Dieter Wedel ist ein gefeierter deutscher Regisseur. An der FU leitete er die Studentenbühne, inszenierte Stücke und legte so den Grundstein für seinen Erfolg – Hund Weffi immer im Schlepptau. Mit Mara Bierbach hat er sich an seine Studentenzeit erinnert.
Dieter Wedel ist ein Hundemensch. „Mein Leben lang liebe ich Hunde und habe nie ohne Hund gelebt“, erzählt der Regisseur. Zu seinen Vorlesungen an der Freien Universität begleitete ihn in den späten 1950er- und frühen 1960er-Jahren ein großer, gutmütiger Boxer namens Weffi – obwohl das streng verboten war. Der Hund hatte nämlich ein Problem: Er konnte nicht allein sein. Ließ Wedel Weffi in seiner Studentenbude am Ku’damm zurück, riss der die Tapeten von den Wänden. Zum Glück zeigten sich Wedels Kommilitonen solidarisch mit dem geselligen Tier und schirmten Wedel und seinen Boxer vor den Blicken der Professoren ab. Erwischt wurden die beiden nie: „Nur ab und zu hat sich ein Professor gewundert, wenn Weffi laut gegähnt hat und dann alle kicherten“, sagt Wedel schmunzelnd.
Der Typ, der immer mit dem Hund in die Uni kam, ist heute einer der bekanntesten deutschen Regisseure. Vor allem mit Fernsehfilmen wie „Einmal im Leben“ (1972) und Mehrteilern wie „Der große Bellheim“ (1993) oder „Gier“ (2010) hat sich Dieter Wedel einen Namen gemacht. Seit 2002 leitet Wedel die Nibelungenfestspiele in Worms, 2014 wird er die Sage dort zum letzten Mal in Szene setzen.
Schon als Schüler im hessischen Bad Nauheim zeigte sich Wedels Leidenschaft für die Bühne. Er schrieb eigene Theaterstücke und inszenierte sie mit Klassenkameraden im örtlichen Kurtheater. Immer in der Hauptrolle: Wedel selbst. Bei einer Aufführung saß Hans Knudsen im Publikum, damals Leiter des Instituts für Theaterwissenschaft der FU. Knudsen empfahl ihm, „Theaterwissenschaft, vielleicht Philosophie im Nebenfach und Geschichte“ zu studieren. Genau das tat Wedel nach seinem Abitur 1959. Er schrieb sich an der FU ein und zog nach Berlin –
nicht zuletzt, um der Bundeswehr zu entgehen: Westberliner Studenten waren damals von der Wehrpflicht befreit.
Neben dem Studium besuchte Wedel eine Schauspielschule, merkte aber schnell, dass die Regie seine wahre Leidenschaft ist. An der Studentenbühne der FU übernahm Wedel die Leitung und inszenierte unter anderem Kotzebues „Die deutschen Kleinstädter“.
Als er zu einer Aufführung den Theaterkritiker Herbert Ihering, einen bekennenden Kommunisten, einlud, brachte dies ihm einerseits scharfe Kritik eines konservativen Professors und fast einen Verweis von der Universität ein – öffnete ihm andererseits dank Iherings hymnischer Besprechung die Türen der Theaterwelt. „Plötzlich fragten etliche Theater in Westberlin an, ob ich nicht mal bei ihnen arbeiten wolle“, erinnert sich Wedel. So inszenierte er schon als Student am Hebbeltheater.
Wedel war hin- und hergerissen zwischen seinem Studium und einer Karriere als Theaterregisseur. „Viele haben mir damals geraten: ›Kommen Sie, lassen Sie doch das Studium‹“, erinnert er sich. Verlockend für Wedel, zumal er heute von sich sagt: „Ich war nicht unbedingt der geborene Wissenschaftler.“
Doch er hatte es seiner Mutter versprochen: Er würde promovieren. Also schlug er verlockende Angebote aus und legte 1963 nach einem Jahr Arbeit eine 450-seitige Dissertation über den Expressionismus auf Frankfurter Bühnen vor. Seine Mutter war begeistert – doch die Türen in die Theaterwelt fielen plötzlich knallend wieder zu. Ein Intendant erklärte Wedel pikiert: „Doktor-Regisseur, das ist ja ein Schimpfwort.“ Also ging Wedel zum Fernsehen – und machte dort, trotz Doktor, Karriere.