Trippy durch die Galaxis

Auf Netflix sind endlich die ersten fünf Folgen der neuen Staffel von „Rick and Morty“ erschienen. Matthäus Leidenfrost hat sie alle an einem Tag geschaut und träumt jetzt von Weltraumquatsch.

Rick and Morty. Foto: Warner Media / Montage: Julia Hubernagel

Weltraumtoilleten, Schlampendrachen und ein Schlangenterminator: So ließe sich vielleicht beschreiben, um was es in diesem abgedrehten Weltraum-Cartoon geht. Aber damit würde man immer noch nicht im Stande sein, den Wahnsinn zu fassen, für den „Rick und Morty“ bekannt sind. In mittlerweile dreieinhalb Staffeln (für die letzte Hälfte konnte Netflix sich die Rechte noch nicht sichern) kann man die absurden Abenteuer von Morty und seinem verrückten Wissenschaftler-Opa Rick auch auf Deutsch verfolgen.

Der Hype um das Erscheinen der neuen Staffel war groß, gerade in den USA ist die Serie Kult. Dabei trifft der Humor sicher nicht jedermanns Geschmack. Im Gegensatz zu anderen beliebten Cartoons, die sich eher an ein älteres Publikum (ja, uns) richten – wie „Southpark“ beispielsweise – das ja gerade von seinem gesellschaftskritischen Humor lebt, verzichtet „Rick und Morty“ völlig darauf, sich mit realen Themen auseinanderzusetzen. Die Komik erwächst eher aus dem Ungleichgewicht zwischen Morty, einem ziemlich jämmerlichen Teenager, und Rick, seinem wahnsinnigen, aber genialen Großvater. Denn während ersterer vollkommen ahnungslos ist, weiß letzterer immer auf alles eine Antwort.

Plötzlich Gott

Jede Folge ist im Grunde gleich aufgebaut: Morty muss gegen seinen Willen an lebensgefährlichen Missionen im Weltraum teilnehmen, die sein Großvater liebevoll „Abenteuer“ nennt. Dabei geht es Rick nicht um irgendwelche hehren Ziele, für ihn ist das Universum ein Medikamentenschrank, aus dem er sich frei bedient. Zum Beispiel mit seltenen Todeskristallen, die einem den eigenen Tod vorhersehen – das findet Rick aber total langweilig, für ihn zählt der Profit. Meistens läuft alles so lange gut, bis Morty eine Warnung seines Opas ignoriert und einen folgenreichen Fehler begeht. Denn dadurch droht gleich der Untergang des ganzen Universums. Oft scheint alles verloren, bis Rick als Deus ex Machina auftritt und mit seinen Erfindungen wieder alles in Ordnung bringt. Das ist natürlich unglaublich vorhersehbar – aber gleichzeitig irgendwie befriedigend.

Tiefgründige Charaktere, wie man sie zum Beispiel von „F is for Family“ gewohnt ist, sucht man hier vergeblich, auch wenn manchmal komplexere Emotionen angedeutet werden. Das ist ein wenig schade, denn nach drei Staffeln hat man das Gefühl, das Rezept schon zu kennen. Die Frage ist, ob es in der zweiten Hälfte gelingt, nochmal frischen Wind in die Sache zu bringen, denn trotz all der guten und absurden Einfälle würde es nicht schaden, wenn sich die Beziehung von Enkel und Opa ein wenig weiter entwickelt, denn gerade Morty ist wirklich, um es mit Ricks Worten zu sagen: “a whiny little piece of sh*t!” 

Verrückt, verrückter, nächste Folge

Die exotischen Welten und Schrecken des Alls sind trotzdem eine Freude für das Auge und am meisten Spaß macht sowieso der Umstand, dass jede Folge noch verrückter ist als die davor. Fasziniert lässt man sich dann doch wieder darauf ein, weil man einfach neugierig ist: Wenn man sich denkt, verrückter wird’s nicht mehr, kommt irgendwo ein Schlampendrache her.

Autor*in

Matthaeus Leidenfrost

Jäger des verlorenen Satzes

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