Kultur erleben, am liebsten gemeinsam?

CultureCampus ist eine studentische Initiative, die verschiedene Kulturerlebnisse in Berlin für junge Menschen organisiert. Lena Jüngel hat ein Event des Vereins begleitet und ein Gespräch mit der Gründerin Helene Wicke geführt.

„Hebt man sie mit einem Handschuh an, kommen unter den durchlöcherten Sackleinen Botschaften zum Vorschein, die mit Blei geschrieben wurden.“ Foto: Lena Jüngel


Vor dem grau-blauen Haus hat sich eine kleine Menschentraube gebildet, daran erkenne ich den Ort der heutigen Veranstaltung: die Galerie Sprüth Magers. Sie wirkt recht unscheinbar in der belebten Straße. Knapp zehn junge Menschen warten darauf, dass die Führung durch die Galerie beginnt. Es fühlt sich ein wenig an wie in der Erstiwoche, man  spürt, wie die Nervosität nachlässt, nachdem man sich untereinander vorgestellt hat. Alle sind kontaktfreudig und offen. Einige sind allein gekommen, andere in Begleitung, manche sind zum ersten Mal dabei, andere regelmäßig. Alle mit dem Ziel, gemeinsam Kunst und Kultur zu erkunden. Unter ihnen ist Helene, die Gründerin der Studierenden Initiative „CultureCampus“. Sie studiert an der FU Jura und hat den Verein vor zwei Jahren gegründet, um einen Ort zu schaffen, an dem junge kulturinteressierte Menschen sich vernetzen können. 

Im Gespräch mit Helene Wicke

„Mir ist aufgefallen, dass ich selbst interessiert bin, aber alleine nie zu Ausstellungen gegangen bin. Das kulturelle Angebot in Berlin ist so groß, dass ich nie so richtig wusste, wo ich anfangen soll.“ Helene erklärt mir, dass sie daraufhin einen Raum schaffen wollte, wo man Menschen findet, die das Interesse an Kunst und Kultur teilen oder sich vielleicht sogar in manchen Kunstformen besonders auskennen.

Grenzen und Abgrenzung – eine feministische Perspektive der Künstlerinnen: Mire Lee, Liu Yujia, Gala Porras-Kim, Tan Jing und Zhang Ruyi

Die heutige Veranstaltung der Initiative ist eine geführte Tour durch die Galerie Sprüth Magers. Beim Betreten der Ausstellung „Territory” ist die riesige graue Betonwand, die den Raum in zwei Hälften teilt, unübersehbar. Der junge Mann, der unsere Tour durch das Museum leitet, erklärt, dass es sich um eine sich selbst zerstörende Wand handele. Die Übersättigung durch Salz verursache den Verfall. Das Werk in der Raummitte reiht sich in Arbeiten zum Thema Grenzen und Abgrenzung ein. Thematisiert werden Grenzen nicht nur in Bezug auf Landesgrenzen, sondern vor allem auf Körper, sowie Ekel, Moral und sprachliche Grenzen, Geschichte und Erinnerungskultur. Liu Yujia setzt sich in ihren Videoarbeiten mit den Folgen territorialer Grenzen  auseinander. Eins ihrer Videos in schwarz-weiß zeigt koreanische Frauen, die einer ethnischen Minderheit angehören. Sie pflücken Wolkenohrenpilze in der chinesisch-nordkoreanischen Grenzregion, eine mühsame Arbeit. Die Werke von Mire Lee’s im oberen Teil des Gebäudes testen die Grenzen zwischen Ekel und Erregung aus. Durch Gerüche und unangenehme Geräusche, wie den Lärm eines Betonmischers, wird ihre Kunst erfahrbar. Themenschwerpunkte sind unter anderem Angst, Gewalt und Trauma, die durch die offene Konfrontation mit dem Makabren enttabuisiert werden.

Zwar war die Ausstellung in der Galerie Sprüth Magers nur bis zum 27.Juli zu sehen. Solltet ihr jetzt aber Lust bekommen haben Kunst und Kultur gemeinsam mit anderen jungen Menschen zu entdecken dann seid ihr bei Culturecampus richtig. Auf ihrer Website findet ihr aktuelle Veranstaltungen, an denen ihr sogar teilweise gratis teilnehmen könnt.

Foto: Lena Jüngel

Exklusivität entgegenwirken

Durch verschiedene Kooperationen erhält der Verein Tickets teils günstiger, aber auch begleitende Gespräche oder Führungen werden immer mal angeboten. Auf diese Weise versucht das Team aus Studierenden anderen die Veranstaltungen zugänglicher zu machen: „Die Kulturwelt ist manchmal ein bisschen exklusiv und kann auch teuer werden. Gerade Veranstaltungen wie Opern oder ähnliches können wir als größere Gruppe gut machen [..] oder Führungen wie heute in der Galerie Sprüth Magers, die einem sonst als Einzelperson nicht offenstehen”, erklärt Helene.

So standen im vergangenen Jahr  unter anderem eine Führung durch die Kunstsammlung des Bundestages sowie Opern-, Museums-, und Theaterbesuche auf dem Programm. Nach den Events klingt der Abend oft noch in einer Kneipe aus, um sich auszutauschen oder einfach um sich kennen zu lernen.

Wenn ihr euch selbst bei der Organisation von Events einbringen möchtet, seid ihr herzlich dazu eingeladen bei den Organisationstreffen, montags um 19 Uhr, im EB 104 (Erweiterungsbau) der TU Berlin vorbeizuschauen. Zwar nehmen aktuell vor allem Studierende (aller Unis) dieses Angebot wahr, jedoch ist wichtig zu betonen, dass die Initiative allen jungen Menschen, die Lust haben, Kultur gemeinsam zu entdecken offensteht.

Autor*in

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert