Liebe Kommilitoninnen, liebe Kommilitonen,
die Universität erscheint uns oft wie ein in sich abgeschlossener Raum. Hier gelten andere Regeln als im Rest der Welt. Hier sind wir andere Menschen als im Rest der Welt. So kommt uns die Universität – und vor allem die FU – manchmal vor. Haben wir den Kontakt zur Außenwelt verloren?
Manche Forschungsprojekte scheinen auf den ersten Blick nichts mehr mit der Praxis zu tun zu haben. Was soll es schon bringen, sich mit «Identitäten im späten akeramischen Neolithikum der Südlevante” auszukennen? Auf Seite 15 erfahrt ihr, wie realitätsfern solche Forschungsprojekte wirklich sind.
Nicht nur die Inhalte, sondern auch die Art zu sprechen, grenzen die Universität vom Rest der Welt ab. Wir setzen unsere Sprache bewusst ein, um eine politische Position zu vertreten oder möglichst inklusiv zu sein. Was für uns selbstverständlich ist, muss außerhalb von akademischen Kontexten aber nicht zwangsläufig gelten. Wir haben mit einem Sprachwissenschaftler und der Leiterin des Margheritha-von-Brentano-Zentrums über den Sprachgebrauch innerhalb und außerhalb der Universität gesprochen. Denn um ehrlich zu sein, reden wir in der Uni ganz anders als in der Kneipe. Das Interview lest ihr auf Seite 10.
Aber natürlich hat dies auch etwas Gutes. Gewisse Dinge sind – zurecht – an der Uni nicht sagbar. Während der Rechtspopulismus in ganz Deutschland lauter wird, scheint es solche Meinungen hier gar nicht zu geben. Doch sind sie wirklich an der Uni abwesend? Oder trauen sich Menschen, die solche Meinungen vertreten, einfach nicht, diese öffentlich auszusprechen? Auf Seite 6 sind wir diesen Fragen nachgegangen.
Die Uni scheint jedoch in mehr als einem Aspekt ein sicherer Ort für uns zu sein. Wie sehr wiegen wir uns in Sicherheit, wenn wir unsere Wertsachen kurzerhand an unserem Arbeitsplatz in der Bibliothek liegen lassen. Doch können wir unseren Kommilitonen wirklich vertrauen? Wir haben den Selbstversuch gewagt und unseren Autoren auf einen Diebeszug geschickt. Wie einfach es wirklich ist, fremdes Eigentum einzustecken, lest ihr auf Seite 14.
Auch unsere Ressorts bieten euch viele spannende Themen. Wir berichten von einem Studiengang, der eigens für Frauen ausgeschrieben ist und bemerken: Ein erster Schritt auf dem Weg zu gleicher Teilhabe, aber noch lange nicht genug. Wir zeigen euch, dass die Uni – obwohl sie imme so tolerant erscheint – einigen ihrer Studierenden das Leben sehr schwer macht. Auf Seite 34 erfahrt ihr, wie man es vom Literaturwissenschaftler zum Literaten schafft. Falls ihr einen Grund sucht, euch vor dem Lernen zu drücken: Wissenschaftler wollen herausgefunden haben, dass Menschen mit Studienabschluss häufiger an Gehirntumoren erkranken. Was dahinter steckt, lest ihr auf Seite 38.
Wir wünschen euch viel Freude bei der Lektüre der siebzehnten Ausgabe von FURIOS.
Anke Schlieker und Sarah Ashrafian
Titel
“In der Kneipe rede ich anders”
“Was uns das nützt? Wenig!”
4 aus 40.000
Politik
“Wir sind keine politischen Akteure”
Campus
Wo bin ich hier gelandet?
Ewige Ehemalige: Rebellion bis nach ganz oben
Kultur
Die geklaute Rubrik
Wissenschaft