Pussytalk – das ist kein Terminus‘ Donald Trumps für seine Kritiker*innen und auch kein Pornotitel, sondern der neue Podcast der Youtuberinnen Sonny Loops und Adorable Caro über den ganz normalen Alltag. Denise Köhler hat für FURIOS mal reingehört.
Youtube, Instagram und jetzt? Die Welle der Quarantäne-Langeweile macht offenbar vor niemandem Halt und sorgt überall für neue Impulse und Ideen – auch bei den Influencerinnen. Der neue Stern am Content-Himmel ist der Podcast mit dem knackigen Titel „Pussytalk“. Er ist kein Sex-Podcast, wie die beiden Youtuberinnen Sonny Loops (24) und Adorable Caro (20) versichern, die sonst mit Fashionhauls, Pärchen-Challenges und privaten Geschichten wie „Ich starb fast vor Herzschmerz“ unterhalten. Obwohl sie schon ziemlich „open about things“ sind. Stattdessen wollen sie Alltägliches aufgreifen – immer mit ein bisschen Witz und der Möglichkeit zum Abschweifen. In den ersten beiden Folgen plaudern die beiden über sich und ihre vielen Ähnlichkeiten, aber auch über die Unannehmlichkeiten des Influencerinnenlifes und den Umgang mit falschen Freunden.
High ranking, little thinking
Platz neun der Spotify Comedy Podcast-Charts nach nur einem Tag: Das nennt man wohl einen rasanten Aufstieg. Dabei passiert in der ersten Folge wenig bis nichts. Die beiden stellen sich vor, etwas Gekicher hier, etwas Geplänkel da: „Weißt Du, was ich mein‘?“ – „Ja, übel!“, oder so ähnlich. Es folgt ein kurzer Austausch über ihre Schulbanderfahrungen, Animal Crossing und die gemeinsame Abneigung für gesundes Essen. Dann ist die Folge auch schon wieder vorbei und ich frage mich: „Was habe ich mir da gerade 30 Minuten lang angehört?“. Böse Zungen könnten jetzt vermuten, dass die gute Quote des Podcasts eventuell mit den 870 Tausend Follower*innen von Sonny und der Bereitschaft treuer Fans den Like-Button zu klicken, zusammenhängen könnte. An dieser Stelle schließt sich auch die Frage an, ob es überhaupt eine Rolle spielt, was die beiden im Podcast besprechen oder ob auch ein leises Rauschen mit dem Titel „Entspannung 4 Life“ einen ähnlich hohen Zuspruch der Fangemeinde erhalten hätte.
Nach der mauen ersten Folge verspricht der Titel „SOS! Fake Friend Alert“ aufgeladenen Gesprächsstoff. Und tatsächlich kommt die Unterhaltung der beiden bei diesem Thema etwas in Schwung. Sie diskutieren über ihre Erfahrungen mit „falschen“ Freunden, erzählen von Situationen, in denen sie selbst nicht ganz korrekt gehandelt haben und klagen darüber, wie schwierig es im Influencer*innentum doch sei, echte Freunde zu finden. Sonny beschäftigen Fragen wie: Woran erkenne ich wahre Freundschaft? Und bin ich eine gute Freundin? Caro hört zu und gibt bereitwillig Tipps. „Krass, das ist grad‘ wie so ‘ne Therapiestunde, Alda.“ Das Ganze wirkt trotz seiner Authentizität etwas oberflächlich und träge. So drängt sich mir zum wiederholten Male die Frage auf, wieso die beiden dieses Gespräch aufnehmen müssen.
Richtig in Rage geraten sie, wenn es um freche Supportanfragen auf Instagram geht. Viele wüssten ja gar nicht, wie viel Arbeit hinter jedem einzelnen Post stecke und was damit ausgelöst werden könne. Die Instagram-Accounts von Sonny und Caro würden schließlich nur Dinge abbilden, die einen Bezug zu ihnen hätten und die sie empfehlen könnten: „Das ist, als würde ich meiner besten Freundin sagen: ‘Ich liebe Eis.’“ Ahja … Alles in allem rieselt auch die zweite Folge träge und inhaltslos daher. Sonny und Caro sehen das scheinbar anders: „Ich fand die Folge heute mega gut!“ – „Wir haben richtig durchgeflowed“.
And the Pussy Of The Week goes to…
Highlight jeder Folge ist die Krönung dreier Hashtags, die Sonny und Caro wöchentlich vergeben. Die heiß umkämpften Kategorien lauten Song der Woche, Obsession der Woche und Pussy der Woche. Jede der beiden benennt dabei einzeln ihre*n Sieger*in jeder Kategorie (Achtung, Spoiler: Den Titel der Pussy der Woche vergibt jede an sich selbst). Eigentlich ein schönes Feature, um den Themenkreis zu erweitern und witzige Anekdoten loszuwerden. In der Realität zieht sich die Vergabe der Hashtags leider genauso in die Länge wie der Rest des Podcasts. Die Obsessions der Woche: Kartoffelauflauf, Tomate-Mozzarella und Shakes. Für diese Insidertipps hätte ich auch bezahlt!
Pussytalk ist bestimmt kein informativer und gut aufbereiteter Podcast. Das muss er aber auch gar nicht sein. Die beiden Influencerinnen wollen schlichtweg unterhalten und den tristen Corona-Alltag etwas auflockern. Vertraut man den Reposts auf Instagram und dem Spotify-Ranking gelingt ihnen das auch. Ich hingegen werde meine Zeit in Zukunft sinnvoller gestalten, als Pussytalk zu lauschen: Verwelkte Blätter von den Balkonblumen abzupfen, meine Bücher nach Farbe sortieren, Rezensionen auf Amazon verfassen und vielleicht sogar die Methodenvorlesung des ersten Semesters noch einmal durchgehen …
Eine neue Folge „Pussytalk“ gibt es immer montags auf Spotify zu hören.