Klopapier statt Bücher

Die philologische Bibliothek pfeift finanziell aus dem letzten Loch. Sogar die hygienische Versorgung wird zur großen Belastung. Von Charlotte Schmid

Bescheiden beschert: Die Hilfe der Studierenden ist ein Tropfen auf den heißen Stein, macht jedoch auf die prekäre Lage der Bibliothek aufmerksam. Foto: Charlotte Schmid

Klopapierrolle auf Klopapierrolle stapelt sich am Eingang der Philologischen Bibliothek. Was zunächst aussieht wie ein bizarrer Scherz von Studenten, ist eine Aktion von den philologischen Fachschaften, die von der Bibliothek unterstützt wird. Die Fachschaften wollen darauf aufmerksam machen, dass die Bibliothek immer weniger Geld bekommt und einen enormen Anteil davon für Hygieneartikel und Toilettenreinigung ausgibt.

Zehn Prozent des regulären Etats, der der Bibliothek planmäßig zur Verfügung steht, gehen für die Toiletten innerhalb des Gebäudes drauf. Dieses Jahr waren das allein 12.000 Euro. Eine Summe, die Klaus Werner, dem Leiter der Bibliothek, weh tut. „2011 hat die Reinigung der Toiletten nur rund 4.500 Euro gekostet“, sagt er. „Eine Vertragsänderung mit den Reinigungsunternehmen, bei der ich nicht mitsprechen konnte, hat diese drastische Erhöhung der Kosten ergeben.“ Vorher hatte es sozusagen eine Klopapierflatrate gegeben, jetzt steht der Bibliothek nur noch ein Grundstock an Papier zu. Ist dieser verbraucht, muss jede weitere Rolle einzeln gezahlt werden. Und das wird teuer.

Hinzu kommt, dass der Bibliothek seit Jahren die Mittel gekürzt werden. Seit 2005 sind die planmäßigen Haushaltsmittel fast kontinuierlich gesunken. Waren es damals noch ca. 250.000 Euro, so liegt der reguläre Etat dieses Jahr bei ungefähr 120.000 Euro. Die Bibliothek ist daher auf Drittmittel, etwa von Professoren oder Fördervereinen, angewiesen. So gibt es zum Beispiel den Bücherbasar in der Rost- und Silberlaube, ein von Studenten gegründeter Förderverein. Dort werden alte Bücher billig verkauft. Der gesamte Erlös geht an die Bibliothek.

„Ich sehe nicht ein, dass ich mit dem knappen Budget auch noch die Toilettenreinigung bezahlen soll“, so Werner. Denn die Bibliothek sei einer der attraktivsten Lernorte an der FU. Laut einer Befragung, die die Bibliothek durchführte, kommen Studenten aus allen Fachbereichen, um hier zu lernen. Das Gebäude liegt zentral und ist nah bei der Mensa. Dass die Kosten nur die Philologen tragen sollen, findet Werner nicht akzeptabel. Der Bibliotheksleiter wünscht sich, dass im neuen Jahr darüber nochmal verhandelt werden kann. Die Klos auf der K-Straße in der Rost- und Silberlaube würden schließlich auch von der Zentrale bezahlt.

Das gespendete Toilettenpapier wird im neuen Jahr auf die Bibliothekstoiletten verteilt. Eine große Kostenminderung bringt das zwar nicht, aber durch die Aktion sind nun viele Studenten auf das Problem aufmerksam geworden. Die Fachschaften wollen nach den Ferien das Gespräch mit der Dekanin der Philosophie und Geisteswissenschaften suchen.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.