Queerbeet

Gegen Diskriminierung, für Gleichberechtigung: Dafür steht das Schwulenreferat des AStA. Mit der Aufstellung des neuen Referats wird gleichzeitig Bilanz über 30 bewegte Jahre gezogen. Von Cora-Mae Gregorschewski.

Illustration: Cora-Mae Gregorschewski

Am Montag vergangener Woche fand im Garten der AStA-Villa die Vollversammlung (VV) des Schwulenreferats statt. Die Referenten berichteten den ca. 15 Teilnehmern über die Aktivitäten des letzten Jahres. Das Referat ist in erster Linie Anlaufstelle für Schwule, Transsexuelle und Transgender-Menschen. Beispielsweise seien immer wieder Probleme mit den persönlichen Daten von Studierenden nach einer Geschlechtsumwandlung aufgetreten. Die Universitätsverwaltung käme nach erfolgter Vornamensänderung der Umstellung auf die korrekte Anrede häufig nicht nach. Entsprechend eines Urteils des Bundesverfassungsgerichtes ist sie dazu verpflichtet.

Auch gab es einige Meldungen über homophoben Äußerungen von Dozenten, für die man beim Präsidium vergeblich eine Entschuldigung forderte. Darüber hinaus wurden immer wieder Anfragen von Menschen gestellt, die nicht der Uni angehörten. Desweiteren stellten Teilnehmer ein aktuelles Projekt für 18- bis 26-jährige queere Menschen vor. Das Projekt nennt sich „aufklärer_innen gesucht!“ und sucht ehrenamtliche Helfer für Aufklärungsarbeit an Schulen. Das 30-jährige Jubiläum des Schwulenreferats soll im Juli oder August stattfinden. Details sollen rechtzeitig bekannt gegeben werden. Nach diesem Geschäftsbericht wurde das Referat einstimmig entlastet und drei neue Referenten gewählt.

Die VV bildete auch den Auftakt zu einem zweiwöchigen Programm für Neuinteressierte. Als erstes stand ein Besuch der Wittgenstein-Ausstellung im Schwulen Museum auf dem Plan. Am Freitag gab es eine Tour durch verschiedene Szene-Lokale und Clubs in Neukölln und Kreuzberg.

Was ist die Bilanz von 30 Jahren FU-Schwulenreferat? Zum einen war es sehr wichtig, Menschen mit einer anderen sexuellen Orientierung ins Blickfeld der Uni-Öffentlichkeit zu rücken. Raus aus dem Schattendasein und Gleichberechtigung einfordern, das war und ist die Devise. Früher wie heute spielte Vernetzung eine wichtige Rolle. Man war Vorreiter für die Gründung anderer universitärer Schwulenreferate. Ebenso waren Mitglieder des Referats an der Gründung des schwulen Magazins „Siegessäule“ beteiligt.

Kritisch angemerkt wurde, dass die Teilnehmerzahl im letzten Jahr viel höher war. Allgemein scheint einigen schwulen Menschen die politische Vernetzung und die Einbindung in die schwule Community nicht mehr so wichtig zu sein. Das Gefühl diskriminiert zu werden nimmt offenbar immer mehr ab. Allerdings gibt es auch Stimmen, vor einem fehlenden Problembewusstsein warnen. Der zunehmende Trend zur Vereinzelung und Entpolitisierung sei überall an der FU zu beobachten. Allerdings könne man in punkto Öffentlichkeitsarbeit noch einiges verbessern. Auch wenn die Hinweise auf die VV und das Programm auf der Webseite des Schwulenreferats zu finden waren, lässt sie Raum für Verbesserungen.

Trotz allem haben es Schwule, Transsexuelle und Transgender-Menschen heute leichter als vor 30 Jahren. Dieser Verdienst ist auch dem Schwulenreferat zuzuerkennen und all denen, die dort mitgewirkt haben und dies auch weiterhin tun.

Anm. d. Red.: Beim Erstellen des Online-Artikels wurde der ursprüngliche Schlussabsatz nicht eingefügt. Wir bitten dies zu entschuldigen.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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