Der empörte Student

Der FU-Student ist in der Regel empört. Aber wie empört man sich richtig? Die Empörung über die erste Ausgabe von FURIOS hat es vorgemacht!

Der empörte Student. Illustration: Michi Schneider

Die Empörung kam postwendend. Noch während dem Verteilen der ersten Ausgabe auf dem Campus warf man uns »Unverschämtheit und Lüge!« vor und drohte, wie sich das für eine ordentliche Empörung gehört, mit »Konsequenzen!«.

Da es sich bei den Empörten um AStA-Vertreter handelte, dachten wir zuerst, ihre Empörung habe mit einem Artikel zu tun, in dem wir behauptet hatten, ihre »Deutschland muss sterben«-Gesänge seien antiquiert.

Ein Blogger [der seine Tätigkeit mittlerweile eingestellt hat] klärte uns dann aber auf, für »den größten Aufschrei unter der linken, politisch-aktiven, asta-nahen Studierendenschaft« habe nicht dieser AStA-kritische Artikel gesorgt, sondern ein Beitrag über Christen an der FU sowie das Porträt eines Anti-68ers, einem alten Mann namens Hans Eberhard Zahn.

Und in der Tat entbrannte in diesem Blog eine empörte Diskussion darüber, welcher der Artikel nun das »allerletzte« sei. »Rudi« plädierte für den alten Mann, der einer »feigen Denunziantenbande« angehört habe, deren Gesinnungsgenosse noch immer das FU-Präsidium beeinflussen würden. »Dennis« hingegen meinte, »das allerletzte« sei ja wohl der Artikel über die Christen gewesen. Was da »zwischen den Zeilen an reaktionärem, vernunfts- und wissenschaftsfeindlichem glaubensgedusel« verzapft worden sei, sei »dem 21. jahrhundert alles andere als würdig«, meinte er empört. »Micha« wiederum war der Ansicht, der Artikel über die »FU ChristInnen« habe nur »den zweiten platz in anstößigkeitserzeugung« verdient. Der »Böse Zahn« habe sie alle geschlagen.

Ebenso interessant fanden wir die Empörung über diese Empörrubrik. Man hätte den Platz nutzen sollen, um sich über wirklich Empörendes zu empören! »Stattdessen macht man sich in der FURIOSRedaktion eben lieber über KommilitonInnen lustig, die … wirkliche Mißstände empörend finden und diese Empörung zum Ausdruck bringen.« Über diese Arroganz, schloss der Blogger, könne man sich ärgern. Das »wirkliche Problem« sei jedoch »eher« die dahinter liegende Inhaltsleere. Eine empörende Unterstellung, fanden wir.

Alles in allem war die Empörung über FURIOS aber sehr vorbildlich. Von interessanten Wortschöpfungen (»jung-neostockkonservatives blattgedöns«) bis zur Sorge um die Würde des 21. Jahrhunderts war alles für einen SPIEGEL-Leserbrief dabei.

Eine Kommilitonin schrieb uns dann noch, ob man sich hier wirklich über etwas aufregen müsse, das gar nicht zutrifft. Gute Frage, fanden wir. Wir hatten uns über Schließfächer empört, die nur Ein-Euro-Münzen schlucken würden. Was nicht stimmt. Trotzdem finden wir: Ja. Ja, man sollte sich nur über Dinge empören, die nicht zutreffen! Die Empörung ist ein erfüllender Geisteszustand. Man sollte sie nicht von realen Mängeln abhängig machen. Deshalb fanden wir es ja auch ganz in Ordnung, als sich herausgestellt hatte, dass der Student, der uns unterstellte, kalte Krieger zu sein, das Heft noch gar nicht gelesen hatte. (red.)

Michi Schneider hat den empörten in Öl verewigt.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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1 Response

  1. Alan Smithee sagt:

    Wie könnt ihr es wagen, euch über unsere Empörung zu empören? Ich bin empört!

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