Leistungspunkte fürs Ehrenamt gefährden die Moral und stellen die Motivation der Helfer in Frage, findet Eva Famulla. Die Entlohnung der Flüchtlingshelfer muss an anderer Stelle geschehen.
Die Einführung von Leistungspunkten für Flüchtlingshilfe bedeutet im Klartext die Einführung eines Bologna-Ehrenamtes. Im Bachelor-Master-Studium geht es ohnehin schon meistens um Punkte und selten um Interesse. Es wird nicht das interessanteste Seminar belegt, sondern jenes, das am meisten Punkte bringt. Warum sollte diese verkehrte Moral nun auf die Flüchtlingshilfe übertragen werden? Die Vergabe von Leistungspunkten stellt die Motivation der Helfer in Frage.
Natürlich, Ehrenamtliche sollten entlohnt werden. Aber was ist mit nicht-studentischen Helfern, die einer Vollzeitbeschäftigung nachgehen? Ihr Chef gibt ihnen bestimmt keine Pluspunkte dafür, dass sie nachts am Lageso stehen und morgens im Büro einschlafen. Die Entlohnung muss an anderer Stelle geschehen. Das ist vor allem Aufgabe des Staates: Die Arbeit, die zurzeit freiwillige Flüchtlingshelfer machen, muss langfristig an bezahlte Arbeitskräfte vergeben werden.
Der falsche Weg
Wenn es außerdem nur Punkte für Flüchtlingshilfe gibt, impliziert das, die Arbeit anderer Ehrenamtlicher sei weniger wert. Denn was ist mit denen, die sich für Minderheiten einsetzen? Mit denen, die in der Jugendarbeit tätig sind? Schon immer engagieren sich Studenten neben dem Studium freiwillig.
Flüchtlingshilfe ist wichtig und hochaktuell, ja klar. Aber eine Entlohnung im Studium mit Punkten ist der falsche Weg. Verlängerung der Regelstudienzeit oder sicheres Bafög bei nachweislichem Engagement wäre eine faire und nachhaltige Lösung. Aber dann bitte auch für alle anderen, die sich engagieren. Egal wo.