Die Videospielentwickler Toukana Interactive landeten mit Dorfromantik einen Riesenerfolg. Lisa Hölzke hat mit ihnen über die Entwicklung und Gründung im praxisorientierten Game-Design-Studium an der HTW Berlin gesprochen.
Zwi Zausch ist einer der vier Entwickler von Toukana Interactive. Zusammen studieren sie an der HTW Berlin Game Design. Dorfromantik ist ihr erstes kommerzielles Projekt. Es gewann in diesem Jahr in mehreren Kategorien den Deutschen Computerspielpreis.
FURIOS: Was macht die Kernessenz von Dorfromantik aus?
Zwi: Dorfromantik ist ein entspanntes Strategie- und Puzzlespiel. Dort baut man aus hexagonalen Kärtchen eine idyllische Dorflandschaft auf. Und je besser man die aneinanderlegt, desto länger kann man spielen. Und dadurch sind Partien theoretisch unendlich.
FURIOS: Auf der Website eures Studiengangs wird Dorfromantik oben als Banner gezeigt, als Werbung quasi. Seid ihr nun das Aushängeschild der Uni?
Zwi: Wir sehen das ein wenig wie ein Zurückgeben. Wir haben viel Unterstützung erhalten und so versuchen wir auf der anderen Seite darauf hinzuweisen, dass wir hier studieren. Und wir freuen uns natürlich, wenn der Studiengang uns als ein Beispielprojekt zeigen kann, sodass auch mehr Leute angesprochen oder überzeugt werden, Game Design zu studieren. Das ist schön, weil wir uns wünschen, dass sich weitere junge Studios etablieren können.
„Der Master ist vor allem auf das Gründen ausgelegt.“
Zwi Zausch, Toukana Interactive
FURIOS: Inwieweit hat der Studiengang euch in Bezug auf das Gründen dabei geholfen, Dorfromantik zu entwickeln?
Zwi: Wir haben ein paar Angebote für junge Gründer*innen. Ein paar Kurse, wo man grundlegend Buchhaltung und Produktion und Ähnliches lernt. Wir haben zum Beispiel auch einen Kurs, wo es um Projektmanagement oder um Marketing geht. Aber der neu eingeführte Master ist vor allen Dingen darauf angelegt, dass man aus der Uni heraus gründen kann. Dass man eigene Projekte aus dem Bachelor oder auch ein neues Projekt sehr konzentriert fortführt. Dabei gibt es viel Unterstützung und wir helfen uns natürlich auch gegenseitig untereinander.
FURIOS: Die Dozierenden haben also auch Erfahrung im Gründen?
Zwi: Ja, die auch. Aber es gibt vor allem ein knowledge sharing. Es ist bei uns immer sehr wichtig, dass alle sich gegenseitig helfen und ihre eigenen Erfahrungen weitergeben.
FURIOS: Besteht euer Master nur noch aus Dorfromantik oder müsst ihr noch andere Module abschließen?
Zwi: Es gibt auch andere Module. Unter anderem coachen wir Teams aus dem Bachelor bei deren Semesterprojekten. Und dann gibt es auch noch andere Kurse, andere Abgaben. Der Aufwand hält sich aber in Grenzen, weil ein großer Teil der Zeit in Dorfromantik fließt, was auch unser Studienprojekt ist.
FURIOS: Wird euch auch geholfen, an Fördergelder zu kommen?
Zwi: Das wird auch unterstützt. Wir haben hier ein Inkubatorprogramm. Wir bekommen vom DE:HIVE-Institut den Raum, in dem wir arbeiten, gestellt und auch die Technik. Somit können wir hier wie in einem echten Studio arbeiten. Und natürlich ist das Feedback der Professor*innen zu den Projekten wie Dorfromantik sehr hilfreich.
FURIOS: Inwieweit habt ihr damit gerechnet, in eurem Studium schon so einen Erfolg zu feiern?
Zwi: Natürlich kann man nicht mit Erfolg planen. Wir haben versucht, das Projekt so aufzubauen, dass wir viele boxes ticken. Also haben wir uns vorher überlegt, was für Grundaspekte wir im Spiel haben wollen. Der Umfang sollte klein bleiben, damit wir es auch in einer kurzen Entwicklungszeit in guter Qualität fertigstellen können und uns nicht in Details verlieren. Und dann sollte das Spiel auch zu jedem Zeitpunkt ein mehr oder weniger gut spielbaren Prototyp haben, damit man es schon zeigen kann. Wir wollten von Anfang an Social-Media-Marketing machen. Deswegen ging auch viel Arbeit in den Art Style, damit der besonders shareable ist. Glücklicherweise ist unser Team auch recht flexibel aufgestellt, wir haben viele verschiedene Fähigkeiten. Dadurch können wir viele Aufgabenbereiche selbst abdecken wie Programmieren, Projektmanagement, Marketing, Design, 3D-Modellierung und weitere gestalterische Aufgaben.
FURIOS: Und das habt ihr alles im Studium gelernt?
Zwi: Im Bachelor haben alle die gleiche Grundlehre im Bereich Gestaltung, Programmierung und in digitalen Tools durchlaufen. Jede*r findet dann seinen*ihren eigenen Fokus. Wir haben alle einen unterschiedlichen Praktikumsweg gewählt. Zwei von uns haben ihr eigenes Spiel veröffentlicht und zwei von uns haben im Bereich 3D, VFX und im Schnitt weitergemacht. Dadurch haben wir diese unterschiedlichen Fähigkeiten verbessert. Dann kam alles zusammen. Wir haben uns gesagt: Komm, lass es uns lieber jetzt probieren. Wer weiß, wie es dann in ein, zwei Jahren ist, wenn man schon wieder in einer anderen Firma arbeitet. Nach dem Studium hätten wir wahrscheinlich nie wieder so zusammengefunden.
FURIOS: Wie genau habt ihr euch als Team im Studium gefunden?
Zwi: Lustigerweise haben wir in dieser Konstellation im Studiengang noch nie zusammengearbeitet. Aber wir haben hin und wieder mal zusammen bei Game Jams mitgemacht. Bei einem haben wir gewonnen. Das hat uns ein gutes Gefühl dafür gegeben, dass unser Team gut funktioniert. Dann wurde der Master eingeführt. Wir waren der erste Jahrgang und dachten, das würde sich perfekt anbieten: den Master machen, dann die Masterarbeit über die Gründung und so ein Projekt schreiben. Und gleichzeitig hätten wir die Räume in der Uni zur Verfügung.
FURIOS: Was habt ihr für Erwartungen und Ziele an die Zukunft?
Zwi: Bald bringen wir ein neues Update heraus, da arbeiten wir gerade ganz fokussiert dran. Und dann steht jetzt die Masterarbeit an. Im Frühjahr nächsten Jahres werden wir die Vollversion von Dorfromantik veröffentlichen. Dann würden wir gern irgendwann das nächste Projekt starten. Auf jeden Fall haben wir uns mit dem Erfolg, den Dorfromantik bisher hatte, genug Freiheit erarbeitet, dass wir weiterhin Spiele machen können.
Dorfromantik erschien in der Erstversion am 25. März 2021 für den PC und kostet 8,99 Euro.