In der Rubrik Wortrausch bieten wir Autor*innen eine Plattform für kreatives Schreiben. Ein Gedicht von Lennard Olaf Göttner.

Quält es dich nicht, dass du mich getroffen –
Hast du nicht Angst vor meinem Gesicht –
Sticht es dich nicht, dass ich wahrlich bin –
Und magst du nicht schrei’n aus fiebrigem Sinn?
Dämel! ich verlang nicht viel.
Schau, der Tod ist mir ein Spiel.
Das Flammenmeer mein Balg.
Jede Fäule meine Gestalt.
Alle Tränen kann ich zähmen und
zu Gift werden in deinen Venen.
Mich trachtet’s nicht
nach Stock und Hut,
Leib und Leben,
Hab und Gut.
Drum führ mich nicht am Narrenseil –
meine Zeit läuft ab, ich hab es eil!
Was ich will, weißt du genau,
des Kindes reinen Seelenschau.
Dummer Tor! verrat es mir,
das Rätsel meiner endlos Gier.
Zeig mir, wie man fühlt und denkt,
was einen jeden plagt und lenkt.
Sterblich, nein! das bin ich nicht,
so lass mich lernen, wie man spricht.
O Mensch, o Mensch, dein Urgeheim –
nichts mehr als meine ewig Pein.