meisten negativen Schlagzeilen über den Klimawandel sollen die Sustainability Days Hoffnung auf eine bessere Zukunft machen: An verschiedenen Ständen werden nachhaltige Themen und kreative Ideen vorgestellt. Emilia Portwich hat sich ins Getümmel gestürzt.

Zukunftswünsche an der FU. Foto: Emilia Portwich.

Komisch, hier ist irgendwie mehr los als sonst? Bereits am Eingang des Hauptgebäudes locken ein Glücksrad und knallig leuchtende Pfeile auf dem Boden: „Folge mir“.  

Vom 25.-26.06.24 fanden die Sustainability Days der FU statt. Unter dem Motto „Realutopien Was, wenn die Zukunft gut wird?“ entwickelten Studierende des gleichnamigen ABV-Seminars Ideen für umweltfreundliche Projekte und gestalteten entsprechende Stände. Die Sustainability Days gibt es bereits seit 14 Jahren. Eine der Mitgründer*innen, Karola Braun-Wanke, sagt mir: „Da kann jeder mitmachen. Das ist die Idee.“ Neben den Seminarteilnehmenden waren auch andere nachhaltige Initiativen der Uni vertreten. 

Make it and take it 

Zurück zu den leuchtenden Pfeilen. Ich entscheide mich, dem Roten zu folgen. Mein Weg führt zuerst an dem “Blühender Campus”-Stand vorbei. Hier zeigt mir Vivian, wie man Kräutersalz ganz einfach selbst herstellen kann. Die Kräuter hierfür stammen alle aus dem Unigarten. Grobes Salz in einem Mörser fein zermahlen, Kräuter nach Wahl hinzugeben, in ein Tütchen abfüllen und fertig! Mit dem Kräutersalz und einer Packung Wildblumensamen gehe ich weiter dem Pfeil entlang. 

„Wohnst du noch oder lebst du schon?“ 

Direkt gegenüber vom Stand endet die rote Spur. Es geht um den Aspekt des Wohnraums, der eine große Rolle bei einer nachhaltigen Entwicklung spielt. Auf einem Pinnboard können Studis Kreuze setzen, je nach ihrer eigenen Wohnsituation. Ziel dieser Aktion ist es, Wohnbedingungen sichtbar zu machen. Ein amüsantes Highlight: die Rubrik „Wohntraum“. Die Wünsche reichen von bezahlbaren Altbauwohnungen innerhalb des Berliner Rings bis hin zu einer Hängematte im Farnhaus des Botanischen Gartens oder einem Baumhaus am Strand. Alles Dinge, von denen ich nur träumen kann, und so werde ich kurzerhand für eine Podcastfolge einer Berliner Mieterinitiative interviewt und aufgenommen. In Gedanken noch bei einer Villa im Süden Frankreichs, folge ich nun der grünen Spur Richtung Essen. 

Bewusste Ernährung 

An den Ständen geht es um Themen wie vegane Ernährung, Bio-Lebensmittel oder auch nachhaltige Schokolade inklusive Kostproben. Ob ich wohl einen Unterschied zwischen der konventionellen oder der von Studis selbstgemachten Schokolade schmecken würde? Auf jeden Fall hätte ich ein besseres Gewissen beim Naschen. Ein weiterer Schwerpunkt der Rubrik „Essen“ liegt bei der Problematik der Lebensmittelverschwendung. So ist auch Foodsharing bzw. FUdsharing – wir sind ja schließlich an der FU – vertreten. Dort werden gerettete Lebensmittel, die sonst im Müll landen würden, abgegeben und anschließend verschenkt.

Take what you want 

Um Überfluss dreht es sich auch beim nächsten Stand. Zwei prall gefüllte Kleiderstangen werden von einem Plakat „Everything for free“ geziert. Wer mag, kann hier alte Kleidung abgeben und sich dafür kostenlos Teile von der Kleiderstange mitnehmen. Alternativ gibt es direkt daneben auch einen Tisch, an dem alte Lieblingsteile geflickt und repariert werden können. Hoffnungslose Klamotten werden live zerschnitten und in einem großen Rahmen zu einem Teppich verwebt. Wo der wohl hinkommt? 

Einfacher als gedacht 

Eine weitere Art der Wiederverwertung von alten Stoffen finde ich am nächsten Stand. Ich hätte ja nie gedacht, dass ich mal ein Bügeleisen in der Uni in die Hand nehmen würde? Nun stehe ich hier und bepinsle ein buntes Stück Stoff mit Bienenwachs. Das geschmolzene Wachs riecht süß wie Honig und trocknet schnell. Ich muss mich also beeilen. Um das Wachs überall gut zu verteilen, kommt jetzt das Bügeleisen zum Einsatz. Nach etwa fünf Minuten bin ich fertig und halte ein praktisches Unikat in der Hand, womit ich ab sofort Essensreste im Kühlschrank abdecken kann. Das sieht nicht nur süßer als Frischhaltefolie aus, sondern spart auch Plastikmüll. 

Lust auf ein Blind Date? 

Bei meinem nächsten Halt verschlägt es mich zu einer Art Bücherecke, wo mich Book Blind Dates erwarten. Hier verschenken Studierende alte Bücher, die zuvor in Geschenkpapier eingepackt wurden, sodass die jeweiligen Buchtitel geheim bleiben. Gerne würde ich die Verpackungen öffnen und hineinlunsen, was sich im Inneren verbirgt. Im Hinterkopf habe ich jedoch jede Menge Unitexte und ungelesene Bücher, die sich zu Hause schon stapeln, weshalb ich der Neugier widerstehe. Für alle Nicht-Bücherwürmer gibt es außerdem die Möglichkeiten, alte Bücher dekorativ zu falten oder eigene Notizbücher selbst zu binden.  

Sommer auf Balkonien 

Am liebsten würde ich mir ein Book Blind Date schnappen und es mir auf Balkonien gemütlich machen. Und wie praktisch, am letzten Stand erhalte ich die entsprechende Schritt-für-Schritt-Anleitung für Hochbeete auf dem Balkon. Hier könnte ich dann auch die Wildblumensamen vom ersten Stand einpflanzen. Dann platzt mein Traum, als mir einfällt: Ich habe aktuell gar keinen Balkon! Aber sobald sich das ändert, komme ich auf die Anleitung zurück. 

Kleines Trostpflaster Habt ihr die Sustainability Days verpasst? Kein Problem, nächstes Jahr finden sie wahrscheinlich wieder statt und bis dahin findet ihr immerhin den FUdsharing-Verteiler und den Kleidertausch das ganze Jahr über im Galilea.

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1 Response

  1. Meike sagt:

    “FUdsharing” hört sich prima an (abgesehen davon, daß ich mich immer frage, warum alles immer unbedingt englisch klingen muß); schaut euch doch auch mal “die Ernte teilen”, also: solidarische Landwirtschaft, einfach mal hier schauen: Kattendorfer Hof: http://www.kattendorfer-hof.de (Biolandwirtschaft).

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