Bis zuletzt war die Personalie Zöllner im Akademischen Senat umstritten, nun wird er doch FU-Kurator. Mehr als eine öffentliche Fragerunde konnten Studierende nicht erwirken. Von Veronika Völlinger
Der frühere Berliner Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner wird Mitglied und voraussichtlich auch Vorsitzender des FU-Kuratoriums. Das hat der Akademische Senat nach einer geheimen Diskussionsrunde am Mittwochabend entschieden. Zuvor konnten etwa 20 Studierende im Publikum der Sitzung eine öffentliche Fragerunde an Zöllner erwirken.
Im Oktober hatte das Gremium eigentlich beschlossen, Zöllner zu einer Befragung für die Dezember-Sitzung einzuladen, aber unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Ein Beschluss, den die studentischen AS-Vertreter so nicht hinnehmen wollten. Noch vor Zöllners Ankunft bemühten sie sich erneut, die Sitzung öffentlich zu machen, allerdings ohne Erfolg.
Als die geheime Befragung beginnen sollte, weigerte sich die Gruppe von Studierenden im Zuschauerraum den Saal zu verlassen. Einige Professoren versuchten auf sie einzuwirken, schließlich kam es zu einem Kompromiss. Die Studierenden im Publikum durften Zöllner 20 Minuten lang befragen, danach würden ihn die AS-Mitglieder wie geplant unter Ausschluss der Öffentlichkeit befragen.
Kritische Fragen zu Vernetzungen in Politik und Wissenschaft
Viele Professoren der präsidiumsnahen Liste „Vereinte Mitte“ verließen während der eingeschobenen öffentlichen Befragung aus Protest den Sitzungssaal. Die Studierenden zeigten sich verärgert darüber. Denn ihr Ziel war es, noch unschlüssige AS-Mitglieder in ihrer Entscheidung für oder gegen Zöllner zu beeinflussen.
Die Studierenden im Publikum fragten zunächst nach Zöllners Vernetzung in Politik und Wissenschaft und wieso er sich nun für ein repräsentatives Amt ausgerechnet an der FU entschieden habe. „Ich habe keine Netzwerke“, wies Zöllner die Frage zurück. Er habe in seiner Zeit als Wissenschaftssenator keine Institution bevorzugt, ihm läge es an Berlin als „faszinierendstem Wissenschaftsstandort Deutschlands“.
Die Studierenden machten Zöllner außerdem für die Einführung von Prüfungswiederholungen im Berliner Hochschulgesetz in seiner Zeit als Wissenschaftssenator verantwortlich. „Bei Veränderungen haben Betroffene immer Angst geschwächt zu werden“, setzte Zöllner entgegen. Unbegrenzte Prüfungswiederholungen nannte er „unverantwortlich gegenüber den Studierenden“.
Zöllners Pläne für die FU weiter unklar
Zu mehreren Fragen nach konkreten Plänen für die FU, etwa der Einführung einer gesetzlich geforderten Grundordnung, einer Art Verfassung für die FU, wollte er sich nicht äußern. Die Studierenden zeigten sich verwundert und fragten nach seinem Gestaltungsanspruch als Kurator. Zöllner stellte seine Position klar. „Ich habe mich nicht beworben“, sagte er. Die FU habe ihn gefragt, er freue sich drüber, könne aber zu internen Planungen noch nichts sagen.
Im Anschluss befragten die AS-Mitglieder Zöllner noch einmal ohne Zuschauer und stimmten über seine Benennung ab. Mit 13 Mitgliedern, die für ihn stimmten, 5 Gegenstimmen und 4 Enthaltungen wurde sie schließlich angenommen.
Zöllner wird nun eines von fünf externen Mitgliedern im Kuratorium. Das insgesamt zehnköpfige Gremium vertritt und unterstützt die universitären Interessen in der Öffentlichkeit. Die Studierendenvertreter haben ihn abgelehnt, weil er mit seiner bisherigen Arbeit für eine Hierarchisierung und Wettbewerbsorientierung der Hochschullandschaft stehe.