How to be a Banker

Was gibt es zu wenig auf der Welt? Richtig, Banken! Ben Heiden hat sich ein Bankengründungs-Seminar angeschaut und gelernt, wie man mit einer klaren Vision die ganze Welt retten kann.

Auf der Career Center Seite der FU finde ich den perfekten Workshop für Superhelden wie mich. Eine Möglichkeit, wie ich selbst unseren Planeten retten kann: „Wie gründet man eigentlich eine Bank?” heißt das Seminar. Angeboten von KPMG.

KPMG ist Teil der „Big Four“ der Wirtschaftsprüfer. Aber nicht nur das: Für beträchtliche Honorare berät KPMG Unternehmen, aber auch den deutschen Staat und die EU, zu verschiedenen Themen wie Steuergesetzen. Die gleichen Gesetze, für deren Vermeidung Unternehmen wieder Wirtschaftsberater wie KPMG heranziehen.

Banking Begins

Bei meinem Plan, eine eigene Bank zu gründen, scheint mir KPMG also die perfekte Hilfe zu sein. Für ihr Seminar kriegt KPMG von der Uni den besten Raum, den der Wirtschaftsfachbereich zu bieten hat. Zwar habe ich diesen Ort als Student nie betreten, dennoch fühle ich mich als angehender Bänker im Konferenzsaal II sofort heimisch.

Kaum habe ich mich auf einen der gepolsterten Stühle niedergelassen, fliegt mir eine Hand entgegen: „HALLOICHBINCHRIS!“. Glücklich ergreife ich die Hand meines Mitstreiters. Auf dem Weg zu einer besseren Welt kann ich jede Unterstützung gebrauchen. Als ich meinen Mund aufmachen will, werde ich jäh unterbrochen: „HALLOICHBINCHRIS!“. Mein Kamerad hat auf der anderen Seite einen neuen Freund gefunden.

Von Visionen und Motivationen

KPMG stellt uns sechs Mitarbeiter*innen zur Seite, die uns auf unserer abenteuerlichen Reise in die Welt der Banken begleiten. Sie nennen sich selbst Visionär*innen. Auch privat haben sie einiges zu bieten. Auf jeweils einer Slide zeigen sie uns ihre Persönlichkeit. Marcel, Merve und Bogdan reisen gern und Frederik und Carina betreiben sogar Extremsport. Großartig!

Dann folgt die erste Ernüchterung. Banken zu gründen ist schwierig. Regularien sind hart und juristisch und ich verstehe vor lauter Abkürzungen gar nichts. In einer Pause tausche ich mich mit einer anderen Studentin über unsere jeweiligen Zukunftspläne aus. Wie ich will sie etwas gründen. Während ich mir bei dem Objekt meiner Gründungsbegierde schon sicher bin, ist sie noch unentschlossen. Das „was genau?“ ist ihr auch egal. Die Gründungsmotivation hat sie aber, versichert sie mir.

KPMG sucht den Supervisionär

Das große Finale des Abends naht. Wir sollen den als Bankgründer*innen getarnten KPMG-Visionär*innen in einem Pitch ein Konzept für ihre neue Bank präsentieren. Der Konferenzsaal II hat sich in die Bühne einer Casting-Show verwandelt. Die KPMG-Jury sitzt an einem langen Tisch am Ende des Raumes und beurteilt uns potenzielle Praktikumskanditdat*innen. Der Praktikantenmarkt ist groß und KPMG will nur das beste kostenlose Kapital. Das praktikumslose Kapital windet sich und pitcht was das Zeug hält, nur um zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen zu werden. „Wir begrüßen sie ganz herzlich zu unserer Präsentation“, schnarrt Chris. The Game Show is on.

Nach dem Pitch geben uns die KPMG-Visionär*innen überschwänglich positives Feedback. Chris und ein paar seiner neu gewonnen Freunde wollen unbedingt den Praktikumsplatz aller Praktikumsplätze: „Wie genau bewirbt man sich eigentlich bei KPMG? Wie gut müssen meine Noten sein?“. Die Fragen wiederholen sich, während meine Kommiliton*innen versuchen, so viel Redezeit wie möglich abzugreifen.

Ich überlege derweil, wie es mit meiner Bankgründung weitergehen soll. Allein kann ich meine Mission nicht antreten. Dafür gibt es zu viele nervige Regeln. Die KPMG-Visionär*innen müssen mir mit ihren Steuertricks und Paragrafen-Wissen helfen, der Welt ein neues, schöneres Antlitz zu verleihen. Aber ich bin mir sicher, dass sie das können. Schließlich sind die jungen, dynamischen, kreativen, hierarchieflachen und kompetenten Teams des Wirtschaftsprüfers nur einen Pitch von der Weltrettung entfernt und hangeln sich von Vision zu Vision zu ihren 1,8 Milliarden Euro Umsatz jährlich in Deutschland.

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