Die Werbung mit Werbung kritisieren

Zurzeit sind die bunten Collagen von FU-Student Lucas Amoriello, dem Gewinner des Kunstwettbewerbs podiumensa, in der HU Mensa zu sehen. Evelyn Toma hat sich die Ausstellung angeschaut.

Wer in der HU Mensa genau hinschaut, entdeckt die große kritische Aussagekraft von Lucas Amoriellos Collagen. Foto: Evelyn Toma

Wer in der HU Mensa genau hinschaut, entdeckt die große kritische Aussagekraft von Lucas Amoriellos Collagen. Foto: Evelyn Toma

Eine junge Frau grinst uns breit aus ihrem Rahmen entgegen. Anstelle eines Lächelns eröffnen sich uns aber die Tiefen eines Gewächshauses. Heraus kommt ein Mann im Schutzoverall. Rechts daneben staunt ein Äffchen mit offenem Mund über das Geschehen. Im Hintergrund eine idyllische Ostseelandschaft. Die wilde Collage ist zu komplex, um sie auf den ersten Blick komplett zu erfassen.

Seit zwei Jahren erstellt Lucas Amoriello neben seinem Philosophiestudium an der FU Collagen aus Werbematerial. Dafür verwendet er vorwiegend kostenlose Werbebilder aus Zeitschriften und Flyern. Ausgerechnet einer dieser Flyer machte ihn auf podiumensa aufmerksam, den jährlichen uniübergreifenden Kunstwettbewerb des Studentenwerks. Als einer der drei Gewinner darf er nun seine Bilder unter dem Titel DEM AUGENSCHEIN NACH // VOM KOPFE HER in der HU Mensa Nord ausstellen. Dort kann man beim Verspeisen einer Mensamahlzeit die bunten Klebewerke auf sich wirken lassen.

Lucas schaut sich an, wie Werbung funktioniert

Thematisch geht es in seinen Collagen vorwiegend um die heutige Gesellschaft, um die Konsumkultur und ihre häufig manipulative Werbung. Dabei interessiert den Studenten besonders, wie die Werbebilder funktionieren. Dies erläutert er an folgendem Beispiel: In einer Werbung für Gesichtscreme, werde nicht nur die Creme gezeigt und die Haut der Person, die sie benutzt, sondern auch ihr strahlendes Lächeln. Diese verschiedenen Elemente, die sich die Werbung zu eigen macht, versucht Lucas herauszuarbeiten und zu verdeutlichen. Er betrachtet gesellschaftliche Strukturen durch ein Vergrößerungsglas und verstärkt oder entstellt sie in seinen Werken. Ziel ist dabei, die Manipulation zu verhindern, indem er sie sichtbar macht. Seine Kunst gewinnt so eine ganz eigene Ironie, indem sie genau das Medium als Material benutzt, das kritisiert werden soll.

Dafür sammelt er Bilder mit starker Aussagekraft. Dem Künstler zufolge ist der größte Gegner einer guten Collage die Beliebigkeit. Zufällig irgendwelche Bilder zusammen zu kleben, mache noch keine Kunst. Wenn man darauf höre, was die Bilder einem vermitteln wollen, sehe man Lucas zufolge irgendwann, was zusammen eine Botschaft ergebe und was beliebig wirke.

Die Rahmung macht den Unterschied

Besonders wichtig ist Lucas auch, dass man sieht, wie seine Collagen gearbeitet wurden. Die verschiedenen Schichten müssten sichtbar bleiben. Deshalb ist die Rahmung so gewählt, dass das Glas die Collage nicht eindrückt, sondern man das Relief, die Landschaft der Bilder, erkennen kann. Die Collagen spielen mit den Perspektiven. Die Bilder sind außerdem drehbar, man kann sie aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten.

Wegen ihrer schönen Farbkomposition passen die Collagen optisch sehr gut in die HU Mensa Nord. Leider ist es jedoch schwierig, sie von Nahem zu betrachten, da man sich dafür an den Tischen vorbeischleichen muss. Setzt man sich allerdings zum Essen unter eins der Bilder, um es in Ruhe zu betrachten, fallen ständig neue Details und Zusammenhänge auf.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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