Johannes Lotz tauscht Hörsaal- gegen Ruderbank: Der FU-Student hat sich für die U23-Weltmeisterschaften in Rotterdam qualifiziert. Wie er Leistungssport und Studium vereint, hat Karolin Tockhorn herausgefunden.
Die Geschichte beginnt in Hanau, einer kleinen Stadt in der Nähe von Frankfurt am Main, als Johannes Lotz im Alter von zwölf Jahren erstmals das Ruder in die Hand nimmt. Man könnte noch weitergehen und behaupten, dem heute 19-jährigen Psychologie Studenten sei das Rudern in die Wiege gelegt worden. „Ich bin sozusagen in einer Ruderer-Familie aufgewachsen,‘‘ erzählt er, „Meine Eltern lernten sich beim Rudern kennen und auch mein Onkel und mein Opa engagieren sich für den Sport.“
Nicht gerade verwunderlich, dass Johannes in so jungen Jahren auf eine solch erfolgreiche sportliche Karriere zurückblicken kann. Bei den Juniorenmeisterschaften in Hamburg holte er 2014 Gold im Zweier, ein Jahr später schon ruderte er die zukünftige Olympiastrecke in Rio de Janeiro und durfte sich fortan U19 Vizeweltmeister nennen. Kürzlich gelang ihm nach einem langen Selektionsprozess die Qualifikation für die U23 Weltmeisterschaften, die diesen August in Rotterdam stattfinden.
Harte Arbeit für ein großes Ziel
Johannes selbst ist ein Skuller, hat also zwei Ruder in der Hand und tritt bei der WM im Zweier an. Auch wenn die Konkurrenz in den höheren Altersklassen immer größer wird, da Rudern eine sehr technische Sportart ist, hat Johannes hohe Erwartungen: „Eine Medaille zu holen ist auf jeden Fall das Ziel.“
Das Training für dieses Ziel ist hart und zeitintensiv. Vor allem jetzt vor der Weltmeisterschaft wird es stressig: Bald steht in Leipzig ein physiologischer Test an, danach wird eine Woche durchgängig trainiert, bevor das dreiwöchige Trainingslager in Ratzeburg bei Hamburg ansteht. „In den nächsten sechs Wochen bin ich vier Tage Zuhause“, kommentiert Johannes den anstehenden Trainingsexzess.
Nebenbei Student
Johannes legt jedoch Wert darauf, neben dem Training einen Ausgleich zu finden. Einmal die Woche bringt er Anfängern des Unisports am Wannsee das Rudern bei. Neben dem Rudern studiert Johannes außerdem Psychologie an der FU, auch wenn er zur Zeit einige Module und Prüfungen nach hinten schieben muss. Auf lange Sicht sei das Studium ihm sogar wichtiger, als der Sport. „Profi-Ruderer in dem Sinne gibt es nicht“, erzählt er, „da ist es schon wichtig, noch etwas anderes in der Hand zu haben.“ Als er nach der Juniorenmeisterschaft 2014 auf Grund einer Knie-OP für ein halbes Jahr ausfiel, merkte er auch, wie vergänglich das Rudern sein kann.
Dennoch blickt Johannes entspannt und optimistisch in die Zukunft. Bei der Olympiade 2020 in Tokyo dabei zu sein, sei durchaus ein Ziel wenn auch kein Muss: „Wenn es nicht klappt, klappt es nicht. Das werden wir sehen wenn es soweit ist. Erstmal liegt der Fokus auf dem Studium und der WM in Rotterdam.“