Tödlicher Regen

Postapokalypse in Dänemark: Ein Virus hinterlässt das Land in Trümmern. Mit außergewöhnlicher Spannung bringt die erste dänische Netflix Produktion „The Rain” frischen Wind in das angestaubte Genre, findet Boris Ritzow.

Keine schöne Welt: Viren, Regen und Zerstörung Bild: Netflix Illustration: Joshua Leibig

Als erste dänische Netflix Eigenproduktion hatte es „The Rain” nicht leicht: Viele vermuteten, die Serie sei nur ein Klon des deutschen Netflix Debuts „Dark”. Mit außergewöhnlicher Leichtigkeit tritt „The Rain” jedoch aus dem Schatten der Produktion des größeren Nachbarlandes und entzückt mit eigenem Charme und einer raffinierten Geschichte.

Regen mal anders

Dänemark wird von einer Katastrophe heimgesucht: Regen, der ein unbekanntes Virus überträgt. Ein Tropfen auf der Haut reicht und die Infizierten erleiden einen grausamen Tod. Die Geschwister Simone und Rasmus werden mit Ausbruch des Virus von ihrem Vater in einen ominösen Bunker gebracht. Als dieser kurz darauf mit dem Versprechen verschwindet bald zurückzukommen und die Mutter stirbt, sind die Kinder auf sich allein gestellt.

Plötzlich ein abrupter Zeitsprung: Das selbe Setting, sechs Jahre später. Während seine Schwester kaum einen Tag gealtert zu sein scheint, ist Rasmus auf einmal ein junger Mann. Da ihre Lebensmittel aufgebraucht sind, beschließen die beiden, den Bunker zu verlassen und ihren Vater zu suchen. Draußen finden die Geschwister postapokalyptische Zustände vor: Nach dem Tod der meisten Einwohner Dänemarks ist die gesamte gesellschaftliche Struktur zusammengebrochen und es herrschen anarchische Zustände. Der Regen ist nun weniger eine Gefahr als die anderen Überlebenden.

In nicht mehr als 30 Minuten spult die erste Folge diese Ereignisse ab und schafft so nicht nur den Rahmen der Serie sondern lässt eine regelrechte Sogwirkung entstehen. Die richtige Geschichte beginnt erst jetzt.

The Walking Dead ohne Zombies?

Simone und Rasmus schließen sich einer Gruppe junger Leute an und ziehen auf der Suchen nach Essen durchs Land. Im Vordergrund steht nun nicht mehr, wie der Anfang und der Titel vermuten lassen, der tödliche Regen an sich, sondern die Welt, die er zurückgelassen hat. Hier hat „The Rain” einige Parallelen zur US-Serie „The Walking Dead”. Das Verhalten der Menschen untereinander im Kampf ums Überleben kennt keinerlei Regeln und Konsequenzen. Die Gruppe wird immer wieder vor moralisch verwerfliche Entscheidungen gestellt und jeder neue Tag birgt neue Herausforderungen. Immer wieder setzt die Serie dieses Setting gekonnt in Szene.

Eine weitere Stärke von „The Rain” sind die überaus vielschichtigen und emotionalen Charaktere. In Rückblenden gewinnen die Protagonist*innen mehr Komplexität. Den jungen dänischen Schauspieler*innen gelingt es, den Persönlichkeiten Tiefgang und Authentizität zu verleihen.

Für Fans des Genres ist es beinahe unmöglich, einen Bogen um die Serie zu machen. Eigentlich lohnt es sich aber für alle, die auf der Suche nach einer spannenden Serie sind und sich nicht durch ein postapokalyptisches Setting abschrecken lassen. Denn über die acht Episoden wird eine mitreißende Geschichte mit überraschend vielen Wendungen und einer emotionalen Tiefe erzählt, die sie nicht zuletzt den komplexen Charakteren zu verdanken hat. Hier können nur wenige Serien mithalten. Für einen gemütlichen, verregneten Sommerabend ist „The Rain” also genau das Richtige.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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