Guttengate

Roland Preuß und Tanjev Schultz: Guttenbergs Fall. Rezensiert von Margarethe Gallersdörfer.

Karl-Theodor zu Guttenberg

Im März 2011 musste der damalige Verteidigungsminister zu Guttenberg zurücktreten. Es hatte sich herausgestellt, dass er seine Doktorarbeit zum großen Teil Copy/Paste zu verdanken hatte. Über diese Affäre ist das Buch „Guttenbergs Fall. Der Skandal und seine Folgen für Politik und Gesellschaft“ von Roland Preuß und Tanjev Schultz erschienen, laut Klappentext „die beiden Journalisten, die den Stein ins Rollen gebracht haben“. Zwei Schadenfrohe, die noch mal nachtreten und ihre eigene Rolle beim tiefen Fall des Karl-Theodor zu Guttenberg größer schreiben wollen, als sie tatsächlich war?

So ein Buch macht misstrauisch. Die Autoren schienen das zu ahnen. Statt sich mit fremden Lorbeeren zu schmücken, bieten sie eine detaillierte Zusammenfassung der Plagiatsaffäre: vom ersten Verdacht gegen Guttenberg bis zu Plagiatsfällen bei weiteren Politikern. Sie widmen sich ausführlich dem Entdecker der ersten Plagiate sowie der Online-Plattform GuttenPlag. Wer die Berichterstattung um Guttenbergs Doktorarbeit in der Süddeutschen Zeitung verfolgt hat, dem wird jedoch manches bekannt vorkommen. Doch natürlich geben sich Preuß und Schultz nicht die Blöße, in einem Buch über den Fall Guttenberg andere Texte zu nutzen, ohne das anzugeben; selbst, wenn es ihre eigenen Artikel sind. Ihre Akribie beim Offenlegen der Quellen ist unfreiwillig komisch: Die Angst, Guttenberg-Fanatiker könnten sich das Buch vornehmen und auch nur die winzigste Unkorrektheit finden, muss groß gewesen sein. Selbst eine nicht besonders originelle Formulierung wie „Sieg mit bitterem Nachgeschmack“ wird mit einer Fußnote versehen.

Die Stärke des Buches besteht darin, dass es nicht allein die Affäre um Guttenberg reproduziert, auf dass sich der Leser noch einmal an dessen Rechtfertigungsversuchen ergötze. Die Autoren stellen auch einige allgemeine Betrachtungen an, die lesenswert sind, zum Beispiel über die Rolle von Skandalen in einer Gesellschaft. Kritisch beleuchtet wird auch der Universitäts- und Wissenschaftsbetrieb, der viel Mitverantwortung trägt an Pfusch und Betrug beim wissenschaftlichen Arbeiten. Das Einzige, was dem Buch fehlt, ist der Mut zu einer klareren Prognose, ob Guttenberg ein Comeback gelingen wird. Momentan sieht alles danach aus, als würde „KT“ wieder Anlauf nehmen. Es heißt sogar, er sitze an einer zweiten Doktorarbeit.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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