Und? Schon angefangen? Für viele bedeuten die vorlesungsfreien Sommermonate eins: Hausarbeit(en). Doch, wo einige Routine sehen, sehen andere Probleme. Das Stichwort: Prokrastination. Jannis Göbel liefert einige Lösungsansätze, von optimaler Themenfindung bis zum idealen Handlungsplan.
Willkommen in der vorlesungsfreien Zeit. Durchatmen? Wohl kaum, denn die Hausarbeiten stehen an. Sofern man noch nicht während der Vorlesungszeit losgelegt hat, heißt es jetzt: Thema finden, Quellen suchen, alles mit den Dozierenden absprechen, die Arbeit schreiben und dann abgeben. Klingt an sich überschaubar, jedoch können schnell Probleme entstehen. Man kennt es. Wir schalten den Computer ein ‒ unser Ziel: Mindestens drei Seiten fertig schreiben. Aber vielleicht sollten wir vorher nochmal die Pflanzen gießen, und wo wir schon mal dabei sind, kann man ja auch noch Staub wischen. Ach was soll’s, wir putzen gleich die ganze Wohnung! Und ehe wir uns versehen, ist es zu spät, um richtig mit der Arbeit anzufangen. Wir machen es einfach morgen. Natürlich.
Was ist passiert? Die Antwort lautet Prokrastination: Eine Störung der Volition (unserer willentlichen Handlungssteuerung). Was genau bedeutet das? Wir haben eine Hausarbeit zu schreiben und wissen auch, dass diese wichtig ist, aber Strategien, um wirklich anzufangen, haben wir nicht. Oft kann der Schreibprozess als unangenehm empfunden werden. Hierfür gibt es etliche Gründe, unter anderem bei der Strukturierung der Arbeit oder beim Finden von Quellen. Gerade das Thema kann uns Probleme bereiten. Wie findet man ein gutes? Hier sollten wir uns in erster Linie fragen: Was finden wir spannend? Bei der Themenfindung sollten wir uns auf die Inhalte des Seminars beziehen, die uns am meisten interessiert haben, beziehungsweise sich mit unseren Interessen am besten verbinden lassen. Falls hier Schwierigkeiten entstehen, ist es ratsam, sich mit den Dozierenden der Lehrveranstaltung zusammenzusetzen, um gemeinsam eine Fragestellung für die Hausarbeit zu erörtern.
Ein einfacher Ablauf: Wenn A, dann B.
Gut, ein Thema haben wir. Ab jetzt kann nichts mehr schief gehen, oder? Schön wär’s. Idealerweise sollte uns das Thema antreiben, die Arbeit zu schreiben, aber es kann immer wieder zu Prokrastinationsphasen kommen. Was können wir machen? Eine Möglichkeit ist mentales Kontrastieren, gefolgt von sogenannten Wenn-Dann-Plänen. Fangen wir beim mentalen Kontrastieren an. Hier wollen wir realistische Ziele entwickeln. Um dort jedoch anzukommen, müssen wir erstmal ein wenig idealistisch sein: Wir wollen beispielsweise drei Seiten pro Tag schreiben. Jetzt sollten wir uns ausmalen, wie unsere Zukunft aussieht, falls wir das Ziel erreichen: Wahrscheinlich haben wir wenig(er) Stress und mehr Zeit für Freund*innen (und auch für uns selbst). Wie sieht es wirklich aus? Haben wir jeden Tag genug Zeit, um die drei Seiten zu schreiben? Vielleicht müssen wir arbeiten und haben anschließend keine Kraft mehr, uns noch an die Hausarbeit zu setzen. Oder wir stoßen auf eine Lücke in unserer Recherche und müssen neue Quellen finden. Die möglichen Hindernisse setzen wir mit unserer Idealvorstellung ins Verhältnis: Wie viele Seiten pro Tag sind jetzt noch möglich? Wir gehen letztlich einen Kompromiss ein: Beispielsweise sind eine bis zwei Seiten pro Tag realistisch.
Denken wir erneut an die Zukunft: Ist unsere nun realistische Zielsetzung immer noch gewinnbringend? Wenn ja, gehen wir dem Ziel nach. Aber wie genau? Wenn-Dann-Pläne sind die Antwort. Hier konkretisieren wir eine Handlungsfolge. Also, wenn Ereignis A eintritt, dann mache ich B. Bei den Plänen sollten wir spezifisch sein, aber nicht zu spezifisch. Ein Negativbeispiel wäre: Wenn ich freitags um 17:42 Uhr nach Hause komme, dann schalte ich meinen Computer ein und recherchiere nach Quellen. Unser Wenn-Ereignis sollte genug Freiraum haben, sodass wir oft zum Handeln kommen können. Ein besseres Beispiel wäre: Wenn ich meinen Computer einschalte, dann recherchiere ich erstmal nach Quellen. Oder: Wenn ich meinen Computer einschalte, lese ich meine bisherige Ausarbeitung nochmal durch. Wichtig ist, dass wir die Handlungspläne oft wiederholen, sodass sich Automatismen bilden. Im Idealfall denken wir nicht mehr explizit an die Pläne, sondern führen sie sofort aus.
Ist die Prokrastination damit besiegt? Gute Frage. Es ist definitiv hilfreich, realistische Ziele und anschließend einen Handlungsplan zu erarbeiten. Wir haben hiermit ein Grundgerüst, das uns die Themenfindung und anschließende Schreibphase erleichtert. Wichtig ist, sich nicht entmutigen zu lassen, wenn es nicht auf Anhieb klappt (egal ob bei der Themenfindung oder Planerstellung). Nichts verläuft am Ende des Tages reibungslos. Wenn wir uns in einer solchen Situation finden, dann suchen wir am besten das Gespräch mit Dozierenden, Kommiliton*innen oder Freund*innen auf. Die Hilfen, die wir aus unserem Umfeld bekommen können, sollten wir allenfalls annehmen. Egal ob Empfehlungen zur Sekundärliteratur oder gemeinsames Arbeiten in der Bibliothek, gefolgt von vielen gemeinschaftlichen Kaffeepausen.