Block für Block

Biologiestudierende als Versuchskaninchen: Seit zwei Jahren studieren sie in sogenannten Blockmodulen. Haben die Neuerungen das Studium verbessert? Lisbeth Schröder zieht ein Fazit.

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Irgendwann kommt sie, der Schrecken aller Studenten: die Klausurenphase. In Bibliotheken eingebunkert oder zu Hause versteckt wird so viel Lernstoff ins Gehirn gepumpt, wie am Ende des Semesters nur möglich ist. Studenten, die während des Semesters nur sporadisch Vorlesungen besuchten und auch bei Anwesenheit nur Käsekästchen spielten, pauken in den letzten Semesterwochen den ganzen Stoff in Feinstarbeit durch.

Nicht so für Biologiestudierende. Sie schreiben ihre Klausuren auf das Semester verteilt. Immer mehr Fachbereiche ziehen dieses Modell einem stresserfüllten Endspurt vor.

Durchpowern in vier Wochen

Das Biologiestudium beginnt in den ersten zwei Semestern mit Basismodulen. In dieser Zeit sind die Studierenden zwar schon an der Uni. Sie besuchen jedoch zunächst nur Lehrveranstaltungen eines Moduls. Im Laufe des Semesters folgen dann die Kurse für das zweite Modul. So können sich Studierende vollkommen auf das jeweilige Lehrangebot konzentrieren. Im dritten Semester kommen Vertiefungsmodule dazu. Diese finden ein- oder zwei Mal pro Semester innerhalb von vier Wochen statt. Dann allerdings ganztägig.

Es hat Vorteile, im Blocksystem zu studieren: Statt für alle Fächer am Semesterende zu lernen, schreiben Studierende etwa eine Woche nach Modulabschluss die dazugehörige Klausur. Es folgt entweder das nächste Modul oder eine Phase des Nichtstuns. Ein Vertiefungsmodul verlangt ihnen allerdings eine Präsenzzeit von 120 Stunden in der Vorlesungszeit ab. Auf das Semester gerechnet studieren sie damit nicht weniger als die meisten anderen Studenten.

Entfaltung oder Auseinanderstreben

Der durchschnittliche Student hat Freizeit, arbeitet ein wenig und kann sich dank der Blockmodule in der freien Zeit entfalten. Nebenprojekte sind in diesem System gut möglich und sogar für weiteres Lernen ist noch Zeit. Während der Modulphase sind die Studenten dann vollkommen ausgelastet. Ob sie ein ganz grauenvolles oder ein sehr ergiebiges Modul erwischen, ist aber auch hier reine Glückssache.

Unter diesem Modell leidet allerdings ein nicht zu verachtender Punkt: der Zusammenhalt. Wer sich jede Woche in der Uni sieht, kann Freundschaften entwickeln. Wer aber seine Kommilitonen nur vier Wochen im Semester sieht, empfindet eher ein Gefühl des Auseinanderstrebens. Selten begegnen sich dieselben Studierenden nochmal.

Vereinbarkeit von Leben und Studium

Hinzu kommt das Problem der Modulüberschneidungen – insbesondere für Kombi-Bachelorstudenten ein anhaltendes Problem. Sie müssen noch für ein anderes Fach lernen, während die Blockmodule bis zu 30 Stunden in der Woche in Anspruch nehmen. Den verpassten Stoff können sie zwar in ihrer freien Zeit nachholen, aber Veranstaltungen mit Anwesenheitspflicht bereiten oftmals Probleme. Auch mit dem Leben jenseits der Uni ist das Modell nicht immer vereinbar: Mütter tun sich schwer, Kitas zu finden, die auch bis 19 Uhr offen haben. Wer nebenbei jobbt, muss auf die Flexibilität seines Arbeitgebers hoffen.

An der Umsetzung des Blockmodulsystems hapert es also noch. Die Module müssen organisierter stattfinden und dürfen nicht von einem Idealstudenten ausgehen, der neben dem Studium keinen anderen Verpflichtungen nachkommen muss. Werden diese Mängel jedoch behoben, kann das Modell eine praktikable Alternative darstellen, die Studierenden den Klausurenalbtraum am Semesterende erspart.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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