Medaillen für einen Scheich, dem Verschleppung vorgeworfen wird, und eine Frau, die sich am ägyptischen Volk bereicherte? Was es damit auf sich hat, kommentiert Marcus-Andreas Goossens.
Kann man Wissenschaft und Ethik voneinander trennen? Diese Grundfrage aller Grundfragen sorgt nicht nur immer wieder für hitzige Debatten unter Forschern, sondern beschäftigt auch hin und wieder Kommissionen und Jurys, wenn es um die Ehrung einzelner Persönlichkeiten geht. Dass sich Scheich Mohammed bin Rashid Al Maktoum um die Förderung von Wissenschaft, Bildung und Kultur in der arabischen Welt verdient gemacht hat, mag unbestritten sein und durchaus auch mit der FU-Ehrenmedaille in Gold gewürdigt werden. Nun gibt es da aber einen kleinen Schönheitsfehler, denn der Scheich ist nicht irgendwer, sondern kein geringerer als Premierminister und Vizepräsident der Vereinigten Arabischen Emirate und Herrscher über Dubai.
Als Wirtschaftsminister Michael Glos im April 2008 eine Festrede zu Ehren des Scheichs hielt und sich anschließend Bürgermeister Klaus Wowereit öffentlichkeitswirksam für diesen freute, mag wohl keiner an die miserablen Menschenrechtszustände in einem Land gedacht haben, das laut Amnesty vor Strafen wie der Steinigung nicht zurückschreckt, Homosexuelle verfolgt und die Presse zensiert, wo es nur kann. Auch Scheich Al Maktoum selbst ist kein unbeschriebenes Blatt. So stand der passionierte Reitsportfan im Jahr 2006 wegen organisierter Sklavenhaltung in den USA vor Gericht. Unter anderem soll er pakistanische Kinder verschleppt und als Jockeys eingesetzt haben.
All das ist indes wenig neues, und trotzdem brauchte es geschlagene drei Jahre, bis sich der Akademische Senat (AS) im April dazu durchrang, das Präsidium zur Rücknahme der Ehrung aufzufordern. FU-Präsident Peter-André Alt sieht jedoch wenig Handlungsbedarf, schließlich wolle man ja die guten Beziehungen in die Region nicht aufs Spiel setzen. Viel lieber will er nun klären lassen, ob der AS überhaupt die Kompetenz für solch eine Entscheidung besitzt. Ein Handlungsgebahren, wie man es sonst nur von Ex-Präsident Dieter Lenzen kennt.
Unterdessen kommt man beim Durchlesen der bisherigen Ehrenempfänger schwer ins Grübeln, welche Kriterien dieser Auszeichnung wohl zugrunde liegen mögen. Unter den Namen findet sich eine gewisse Suzanna Mubarak, Frau des ägyptischen Ex-Diktators, welche zuletzt gegen eine millionenschwere Kaution aus der Haft entlassen wurde. Der Vorwurf: Korruption, Unterschlagung und Bereicherung am ägyptischen Volk.