Furios frankiert: Herzfetzen im Ozean

Von der rosaroten Sonnenbrille zu einem gebrochenen Herzen und Kitsch zwischen den Zeilen. Im vierten Teil unserer Ferienserie Furios frankiert schreibt Lucie Schrage über eine Liebesschnulze ohne Happy End.

Alles bunt, alles magisch, aber kein Happy End. Foto: Lucie Schrage

Hey du, 

nun sitze ich hier und schreibe einen Liebesbrief. Oder zumindest einen Brief über die Liebe. Hätte ich selbst nicht gedacht. Also hier kommen sie, die großen Worte von jemandem, die der Liebe so zynisch gegenübersteht. Zumindest der verkitschten Version.

Du warst die, die ich so einfach an mich heranlassen konnte. Für die ich von meiner hohen Mauer gesprungen bin. Das Mädchen, das meine Herzschale durchbrochen hat. Das Mädchen, in das ich mich immer mehr verliebte.

Igitt, denke ich mir bei den meisten Formulierungen, will nur die Augen verdrehen und die Warnzeichen zwischen den Zeilen erkennen. Aber ich schreibe so, weil ich so empfunden habe. Weil du mir in diesem Sommer die rosarote Sonnenbrille aufgesetzt hast. 

Doch es klingt so, als hätte ich die Worte  direkt aus einer Liebesschnulze übernommen. Einer Liebesschnulze ohne Happy End.

Diesmal wollte ich mit meinen Gefühlen nicht mehr hinter dem Berg halten, so wie ich es sonst immer tue. Also bin ich zu dir gerannt. Hinein ins Nichts, in die Kälte, ich habe mich darin verloren und bin schließlich erfroren. 

Diesmal wollte ich nicht ewig drüber nachdenken und zweifeln, dich nicht auf Abstand halten. Ich fühlte mich so gut bei dir. Alles war schön. Alles war magisch. Bis du gingst und ich direkt gegen deine Mauer geklatscht bin, die so viel höher war als meine. Ohne meine dicke Schale ist mein Herz zerbrochen. In tausend kleine Stücke. Ich war so aufgelöst, so fertig mit der Liebe, dass ich die unzählbaren kleinen Teile in den Ozean geworfen habe. Soll  sie doch wer finden.

Du hast all meine Abwehrmechanismen durchbrochen.

Da war wieder Wasser in meinem Boot. 

Aber diesmal bin ich gesprungen, bevor ich mit dir untergehen konnte.

Tauche nach meinen Herzfetzen im Ozean, denn ich will sie selbst finden.

Nach Monaten hast du dich plötzlich wieder gemeldet und einen halbherzigen zweiten Versuch gestartet. War dir langweilig? Oder hast du was bereut? War ich dir jemals wichtig?

Ich war genauso durcheinander wie zu Anfang, hatte die bunte Karte noch, die du mir damals geschenkt hattest. Du warst ehrlich gerührt. Nach diesem zweiten missglückten Anlauf, bei dem ich immer mehr gerannt bin als du, ich vorwärts und du rückwärts, habe ich nicht mehr gezögert und sie zerrissen. In tausend kleine Stücke. Ich habe das Gefühl danach geliebt. 

Mach’s gut. 

P.S.: Was würdest du tun, wenn ich gehen würde und niemals zurückkomme? Ich hoffe, es zerbricht dich auch. In tausend kleine Stücke.

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