Klara, Julian und Juliane mögen’s frisch: Essen direkt vom Bauern, und zwar an der FU. Dazu gründeten sie eine Food Cooperation: Die FUUDCoop. Ein Interview beim Plätzchen backen.
Das Gespräch führten Karl Hosang und Henrice Stöbesand.
Was ist eine FoodCoop?
Mehrere Leute tun sich zusammen und bestellen ihre Lebensmittel direkt beim Bauern, damit sie günstiger regionale und saisonale Waren bekommen. Über eine extra dafür entwickelte Software werden die Bestellungen gesammelt und dann an die Uni geliefert.
Warum habt ihr das gerade an der Uni organisiert?
Wir sind täglich hier, beim Bauern könnten wir nur selten vorbeischauen. Außerdem möchten wir viele andere Studierende auf FoodCoops und bewussten Konsum aufmerksam machen.
Wie lange hat es gedauert, dieses Projekt umzusetzen?
Die Idee existiert seit einem Jahr. Schwer war es zunächst, ein geeignetes Lager an der Uni und lokale Anbieter zu finden. Bisher haben wir praktisch keine Werbung gemacht und sind trotzdem relativ viele, ungefähr 60. Das wird wohl die nächste Hürde: die Organisation für noch mehr Leute.
Werdet ihr Fördergelder organisieren können?
Das brauchen wir gar nicht. Wir sind lieber autark. Über die Bereitstellung des Lagerraums freuen wir uns natürlich und auch über Sachspenden, zum Beispiel Regale.
Werden FoodCoops die Zukunft des Einkaufens?
(lachen) Das wäre ganz schön aufwändig, aber eine tolle Möglichkeit, regionale Anbieter stärker zu unterstützen. Durch die FoodCoop lernen wir Essen wieder mehr zu schätzen.
Es kommt auch vor, dass jemand zum Beispiel Zwiebeln bestellt, stattdessen aber die doppelte Menge Möhren bekommt…
Das liegt daran, dass die Ware in größeren Gebinden geliefert wird. Jeder kann einen Toleranzbereich angeben, damit wir besser ganze Gebinde zusammen bekommen. Innerhalb dieses Toleranzbereiches sind Variationen möglich. Und wenn dann zu wenig Zwiebeln bestellt werden, werden die halt nicht geliefert.
Die moderne Uni gilt als kalte Kapitalistenschmiede. Lindert ihr das Leiden mit mehr Gemeinschaftssinn?
(lachen) Definitiv, ja. Durch FoodCoop lernen sich viele Menschen mit ähnlichen Ideen kennen, wir kochen zusammen und helfen einander bei der Verteilung der Waren.
Wie sehen eure Expansionspläne aus?
Es wäre schön, wenn die ganze Uni von regionalen Bio-Bauern versorgt werden könnte. Aber das ist nicht unser Anspruch. Wir sind kein Unternehmen, das expandieren oder Gewinn machen will. All unsere Arbeit ist ehrenamtlich. Solange das Projekt weiterhin so gut funktioniert und viele Leute Interesse bekunden, sind wir zufrieden. Gerade erst konnten wir zusätzlich einen Bäcker als neuen Lieferanten gewinnen.
Da schwingt doch ein Hauch von Kapitalismuskritik mit. Spielt das bei eurem Projekt auch eine Rolle?
Kapitalismuskritik ist für einige bestimmt auch eine Motivation. Wir möchten kein auf Profitmaximierung ausgelegtes Unternehmen fördern, welches die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen schlecht bezahlt und die Landwirtschaft industrialisiert.
Können sich Studierende das Essen über die FUUDCoop auch leisten?
Wir kaufen keine Fertigprodukte, denn diese sind meistens sehr teuer. Es ist günstiger und besser, die Rohstoffe zu kaufen und selber zu verarbeiten. Wir kommen so mit 150€ im Monat aus.
Was war bisher das Schlimmste, das geliefert wurde?
Es gibt Möhren, die ineinander verschlungen waren, die waren schwierig zu schälen, aber das ist eher nett. Es sieht halt nicht alles perfekt aus, wie im Supermarkt. Da wird klar, wie viel dort immer schon vorher aussortiert wird.
Noch eine Frage zum Schluss: Was sind die begehrtesten Delikatessen, die bei euch bestellt werden?
Tofu-Arame und die Teltower Rübchen. Die Urmöhren sind auch toll, die sind lila. Also richtig lila. Die färben auch, wenn man damit was kocht.
Interessierte wenden sich an: www.fu.foodcoops.net
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