Jahr für Jahr scheitern unzählige junge Künstler an den Auswahlverfahren der Berliner Kunsthochschulen. Dieses verlorene Potenzial wollen vier Studentinnen in der Ausstellung »This is for Losers« wieder sichtbar machen. Von Veronika Völlinger
Die Uni Gießen sagte Nein. Gießen sagte auch „künstlerisch nicht ausreichend“. Für Jana und Jule hieß das: Tschüss Studienplatz für Angewandte Theaterwissenschaft. Willkommen im Club der Verlierer! Ein Plan B musste her: Berlin. Mittlerweile studiert Jana Kulturarbeit an der FH Potsdam und Jule Kunstgeschichte und Theaterwissenschaft an der FU Berlin. Ihr Studium ist nicht uninteressant, trotzdem bleibt es für sie die Zweitwahl – ein Schuss vorbei am großen Traum. Und es bleibt die Frage: Woran lag es denn jetzt? Warum bin ich ein Loser?
Jahr für Jahr investieren unzählige hoffnungsvolle Bewerber Zeit, Geld, Arbeit und Liebe in ihre Mappen. Berliner Kunsthochschulen sind für viele der große Traum. Doch nur ein Bruchteil wird angenommen. Was passiert mit denen, die abgelehnt werden? Mit den Losern? Als Pete Doherty aus dem Lautsprecher singt: „This is for lovers/Running away“, entsteht in Janas Kopf plötzlich eine Idee: This is for Losers – eine Ausstellung für verschmähte, abgelehnte Künstler.
Loser in die Galerien!
Aus der Idee wurde ein Konzept und aus dem Konzept ein Projekt. Mit an Bord kamen Janas Kommilitoninnen Antonella und Anja. Zu viert geht es für die Nachwuchs-Kuratorinnen jetzt in die heiße Phase. Noch bis Ende Juli können Bewerber, die dieses oder letztes Jahr an Berliner Kunsthochschulen abgelehnt wurden, ihre Arbeiten einschicken. Das künstlerische Genre ist egal – bis jetzt ist eine wilde Mischung aus Malerei, Musik, Video, Kostümbild und Schauspiel bei den Vieren gelandet. Jana meint: „Da draußen laufen ganz viele potenzielle Künstler rum.“
Gegen Ende des Jahres wird man die Arbeiten in einer Ausstellung bewundern können – von allen Verlierern, deren Kunst doch eigentlich weg sollte. Ob tatsächlich alle gezeigt werden können, steht und fällt vor allem mit der Größe des Ausstellungsortes. „Wir wollen Bewertung und Selektion umgehen“, erklärt Anja und Jana fügt hinzu: „Jeder kriegt eine Plattform, ob das jetzt eine Wand ist oder eine Seite im Katalog.“ Ausschlaggebend ist für die vier Studentinnen dabei ein stimmiges Zusammenspiel der Ausstellungsstücke. Wie die Kunstwerke gehängt oder gestellt werden, wollen sie entscheiden.
Eine Reise ins Ungewisse
Eine Galerie finden, Marketing, Fundraising – all das lernt man im Studiengang Kulturarbeit. Das macht die Sache aber auch nicht einfacher. „Wir können überhaupt nicht voraussehen, was kommt“, meint Antonella. Jana ergänzt: »Wir lassen uns auf die Unsicherheit ein.“ Außer einem Konzept haben die Studentinnen nichts vorzuweisen. Sie gehen ein Wagnis ein – dazu muss auch die Galerie bereit sein. »Wir brauchen von denen einen Freifahrtschein«, erklärt Jana. Mittlerweile sind sie im Gespräch mit einigen kleinen, nichtkommerziellen Galerien, haben erste Partner in der Kunstszene gefunden und bekommen insgesamt positives Feedback.
Im Juli schickt die UdK die Zu- und Absagen raus. Dann stehen auch die letzten Loser der Berliner Kunstschulenbewerber für dieses Jahr fest, deren Träume und Mappen in der hintersten Schrankecke landen und dort einsam verstauben werden. Oder sie landen bei Jana, Jule, Anja und Antonella und finden zusammen mit anderen Losern doch noch den Weg in die Öffentlichkeit. Bis dahin haben die Heilerinnen für wunde Künstlerseelen noch viel Arbeit: „Stadt plakatieren, Galerie finden und natürlich: Künstler, Künstler, Künstler. Wir hoffen auf ganz viele Einsendungen!“
finde ich ganz super. ..kenne bewertungen auch .-künstler- viel glück…