Durchschnittlich eine von hundert Frauen ging zur Wahl der Frauenbeauftragten an der FU. Das bürokratische Wirrwarr ist schuld an dieser niedrigen Beteiligung, findet Josta von Bockxmeer. Vom Scheitern eines Wahlversuchs.
Liebe Frauenbeauftragten,
ich habe mir dieses Jahr wirklich Mühe gegeben, Sie zu wählen. Denn Ihre Arbeit – Frauen auf ihrem Karriereweg fördern und ihrer Diskriminierung entgegenwirken – finde ich sehr wichtig. Also habe ich mich im Vorfeld darüber informiert, wie die Wahl funktioniert, wo sie stattfindet, und wer sich dieses Jahr aufgestellt hat. Ich habe viele Mühen auf mich genommen – und doch bin ich gescheitert.
Woran das lag? Zunächst daran, dass die Struktur der Frauenbeauftragten an der FU kompliziert ist. Dachte ich früher, dass es nur die zentrale Frauenbeauftragte und ihre Stellvertreterinnen gibt, weiß ich jetzt, dass jeder Fachbereich, jedes Zentralinstitut und jede zentrale Einrichtung der FU eine eigene Frauenbeauftragte und eine Stellvertreterin hat. Die Frauenbeauftragten werden von dem Frauenrat gewählt, für den wiederum die Wählerinnen abstimmen. Neben dem zentralen Frauenrat, der die zentrale Frauenbeauftragte wählt, hat jeder Bereich der FU einen eigenen Frauenrat. Doch bei diesem Rechercheaufwand blieb es nicht.
Zusätzlich kompliziert wurde es dadurch, dass am 14. Januar gar nicht alle Frauenräte gewählt wurden. Das ist unpraktisch, denn wenn Frau die Wahlberechtigten einmal auf einen Termin aufmerksam gemacht hat, sollten an dem Tag auch alle Wahlen stattfinden. So aber blieben die Wahlen ein Torso.
Motivierte Wählerinnen dürfen nicht scheitern
Vielleicht ist „aufmerksam gemacht“ nicht die richtige Formulierung. Der Aufruf zur Wahl bestand aus einer schlichten E-Mail und einer Ankündigung auf der Webseite der zentralen Frauenbeauftragten. Wer die Kandidatinnen für den zentralen Frauenrat waren, ließ sich erst nach einigem Suchen der Webseite des Zentralen Wahlvorstandes entnehmen. Wer sich für die verschiedenen dezentralen Frauenräte aufstellen ließ, stand nirgendwo, geschweige denn welche Meinungen sie vertreten. Die Wählerinnen konnten sich also kein Bild davon machen, welche Folgen eine Stimme für eine Kandidatin haben würde.
Als ich endlich herausgefunden hatte, für welchen Bereich der Uni ich abstimmen durfte und wo das betreffende Wahllokal war, musste ich mich auch noch beeilen. Denn während die Wahl für das Studierendenparlament drei Tage dauerte, fanden die für die Frauenräte nur am 14. Januar statt. Außer Atem kam ich um 16 Uhr am Wahllokal an, um festzustellen, das es nur von 12 bis 15 Uhr geöffnet war. Mal ernsthaft: Wie sollten in der kurzen Zeit alle weiblichen Mitglieder des Fachbereichs dort abstimmen? Kein Wunder, dass die Wahlbeteiligung für den zentralen Frauenrat unter Studentinnen bei 1,20 Prozent lag.
Diese Bedingungen sind eine Katastrophe für die Wahlbeteiligung. Meine Empfehlungen: Bringen Sie die Wahl zu den Wählerinnen! Informieren Sie diese rechtzeitig und ausführlich. Verkürzen Sie die Suche nach dem Wahllokal und verlängern Sie die Öffnungszeiten. Die Stimmzettel für die Frauenräte könnten denen der Stupa-Wahl beigelegt werden, damit wäre zumindest eine studentische Wahlbeteiligung von rund zehn Prozent gesichert. Dafür müssten die verschiedenen Wahlvorstände eben zusammenarbeiten. Das kann nicht zu viel verlangt sein.
Klar, aktive Beteiligung an der Hochschulpolitik ist seit jeher Mangelware. Aber wenn sogar motivierte Wählerinnen nicht durch den bürokratischen Dschungel finden, gibt es keine Aussicht auf Besserung.
Ihre
Josta van Bockxmeer
Das ist ja an intransparenz nicht mehr zu toppen. Wer weiss, wem das nützt. Wahlverfahren kann man auch ändern!