Studierende interessieren sich nicht für Hochschulgruppen. Und wenn doch, dann sicherlich nicht für den konservativen Ring Christlich Demokratischer Studenten (RCDS). Als Opposition haben sie im Stupa so gut wie keine politische Macht, sie verkommen zu Statisten. Melanie Grupe, 23, ist dem RCDS trotzdem treu. Warum sie sich engagiert und wie das Stupa aussähe, wenn es nach ihr ginge, erklärt die stellvertretende Vorsitzende im Interview. Von Kim Mensing
FURIOS: Den RCDS verbinden viele Studierende mit rückwärtsgewandten Positionen. Wie bist du als junge Frau zu so einer konservativenGruppierung gekommen?
Melanie: Die Hochschulgruppe ist einfach pragmatisch und an die Realität gebunden, wir beschränken uns auf hochschulrelevante Themen. Im Stupa werden zwar wichtige, jedoch uniferne Themen angesprochen. Es ist zwar toll, Demonstrationen zu organisieren, aber wenn die sich nicht positiv auf die Studierende auswirken, verdient das keinen Raum im Stupa.
Mit welchen Themen sollte sich das Stupa denn befassen?
Einfach mit Themen des Studentenalltags. Als ich mit dem Studium angefangen habe, sind mir an der Fakultät Dinge aufgefallen, die ich umgestalten wollte: Die Fakultät wirkte überholungsbedürftig, das Sprachangebot für Juristen gering und die Öffnungszeiten der Mensen hätten länger sein können. Ich dachte mir, wo kann ich daran etwas ändern? Im Stupa. Also bin ich dem RCDS beigetreten.
Vor großen gesellschaftlichen Fragen soll das Stupa also die Augen verschließen?
Nein, manche Themen wirken sich ja auch auf die Uni aus. Im Moment sprechen wir im Stupa viel über das Recht auf ein Studium für Geflüchtete. Ein wichtiges Thema. Aber nicht alle gesellschaftlichen Bereiche haben einen Bezug zur Uni. Dann haben sie auch nichts im Stupa verloren. Wer sich in diesen Fragen politisch engagieren will, ist eher bei den Jugendorganisationen der Parteien richtig. So habe ich es auch gemacht: Ich bin zusätzlich bei der Jungen Union aktiv.
Denkst du nicht, dass diese Beschränkungen dazu führen, dass sich so wenige Studierende für Hochschulpolitik interessieren?
Ja, das kann ich mir gut vorstellen. Seien wir ehrlich: Unipolitik ist eingeschränkt. Es geht vor allem um die Öffnungszeiten von Bibliotheken und Mensen oder den Ausbau von Fakultäten. Doch ich glaube, noch verheerender für das Image des Stupas ist es, dass politische Entscheidungen nur träge gefällt werden. Wir sind einfach viel zu oft mit uns selbst beschäftigt.
Unlängst hat der RCDS genau diese Fokussierung auf sich selbst kritisiert. Es ging um die Vorgabe, dass alle Gruppen nur noch gendergerechte Anträge ins Stupa einbringen dürfen. In einem anderen Interview hast du das als “Genderwahnsinn” bezeichnet. Findest du das nicht übertrieben?
Nein, genau das ist ein Beispiel für eine unnötig in die Länge gezogene Diskussion. Die Auseinandersetzung mit Geschlechterrollen ist wichtig. Ich glaube allerdings nicht, dass Sprache darauf einen Einfluss haben kann. Wenn ich ein Wort lese, ändert das doch nicht gleich die gesellschaftlichen Verhältnisse.
Stellt ihr jetzt keine Anträge mehr?
Doch natürlich! Wir können ja nicht einfach unsere Anträge aufgeben. Dem Willen der Mehrheit mussten wir uns beugen und das akzeptieren. Mit Sternchen und so werden wir aber nicht anfangen. Die anderen Parteien wissen ja selbst nicht, wie sie gendern wollen.
Mit Euren Ansichten steht ihr im Stupa oft alleine da. Was treibt dich an, trotzdem weiterzumachen?
Das Tolle an einer Hochschulgruppe ist das freundschaftliche Verhältnis untereinander, man unterstützt sich. In der Unipolitik muss man sich nur soweit einbringen, wie man will: Nichts ist verpflichtend. Selbst, wenn man engagiert ist, kostet politisches Engagement im Endeffekt wenig Zeit, es vermischt sich mit Alltag und Studium. Bei allem Ärger: In der Hochschulpolitik herrscht ein friedliches Miteinander. Mein Ziel ist gerade erst einmal, im Stupa mehr Anträge durchzubekommen.