Keine Zukunftsängste machen lassen!

Die Vermutungen, dass der Mindestlohn das Ende des Praktikums bedeuten wird, sind nur Angstmache. Die Praktikanten selbst können an ihrer Situation etwas ändern, findet Josta van Bockxmeer.

Montagskommentar (neu)

Die „Generation Praktikum“ nennen wir Studierende uns selbst. Statt nach dem Studium eine Arbeit zu finden, sind wir dazu verurteilt, monate- und manchmal sogar jahrelang für nicht mehr zu arbeiten als für das vage Versprechen, irgendwann mal den Traumjob zu bekommen. Der Mindestlohn würde daran etwas ändern: Arbeitgeber müssten unsere Arbeit gerecht entlohnen.

Klar, für viele von uns würde sich zunächst nichts ändern. Freiwillige Praktika bis zu sechs Wochen und Praktika, die wir im Rahmen unseres Studiums oder unserer Ausbildung absolvieren, sind von der Regelung ausgenommen. Das Gute daran: Der Mindestlohn hindert uns nicht, uns einen ersten, unverbindlichen Eindruck der Berufswelt zu verschaffen. Flexibilität während des Studiums, ordentlicher Lohn nach dem Abschluss – ein Mindestlohn für Praktikanten sollte uns eigentlich freuen.

In den Kommentaren der Zeitungen ist von Freude nichts zu spüren. Der Mindestlohn werde es ihm unmöglich machen, junge Leute richtig auszubilden, vermutet Gastronomiebetreiber Sylvio Krüger auf „taz.de“. Und Wigan Salazar, Vorstandschef der Kommunikationsberatung MSL Germany, befürchtet auf der Webseite des „Tagesspiegels“, „dass die neue Regelung vor allem für potenzielle Berufseinsteiger von Nachteil sein wird.“

Diese Reaktionen auf das neue Gesetz bezwecken nur eines: Sie machen Angst vor der Arbeitslosigkeit. Bei der großen Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt haben wir keine anderen Einstiegschancen als das Praktikum, so die Logik. Ohne Praktikum keine Kontakte, und ohne Kontakte keine Arbeit: Der Mindestlohn verbaue uns den Einstieg in den Job. In der Reihe der Kommentare finden sich übrigens nur wenige von Praktikanten selbst. Das ist bezeichnend: Es ist klar, dass die Pläne der Ministerin bei Arbeitgebern nicht auf Begeisterung stoßen. Sie verlieren mit dem Gesetz ihre kostenlosen Arbeitskräfte.

Dabei ist es gerade diese kostenlos geleistete Arbeit, die das Jobangebot noch weiter senkt: Arbeitgeber würden keine neuen Stellen schaffen, wenn kostenlose Praktikanten dieselbe Arbeit machen könnten, so ein vielgehörtes Argument. Schwer zu glauben, dass diese Arbeit plötzlich nicht mehr notwendig ist, wenn die Praktikanten wegfallen. Viel eher werden Arbeitgeber an anderer Stelle sparen oder zusätzliche Förderung beantragen müssen. Und wenn es nicht mehr die Norm ist, vor dem Berufseinstieg vier längere Praktika gemacht zu haben, wird auch das sich ändern.

Vergessen wir nicht unsere Macht, die Situation zu ändern. Wir sind die Generation Praktikum”, weil wir das Spiel mitspielen. Der Mindestlohn für Praktika zwingt Arbeitgeber dazu, uns für unsere Arbeit gerecht zu entlohnen. Lassen wir uns keine Angst machen!

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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