Der Fachbereich Wirtschaftswissenschaft ist neoliberal geprägt, die Fachschaftsinitiative hingegen links. Das sorgt für Zündstoff, der jetzt zu einer Grundsatzdebatte führte. Von Florian Schmidt
Am Fachbereich Wirtschaftswissenschaft bietet sich ein paradoxes Bild. Während die Professoren das neoliberale Leitmotiv des „Homo oeconomicus“ vermitteln und der Großteil der Studenten plant, später in einem marktwirtschaftlichen Unternehmen zu landen, versteht sich die ansässige Fachschaftsinitative (FSI) als linke Gruppe, wettert gegen den Kapitalismus und ist im Studierendenparlament größte Fraktion in der Asta-Koalition. Dieser Gegensatz hat Tradition, lautstark empört oder gewundert hat sich darüber lange Zeit niemand. Bis zum Beginn dieses Semesters.
Ende Oktober stießen mehrere FSI-Mitglieder eine Debatte über die grundsätzliche politische Ausrichtung der Studentenvertretung an. Ihr Wunsch: Die Fachschaft soll mehr auf die Studenten am Fachbereich eingehen und sich weniger als politisches Organ verstehen.
„Die meisten BWL- und VWL-Studenten sind nun mal nicht so sehr politisch engagiert, sondern wollen einfach nur in Ruhe studieren“, sagt einer der Kritiker, der seit einem Jahr bei der FSI dabei ist und seinen Namen nicht veröffentlicht sehen möchte. „Die Studenten an unserem Fachbereich brauchen eine FSI, die sich ausschließlich um ihre Anliegen kümmert – und nicht eine, die auf Facebook ständig politische Positionen vertritt.“
Viele Studenten fühlen sich von der FSI nicht vertreten
So sehen es auch viele andere Studenten am Fachbereich. „Die FSI sollte sich lieber darum kümmern, dass der Klausurplan funktioniert oder mal eine Party organisieren“, findet VWL-Student Alexander Mai. „Bei den Juristen klappt das schließlich auch. Dort führt die FSI sogar ein Café.“
Auch Amelie Giesel, BWL-Studentin, hält wenig von den politischen Positionen, die die FSI zuweilen vertritt. „Gerade unter den BWL-Studenten habe ich nicht den Eindruck, dass sich viele von der Fachschaft vertreten fühlen“, sagt sie. Sie glaubt, dass auch deshalb nur wenige Studenten Lust auf ein Engagement in der Fachschaft hätten.
Tatsächlich ist der Nachwuchs einer der Kernpunkte der Diskussion. Wie viele studentische Organisationen leidet auch die FSI Wiwiss unter den vollgepackten Studienplänen von Bachelor und Master, die ein ehrenamtliches Engagement für viele Studenten kaum zulassen.
Die langjährigen Mitglieder wollen, dass alles so bleibt, wie es ist
„Das ist aber nicht der einzige Grund“, heißt es aus Kritikerkreisen. „Es liegt auch daran, wie die FSI teilweise auftritt. Das schreckt viele ab.“ Gemoser darüber, was an der Uni insgesamt alles schief läuft, lange Plenumssitzungen, penetrantes Gendern – das sei nicht jedermanns Sache. „Es kämen garantiert mehr Leute, wenn wir öfter die politischen Gedanken hintenanstellen und uns mehr als Service-FSI verstehen würden.“
Genau das aber wollen diejenigen, die die FSI seit Langem prägen, nicht. „Dafür sind wir nicht angetreten“, sagt Philipp Bahrt, der viele Jahre die Ersti-Woche am Fachbereich organisiert hat und sich auch nach seinem Diplomabschluss stark in die FSI einbringt. „Wir wollen kein liberaler Spaß-Verein sein. Uns geht es darum, die Geschehnisse am Fachbereich und in der Uni kritisch zu begleiten.“
Zwar wisse er, dass diesen Ansatz nicht alle Studenten am Fachbereich teilen. „Jedoch nehme ich es in Kauf, dass nicht jeder mit uns zu 100 Prozent übereinstimmt.“ Dass es nun eine interne Debatte gibt, finde er trotzdem in Ordnung. „Wir sind eine offene Runde, bei der jeder mitmachen und auch jeder seine Meinung sagen kann.“
Kurz nach ihrem Aufkeimen endete die Debatte
Gesagt wurde sie, geändert hat sich bislang nichts. Kurz nach ihrem Aufkeimen fand die Diskussion schon wieder ihr vorläufiges Ende. Nachdem das Thema im internen Mailverteiler angestoßen worden war, kam es im November auch bei einem der wöchentlichen Treffen der FSI auf. Knapp zwei Stunden lang diskutierten rund zehn FSI-Mitglieder über das Für und Wider eines weniger politischen Auftretens – einen Konsens fanden die Beteiligten aber nicht.
Irgendwann habe man sich im Kreis gedreht, der politische Flügel sei nicht von seiner Position abgerückt, sagen die Kritiker. Schließlich seien diejenigen, die die Diskussion angestoßen hatten, gegangen, sagt Philipp Bahrt. Seitdem wieder gekommen sind sie bislang nicht. Ob sich erneut Studenten der FSI anschließen, die die Gruppe verändern möchten, bleibt abzuwarten.
Das Resümee eines Kritikers fällt jedenfalls nüchtern aus: „Ich habe ein Jahr versucht, die FSI in eine andere Richtung zu lenken. Jetzt muss ich erkennen, dass mir das nicht gelungen ist.“ Die FSI führt ihre bisherige, politisch orientierte, Arbeit für die Studenten am Fachbereich nun unverändert fort. Demnächst soll es eine Podiumsdiskussion zum Thema Mindestlohn geben.
Es ist schon ironisch. Gerade diejenigen, die gerne mit Begriffen wie “Eigenverantwortung” um sich werfen und deren zentrales Studienziel offenbar ein später zu erzielendes hohes Einkommen ist, sind empört, wenn andere, die sich freiwillig und unentgeltlich engagieren, dies nicht einfach “ausschließlich” als servile Dienstleistung für ebenjene “unpolitischen”, “in Ruhe studieren wollenden” Kommiliton_innen tun.
Mit welchem Recht fordert ihr andere dazu auf, die sich statt nur “in Ruhe” auf ihr eigenes Fortkommen zu achten, freiwillig in einer Initiative (!) engagieren, für euch zu arbeiten? FSIn sind eben _keine_ gewählten Vertretungsinstanzen. Die Kritik, sie würden “die Studierenden” nicht vertreten, zielt an sich schon ins Leere. (Nichtsdestotrotz werden allgemeine Studierendeninteressen von dieser FSI wie von den meisten anderen auch sicher besser vertreten als von denen, die nichts tun und nur nach kostenlosem “Service” schreien.)
Wenn ihr Defizite in der “unpolitischen” FSI-Arbeit seht, schön und gut: Werdet doch selbst initiativ, ob nun im Rahmen der bestehenden FSI oder in einer eigenen Ini. Das ist ja das Schöne am _Initiativ_prinzip. Wenn ihr stattdessen nur meckert und euch offenbar geistig schon auf ein Leben eingestellt habt, in dem ihr euch stets bedienen lasst, weil ihr es euch eben leisten könnt – wundert euch nicht, wenn ihr nicht ernst genommen werdet.
Hallo Maximilian,
guck Dir mal deinen Kommentar an:
“Allerdings hat sich eben auch gezeigt, dass die Mehrheit der FSI nicht zur unpolitischen Service-FSI degradiert werden möchte.”
Es ist eben jene Haltung, die man aus dem Deinem Posting herauslesen kann. die dazu führt, dass sich die Studenten nicht von der Fachschaft repräsentiert fühlen. Mag sein, dass weite Teile der Fachschaft nicht unpolitisch sein wollen, aber seine politische Haltung in die Arbeit der Fachschaft einfließen zu lassen, tut der Fachschaft nicht gut – im Gegenteil. Offensichtlich scheint etwas gehörig schief zu laufen in der Fachschaft, sonst gäbe es diesen Artikel nicht. Der Fehler liegt bei der Fachschaft, nicht bei den Kritikern. Konzentriert Euch auf Eure Kernaufgaben: Vorlesungsverzeichnisse herausgeben, Erstsemester unterstützen, bei Problemen vermitteln etc. Dafür seid ihr da!
Trennt Eure poltische Einstellung von der Arbeit in der Fachschaft. Die inneren Querelen scheinen aus dem Ruder zu laufen, sonst gäbe es den Artikel nicht!
(würde mich übrigens interessieren, wie’s weitergeht. Vielleicht gibt’s ein Update von furios im kommenden Semester?)
LG
Konstantin
Wie kommst du auf all diesen Unsinn? Es handelt sich um eine FachschaftsINITIATIVE, eine Gruppe, die sich initiativ aus menschen bildet, die dann entscheiden, wie sie die Arbeit diesr Initiative gestalten möchten. Zu behaupten als solche dürfe mensch nicht politisch tätig sein, bzw. eine politische Tätigkeit tue ihr nicht gut ist nicht nur falsch sondern zeugt auch von einem absoluten Unverständnis darüber was Initiativen udn in diesem Fall Fachschaftsinitiativen sind!
Leztere haben sich vor allem deshalb überhaupt entwickelt, weil menschen eine basisdemokratische Struktur einer Satzungshaften vorzogen (was in sich ja bereits eine politische Aussage ist) und weil sie die möglichkeit haben wollten sich auch allgemeinpolitisch äußern zu dürfen.
Abgesehen davon sit es wohl unumstritten üblich und wird auch erwartet, dass Fachschaftsinitiativen hochschulpolitik betreiben und die Form der Lehre und des Studierens am Fachbereich kritisch hinterleuchten und ergänzen. Hierbei sollte offensichtlichsein, das sogenannte Hochschulpolitik nie ganz von sogenannter allgemeinpolitik zu trennen ist, da die Universität nunmal nciht im Luftleeren Raum existiert. Und es ist ebenfalls mehr als nur angebracht, das realitätsentfremdete studium insofern zu ergänzen, als das Veranstaltungen zu Themen organisiert werden, die jene Implikationen thematisieren, die gerade wirtschaftspolitik täglich hat.
Um aber zum eigentlich Trugschluss deines Postings zurück zu kehren: Als basisdemokratische Initiative ist es nicht die Aufgabe der FSI zwangsläufig allen leuten am Fachbereich zu gefallen, vielmehr ist es ihre aufgabe die Universitätsöffentlichkeit in eine Richtung zu verändern udn zu ergänzen, die sie für richtig halten. Der Artikel zeugt nicht von einem Problem bei der Ini, sodnern davon das irgendwer ein Problem mit der Ini hat. Dann steht es ihm ja frei selbst Initiative zu ergreifen, aber die Ini muss deshalb noch lang nicht aufhören Inhaltlich zu arbeiten, um nurnoch ein Serviceunternehmen zu sein.
Hallo Konstantin,
der zitierte Satz wäre sicherlich noch treffender formuliert gewesen, wenn er so gelautet hätte: “Allerdings hat sich eben auch gezeigt, dass die Mehrheit der FSI nicht zur unpolitischen Service-FSI ALLEIN degradiert werden möchte.”
Woraus leitest du aber bitte schön ab, dass die politische Arbeit, die in den Augen der Mehrheit der Aktiven nun einmal als Komplementär zur “Servicearbeit” verstanden wird, der Fachschaft schadet?
Darüber hinaus kann es als Fachschaftini (siehe den Beitrag von Falsch zum Unterschied von FSI und Fachschaft) gar nicht unser Anspruch sein, sämtliche Studierende am Fachbereich zu vertreten. Wir bewegen uns ständig in einem Spannungsfeld unterschiedlicher Interessen und ich finde die Grundsatzdebatte bzw. Aussprache notwendig und richtig. Wenn sich allerdings kein Konsens finden lässt, dann müssen sich Mehrheiten bilden und genau das ist geschehen. Was ich allerdings für absolut falsch halte, ist, diese Diskussion hier in dieser Art und Weise zu führen. Außerdem sind auch die Kritiker*innen Teil der Fachschaft, sodass du auch bei jenen die Fehler suchen darfst. Immerhin haben diese die FSI im vergangenen Jahr scheinbar “geleitet” (s.o.).
Als überaus anmaßend und inakzeptabel empfinde ich es jedoch, wenn du, Konstantin, den Aktiven in der FSI vorschreiben möchtest, was ihre Kernaufgaben zu sein haben. Aber nur damit du es weißt: die von dir genannten Aufgaben erledigen wir ebenfalls neben der politischen Arbeit. Allerdings wird bspw. das Vorlesungsverzeichnis vom Fachbereich verwaltet und nicht von uns. Und Zugriffsmöglichkeiten sind also beschränkt. Wir versuchen aber ständig, Fehler zu finden und Überschneidungen für Studierende unterschiedlicher Fachsemester zu reduzieren. Wenn du aber selbst an der Verbesserung des Verfahrens bzw. der Software zur Planung der Lehrveranstaltungen mithelfen möchtest, dann bring dich doch einfach in die Fachschaftsarbeit im kommenden Jahr mit ein. Du musst ja nicht zwangsläufig Teil der FSI werden. An unserer Unterstützung soll es nicht mangeln. Das Prüfungsbüro und die Studiengangskoordinator*innen der BA/MA Studiengänge wären sicherlich über die Hilfe auch froh.
Du wirst der FSI Wiwiss aber auch nicht vorschreiben, womit sie sich thematisch zu befassen hat, Robert K.! Du nennst uns borniert und bist selbst noch viel schlimmer. Und wieso sollte die FSI in Misskredit bei den Studierenden stehen? Weil wir vielfältige Informationen verbreiten, weil wir für längere Öffnungszeiten der Caféteria streiten, weil wir uns in der Ausbildungskommission für drei anstatt zwei Wiederholungsversuche einsetzen, weil wir Studierenden bei Auseinandersetzungen mit dem Prüfungsbüro weiterhelfen, weil wir die Ersti-Tage organisieren, weil wir eine Podiumsdiskussion zum Thema Mindestlohn im kommenden Januar organisieren, oder warum?
Wenn die Studierenden außerdem mündig sind, dann sind sie doch sicherlich auch in der Lage, zwischen der Thematisierung und Weitergabe von gesellschaftpolitisch relevanten Themen einerseits und unserer studienbezogenen Arbeit andererseits, differenzieren zu können. Oder nicht? Du darfst deine eigenen Probleme nicht auf andere projizieren!
Wirfst du der FSI vor, dass sie mit relativ wenigen Aktiven in der Lage ist, sowohl konstruktive Gremienarbeit zur Verbesserung der Studiensituation bzw. zur Verhinderung weiterer Verschlechterungen zu leisten als auch sich zu politischen Themen zu äußern?
Was ich besonders ekelhaft finde, ist, dass du mit deinen plumpen Äußerungen das Engagement der aktiven Menschen in der FSI Wiwiss so ungeheuerlich abwertest! Gleiches tut der Artikel. Bei unserer FSI sind vielfältige Menschen ehrenamtlich tätig, die sich nach all ihren Kräften für den Erhalt der studentischen Mitbestimmung tagtäglich einsetzen. Davon profitieren alle, einige mehr und einige weniger, aber auch Menschen wie du, Robert K.!
Deinen provokativen Seitenhieb bzgl. der Geschehnisse rund um die Einführung der RSPO werde ich nicht weiter kommentieren, wenngleich du dich freuen kannst, dass es bspw. nun doch grundsätzlich 2-3 Wiederholungsversuche geben kann (!), die Zwangsberatungen entfallen sind und bestimmte Übergangsregelungen, die viele strategische Klausurenschieber*innen bei uns am FB hart getroffen hätten und teilweise sofortige Exmatrikulationen bedeutet hätten, nicht gekommen sind.
Vielleicht haben wir unsere Arbeit nicht immer ausreichend kommentiert; aber das viele Studierende relativ sorglos ihrem Studium nachgehen können, hat auch etwas mit der erfolgreichen und kontinuierlichen Arbeit der FSI zu tun, die oftmals lautlos im Hintergrund und manchmal auch hörbar am FB stattfindet!
Maximilian, anhand deiner Reaktion sieht man, dass dich das hier Geschriebene sehr aufbringt. Eventuell schießt du an der ein oder anderen Stelle etwas über das Ziel hinaus und wirst persönlich, aber lassen wir das mal außen vor.
Ganz wichtig: Ich möchte hier niemanden abwerten! Menschen die ein Ehrenamt bekleiden, haben stets meinen vollen Respekt!
Ich denke du hast Recht, wenn du sagst, dass die Arbeit der FSI teilweise nicht zu 100% kommuniziert wird. So ist zumindest das Bild für mich als Otto-Normal-Student und vielleicht liegt hier der entscheidende Punkt. Die Relevanz der einzelnen Themen mit denen sich die FSI beschäftigt, lässt sich nicht unbedingt für jeden nachvollziehen…
Ob das an mangeldem Interesse oder an unserer Leistungsgesellschaft liegt, sei dahin gestellt.
Ich finde nur, die FSI sollte sich stets selbst reflektieren können und aufkommende Kritik/ Hinweise nicht leichtfertig bzw. durch persönliche Diskreditierung abtun, denn die Idee, die hinter der FSI steht, ist eine gute und wichtige, die es zu erhalten gilt!
Guten Morgen, Robert!
Ich kann dir versichern, dass mit Kritik nicht leichtfertig umgegangen wird, Robert. Ganz im Gegenteil! Der Diskurs wurde von den Kritiserten organisiert und wir haben uns der Kritik angenommen. Allerdings hat sich eben auch gezeigt, dass die Mehrheit der FSI nicht zur unpolitischen Service-FSI degradiert werden möchte. Beides zu sein – politisch und nah am Fachbereich – war und ist möglich und wird auch immer möglich sein.
Und ich kann dir auch versichern, dass wir niemanden persönlich diskreditieren. Nicht wir sind es gewesen, die diese Diskussion mir nichts, dir nichts in die Öffentlichkeit gezerrt haben.
Man sollte folgendes nicht vergessen: Jeder, der diese Hochschule besucht, ist zu einem mehr oder weniger mündigen Menschen herangewachsen! Das bedeutet, man braucht die FSI NICHT, um linke politische Ansichten an der Universität zu verbreiten. Insbesondere dann nicht, wenn diese für studentischen Alltag wenig von Belang sind. Über Kapitalismus, Entwicklung der Mietpreise und Mindestlöhne kann sich jeder selbst ein Urteil bilden….
Viel mehr sehe ich es so wie Mariella. Die FSI sollte den Studenten das Studium erleichtern. Augenmerk liegt hier leider auf dem Konjunktiv. Zum Einen, weil sich die Vertreter der Studenten zum Teil mit irrelevanten Themen hadern und sich so selbst im Weg stehen. Zum Anderen muss man sich leider eingestehen, dass die wirklich wichtigen Entscheidungen nach wie vor ohne die entsprechenden studentischen Instanzen getroffen werden (siehe RSPO).
Folglich ist ein gewisser Pragmatismus für die FSI in der Tat empfehlenswert, um nicht noch mehr bei den Studenten in Misskredit zu geraten.
Ich möchte auch nicht alles schlecht reden! Denn zum Beispiel die Einführungsveranstaltungen, organisiert durch die FSI, finde ich super!! Auf solche Erfolge sollte aufgebaut werden – losgelöst von politischen Parolen…
Aber die patzige, fast präpupertär anmutende Art der FSI diesen Artikel der Furios vorzeitig abzuwehren, lässt sie alles andere als agil und dialogfreudig wirken.
Die sonst sehr hohe Kritkmesslatte legt die FSI bei sich selbst anscheinend nicht an…. Schade!
Also die Leute, die sich von der FSI WiWiss nicht vertreten fühlen und mehr Service wollen können doch einfach eine eigene Service-FSI aufmachen (FSS für Fachschaftsservice). Da können sie dann Profs die Taschen tragen, Bubble-Tea vor dem Hörsaal verkaufen oder grandiose Sponsoring-Verträge mit dubiosen Werbeagenturen schließen.
Noch besser (auch um Gelerntes gleich effektiv ausprobieren zu können) sollte das Ganze aber eigentlich gleich als kleines Unternehmen aufgezogen sein. Service hat schließlich einen Preis…
Nun gibt es ein offizielles Statement der FSI Wiwiss hierzu unter http://www.fsiwiwiss.de/blog/2013/12/19/fsi-wiwiss-weist-furios-artikel-zurueck-wir-bleiben-eine-kritische-fachschaftsini/
Natürlich kann diese Boulevardperle nur von Florian Schmidt kommen. Es gibt also menschen, die sich erdreisten sich neben ihrem Studium für ihre mitstudierenden zu engagieren, indem sie erstefahrten, frühstücke und zusätzlich noch inhaltliche Veranstaltungen organisieren. Indem sie kritsiche Hochschulpolitik auf allen ebenen betreiben und dabei Entwicklungen in der Hochschule auch in einen Gesammtgesellschaftlichen Zusammenhang stellt.
Auch wer sich die Entwicklung von FSIen an sich historisch anschaut ird feststellen, dass diese als Gruppen gegründet wurden, die sich expliziet allgemeinpolitisch äußern dürfen und sollen.
Die im Artikel unterstellte Behauptung hunderte von studierende am Fachbereich würden sich über dei FSI ärgern ist wenig glaubhaft. Zunächstmal ist es schlieslich so, dass die FSI freiwillig angebote macht, die kann mensch wahrnehmen – muss das aber nicht. Dann wird selbst im Artikel erwähnt, wieviele Studierende – und das dürften ja bei einer FSI Listen vorallem solche vom Fachbereich sein – die FSI gewählt haben. Und zuguterletzt könnten jene die andere vorstellungen haben ja auch “servicestrukturen” jenseits der bösen politischen FSI aufbauen, das ist ihnen dann aber wohl doch zuviel arbeit.
Abgesehen davon, dass sich diese “Kritik” an der FSI nahtlos in eine pseudounpolitische “unpolitisch”-Agenda einpasst, die tatsächlich alles andere als das ist und schlicht und ergreifend affirmativ und unkritisch hinter den existierenden herrschaftsstrukturen steht, scheint der anlass für diesen Artikel ein ganz anderer zu sein. Die Stupawahl naht und da kann sich jemensch wie Florian Schmidt es sich antürlich nicht entgehen lassen einfach mal sinnlos auf eine bisher immer erfolgreiche FSI ein zu dreschen. Das ganze erinnert ein wenig an die Kostenlosen Bild-Ausgaben vor der bundestagswahl – wie passend, hat er doch bei der Schäubleveranstaltung im Hörsaal 1A im Frühjahr für die B.Z. geschrieben.
Und dann sind wir wieder bei den gleichen Themen, die schon 2007/2008 diskutiert wurden, als die Studi-Initiative WiWiss entstand, die gewählte Mehrheit der FSI zerstörte und den Fachschaftsrat (die eigentliche Vertretung der Studierenden der FU) wieder einberief. Die Gruppe war zwar auch nicht immer erfolgreich, aber Philipp (der damals schon dabei war) wird eingestehen müssen, dass in der Folge auch die FSI darauf reagierte und für eine ganze Weile deutlich pragmatischere Anliegen verfolgte, weil das plötzlich Usus am Fachbereich war. Das war dann irgendwann nicht mehr nötig, weil “die Konkurrenz” das Studium beendete. Ich denke immer noch, dass eine offene Fachschaft, wie wir sie 2009 im Konsens aus FSI, LHG und der Studi-Initiative geschaffen hatten, der beste Weg war. Das gab den Gruppen allen Raum, außerhalb der Fachschaftsarbeit dann selbst noch politisch aktiv zu sein, aber sich in der Fachschaftsarbeit kritisch, ja, aber nicht ideologisch zu verhalten. Vielleicht wieder eine Überlegung wert, auch wenn der AStA die Satzung der Fachschaften inzwischen “weiterentwickelt” (und die Fachschaften im Ergebnis eigentlich abgeschafft) hat.
Ich glaube das Kernproblem ist nicht, dass der Fachbereich neoliberal ausgerichtet ist und die FSI links. Wäre die FSI neoliberal ausgerichtet, würde sie das in sich vollkommen überflüssig machen, da sie keine Gegenstimme zur neoliberalen Hochschulpolitik des Fachbereichs bilden würde. Es geht in der Debatte nicht um links oder irgendeinen Namen einer politischen Richtung. Es geht um soziale Inhalte am Fachbereich. Anliegen der FSI ist es, den Studierenden ein angenehmeres Studium zu ermöglichen. Darunter fällt auch, dafür zu sorgen, dass z. B. die Klausurtermine wählbar sind. Dies versucht die FSI schon zeit einiger Zeit. Das dies noch nicht gelungen ist, liegt am sozialen Unverständnis gewisser Lehrkräfte und nicht an der FSI selbst.
Außerdem bietet die FSI auch die Möglichkeit, sich mit Themen rund ums Studium näher zu befassen. Dies kann sowohl inhaltlicher oder organisatorischer Natur sein. Mithin ist eine Diskussion zum Thema Mindestlohn eine geeignete Form, sich mit Studieninhalten vertieft auseinanderzusetzen.