Öffentlichkeit? Unerwünscht!

Die neue FU-Kanzlerin ist gewählt, die Zustimmung durch den Berliner Senat gilt als Formsache. Doch die Wahl selbst offenbart ein Grundproblem der Hochschulpolitik, findet Alexandra Brzozowski.

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Erstmals in ihrer Geschichte erhält die FU eine Kanzlerin. Nach 15-jähriger Amtszeit ihres Vorgängers Peter Lange wurde Andrea Bör am vergangenen Donnerstag vom FU-Kuratorium in das Amt erhoben. Dieser Vorgang wird sich jedoch der Aufmerksamkeit vieler Studierender und Universitätsangehöriger entzogen haben.

Es ist die alte Krankheit der Hochschulpolitik: Die Wenigsten bekommen etwas von ihr mit, auch wenn eine so wichtige Sache ansteht wie die Kanzlerwahl. Den Termin einer Wahl, die seit Monaten im Raum schwebte, erst einen Tag vorher auf der FU-Internetseite anzukündigen, ist vermessen. Nach außen hin signalisiert es aber zweierlei: entweder organisatorisches Chaos oder einen bewusst klein gehaltenen öffentlichen Rahmen.

Bloß keine Kritik

Die übliche Art der Entscheidungsfindung an der FU legt diesen Schluss zumindest nahe. Zumal studentische Vertreter im vergangenen Semester mit Nachdruck gefordert hatten, wenigstens die Vorstellung der Kandidaten öffentlich abzuhalten und mehr Raum für die Öffentlichkeit zu Verfügung zu stellen. Denn ein Uni-Kanzler ist verantwortlich für die operative Geschäftsführung der Universitätsverwaltung, sollte somit auch in ständigem Austausch mit den studentischen Vertretern stehen – und eine Gesprächsebene mit ihnen finden. Außerdem kommt ihm mit der Haushaltsplanung eine hohe finanzielle Verantwortung zu.

Schon mit einer vorher veröffentlichten Kandidatenliste hätte das Präsidium bei dem undurchsichtigen Nominierungsprozess zumindest guten Willen gezeigt und Raum für Personaldiskussionen gegeben. Stattdessen ging es bei der Kanzlerwahl auch im weiteren Verlauf völlig intransparent zu: Zwar trug FU-Präsident Alt die Begründung zu seinem Vorschlag der Kandidatin vor, jedoch unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Das lässt vermuten, dass Kritik unerwünscht sei oder gar gefürchtet werde. Doch ist gerade diese Einstellung Grund für Kritik.

Zeit für Veränderung

Es wird Zeit für ein „Reset“ im hochschulpolitischen Miteinander. Mit der Berufung Andrea Börs zur neuen Kanzlerin bietet sich dafür die Gelegenheit. Nach 15 langen Lange-Jahren wäre jetzt der Zeitpunkt, die aufgeladene Stimmung zwischen Präsidium und den studentischen Vertretern im Akademischen Senat zu entschärfen. Denn studentische Teilhabe wird vom Präsidium scheinbar noch immer bloß als notwendiges Übel angesehen. Dabei könnten beide Seiten voneinander profitieren, wenn sie zusammenarbeiten.

Die designierte Kanzlerin hat bereits nach ihrer Wahl ein Entgegenkommen signalisiert. Sie gab sich betont versöhnend und stellte klar, dass „ein gutes Miteinander und Zusammenwirken zwischen allen Personen an der Uni“ ihr besonders wichtig seien. An dieser Aussage muss sie sich nun messen lassen. Möchte sie daran nicht scheitern, kommt sie nicht umher, die Studierendenschaft mehr einzubeziehen. Denn am Ende sollte eine Sache im Vordergrund stehen: Welche Verbesserungen können für das universitäre Zusammenleben gefunden werden? Und das geht nur in gemeinsamen Entscheidungen.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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