Es ist ein Ereignis, ein Ritual. Und für ebendieses Ritual gibt es in Berlin mehr als genug Möglichkeiten. Denn jedes Viertel, jeder Kiez scheint seinen eigenen Flohmarkt zu haben, wobei sie alle ihre eigenen Vor- und Nachteile haben. Insa Birkenhagen sagt uns ihre Meinung.
Der Flohmarkt. Er ist Teil meiner Kindheit, meiner Jugend. Ich kannte ihn als Ort des Trödels, gemütlich wird durch die Stände geschlendert und es konnte das ein oder andere Schnäppchen gemacht werden. In Berlin sieht das ein bisschen anders aus. Hier herrscht regelrecht eine eigene Kultur um den Flohmarkt, er ist weit mehr als nur ein einfacher Weg, um ein bisschen Geld zu sparen.
Mauerpark
Nur ein paar Gehminuten von der U-Bahn Station Eberswalder Straße entfernt, liegt dieser Flohmarkt im Herzen des Prenzlauer Bergs. Zwischen überteuertem Kaffee und bunt angemalten Food Trucks finden sich hier die üblichen Stände voller sogenannter Vintage Mode, wobei das Wort Vintage benutzt wird, um 20 Euro für ein abgetragenes H&M T-Shirt zu verlangen. Unter der brennenden Sonne schiebt sich hier eine Mischung aus Touris und selbsternannten Freidenker*innen über den Park, während du von allen Seiten angeschrien wirst, doch bitte etwas zu kaufen. Um den eigentlichen Charme dieses Flohmarktes zu erleben, reicht aber das Spektakel hinterher. Denn ab 15 Uhr findet das sogenannte Bearpit Karaoke im Amphitheater statt. Dabei sorgen verschiedene Straßenkünstler*innen für Stimmung und falls es dich nicht zum Singen bewegt, kannst du auch einfach nur ein bisschen lauschen und dich dem kollektiven Sonnenbaden anschließen.
RAW-Flohmarkt
Der wahrscheinlich größte aller Flohmärkte in Berlin. Neben Kauf und Verkauf findet auf dem ehemaligen Eisenbahngelände unweit der Warschauer Straße ein Schauspiel der Selbstinszenierung statt. Jede Woche aufs Neue wirft sich die Altersgruppe Anfang bis Ende zwanzig in Schale, um das Sonntagsbummeln in einen Lebensstil zu verwandeln. Da sich dieser Flohmarkt über das gesamte RAW-Gelände erstreckt, passiert es nicht selten, dass mensch sich hier verliert. Es braucht also eine ganze Menge Geduld und Ausdauervermögen, dann können zwischen den unzähligen Ständen auch einzigartige Schnapper gemacht werden. Der RAW-Flohmarkt ist aber vor allem dann zu empfehlen, wenn du planst, selbst zu verkaufen. Denn geknausert wird hier weniger und wenn du dann auch noch ein paar Zimtschnecken anbietest, wirst du auch deinen letzten Fehlkauf los.
Rathaus Schöneberg
Ein persönlicher Favorit. Nicht zu groß, nicht zu klein und vergleichsweise übersichtlich. Krimskrams gibt es hinten rechts, Klamotten auf der anderen Seite und in der Mitte werden Tonnen an Sonnenbrillen verkauft. Am Rathaus Schöneberg kommen vor allem die Schnäppchenjäger*innen auf ihre Kosten, denn neben dem typisch überteuerten Schmuck und der sogenannten Retromode lässt sich hier noch der klassische Flohmarkt erleben. Das heißt Privatpersonen, die ihre alten Sachen für wenig Geld an andere Privatpersonen verkaufen wollen. Ein weiterer Bonus sind die Toiletten. Die befinden sich im geschichtsträchtigen Rathaus direkt vor Ort. Und falls dir der Flohmarkttumult ein bisschen zu viel wird, lässt sich im schnuckeligen Schöneberg noch gut ein Kaffee trinken.
(Anm. der Redaktion: Text wurde nachträglich geändert.)