Genug von Sojamilch-Kaffee und veganem Pistazien-Kuchen? Wer sich mal wieder nach einer traditionellen Kaffee-Zeit wie zu Omas Zeiten sehnt, folgt am besten Kim Mensing ins „Altstadtcafé Cöpenick“.
Wer über das Kopfsteinpflaster durch die Köpenicker Altstadt läuft, fühlt sich um einige Jahrhunderte in der Zeit zurück versetzt. Vorbei an dem alten Rathaus, vor dem sich einst ein armer Schuster als Hauptmann von Köpenick ausgab und die Stadtkasse ausraubte, erreichen wir das „Altstadtcafé Cöpenick“.
Der Name erinnert an die ursprüngliche Bezeichnung der Stadt, die bis 1919 unabhängig von Berlin war. Und auch drinnen herrscht Nostalgie: Getäfelte Wände, Kronleuchter und Bücherregale geben authentisch die Atmosphäre eines traditionellen Kaffeehauses wieder. Die blütenweißen Spitzenschürzchen der Kellnerinnen passen da gut ins Bild.
Opulente Auswahl
Die Speisekarte ist lang: Wir brauchen bestimmt 20 Minuten, bis wir eine Entscheidung treffen können. Das Angebot umfasst neben Torten und anderen Süßspeisen auch eine deftige Frühstückskarte. Kaffee-Experten finden hier interessante Kompositionen wie zum Beispiel die „Feuerbohne“ – Kaffee mit Krokant-Pfeffer-Sahne und Schokobohnen – und ein breites Angebot an Getränken mit Schuss. Die Tee-Karte zeigt sich ähnlich experimentell mit Sorten wie „Wahnsinn“, ein Assam mit Aprikose und Champagnernote.
Wir entscheiden uns für einen klassischen Cappuccino und den Kräutertee „Orange-Ingwer“ mit Apfel, rosa Pfeffer, Kardamom und Zimt. Dazu nehmen wir zwei Teller „Kunterbunt“: eine Zusammenstellung aus drei verschiedenen Tortenstücken. Schließlich sitzen wir vor sechs verschiedenen Torten. Wenn man das als eine Entscheidung bezeichnen kann, war es eine gute: Wir schlemmen uns durch Sorten wie Quark-Sahne, Apfel-Mandel und Marzipan-Pistazie-Nougat. Alle Torten sind hausgemacht und das schmeckt man. Nach dem sechsten Probierstück sind unsere Geschmacksknospen angenehm überreizt.
Für Nostalgiker und Post-Hipster
Wir merken es kaum, als gegen 18 Uhr der Ladenschluss vorbereitet wird. Das Ambiente lädt zum Verweilen ein. Reservieren ist klug, besonders, wenn am Sonntag der Pianist zur Kaffeezeit spielt. Diesen Unterhaltungsfaktor muss man als Gast leider bezahlen – für den täglichen Kaffee ist das Altstadtcafé Cöpenick eben nicht gedacht. Stattdessen finden Nostalgiker oder diejenigen, denen Hipster-Cafés schon wieder zu eintönig sind, eine Abwechslung zur urbanen Café-Kultur.
Stimmung: 4/5
Einrichtung: 4/5
Bedienung: 5/5
Geschmack: 5/5
Preis: 3/5
Den „Kunterbunt“-Tortenteller gibt es für 4,90€, Cappuccino kostet 3,30€ und Tee 2,50€.
Das „Altstadtcafé Cöpenick“ findet ihr in Alt-Köpenick 16, 12555 Berlin.