Wer kein Herz für Leistungspunkte hat, der*die hat nun mal kein Herz. Den großväterlichen Rat ihres Dozenten hat sich Lena Marie Breuer einfach mal ernst genommen. Ergebnis: Tote Oma, gute Noten.
Studis haben ihr Leben nicht unter Kontrolle. Saufend statt paukend fristen sie ihr Dasein und verschwenden Zeit und Geld. Ein Dozent am Otto-Suhr-Institut (OSI) hat davon genug: Er will Ordnung in den Laden bringen und hat seinen Seminarteilnehmer*innen, mich eingeschlossen, ein Dokument zukommen lassen – voll mit Tipps und Tricks, wie man sich konzentriert auf das, was wichtig ist. Nach ihm sind das drei Dinge: Das Studium, das Studium und das Studium [sic!].
Er hat ja Recht: Wir können so dankbar sein, für wenig Geld in Deutschland studieren zu können. Wer nicht alles gibt, tritt dieses Privileg mit Füßen! Besagter Dozent erklärt daher, dass lästige Verwandte, die es wagen, unter schweren Krankheiten zu leiden, pflegebedürftig zu werden oder gar die Dreistigkeit aufbringen, zu sterben, würden uns nur vom Studium abhalten. Wer Zeit mit Pflege oder Trauer verschwendet, möge den Studienplatz doch bitte für jemanden frei machen, der*die mehr Glück hat in Sachen familiärer Gesundheit – oder bereit ist, für das Studium Oma ins Heim zu verfrachten. Auch neben dem Studium zu arbeiten, sei keine gute Idee, denn das hält nur vom Lesen ab. Wer dann die Miete nicht mehr zahlen kann, findet zwischen den Bibliotheksregalen sicher ein nettes Plätzchen. Dann verkürzt sich auch der Arbeitsweg immens.
Da ich dringend die Leistungspunkte brauche, kündige ich kurzerhand meinen Job und teile meinen Eltern mit, dass sie mich ab jetzt vollständig finanzieren müssen. Sie sind nicht begeistert. Alternativplan: Oma anrufen. Doch die hat nach einem Streit meine Nummer blockiert, da sie sich sicher war, Opfer des Enkel-Tricks geworden zu sein. Wer so wenig in meine Bildung investiert, muss sich über fehlende Krankenhausbesuche nicht wundern, schreibe ich ihr in einer wütenden SMS.
In meinen S-Bahn-Waggon steigt unterdessen eine alte Dame ein und fragt, ob ich den Platz freimachen könne. Ich brülle sie an, dass ich ja wohl mittlerweile genug Zeit mit dem Lesen meiner Texte verbringe und dass sie geistig sowieso nicht mit mir mithalten könne. Als mir klar wird, dass sie meinen Sitzplatz meinte, verlasse ich beschämt die Bahn.