Lieber Kommilitone als Kamerad

Die Marketingoffensive der Bundeswehr hat nun endlich auch die Universitäten als potenzielle Werbeziele erreicht. Das kann ja nur gut gehen! Von Felix Lorber

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Die Bundeswehr macht mobil. Kaum übersehbar hat die neue Werbekampagne mit markigen Sprüchen um Kameradentreue, die Verteidigung der Wirtschaft und sogar einer Pseudo-Kapitalismuskritik („Hier kämpfst Du für Deine Patienten, nicht für den Profit“) die Straßen und Werbetafeln Deutschlands erobert. Spätestens seit der anfangs für einen Scherz gehaltenen Idee, mit einer eigenen Doku-Soap in Kinder- und Wohnzimmer einzudringen, ist klar – die Marketingexperten der Truppe machen ernst!

Dass Werbung der Bundeswehr nach den Schulen nun auch Berliner Universitäten erreicht, ist da doch nur noch der nächste logische Schritt. Was läge schließlich näher, als unsere kommenden Juristen, Ärzte und Taxifahrer für die Truppe zu begeistern?

Mit Kampfgeschrei in die Wohlfühlzone

Endlich bekommen also auch wir die Chance, zu machen, „was wirklich zählt“. Endlich können auch wir etwas für unser Land tun. „Akademisch und militärisch wertvoll“ bewegen wir uns auf eine Offizierslaufbahn zu – mit Happy End. Und wo ginge das entspannter als bei den Waffenträgern in Friedenszeiten.

Den Bachelor in drei Jahren, einen Master sogar in nur vier. Volles Gehalt. Direktes Wohnen am Campus. Natürlich müssen wir niemals an der Waffe dienen – zivile Laufbahn. „Im Einsatz für den Frieden“ unterhalten wir uns mit unseren Kameraden über den gerechten Krieg und die Abende verbringen wir weiterhin über Sartre und Game of Thrones. Und wenn es doch einmal zu viel wird in unserer Idylle, laden wir unsere linken Freunde am Wochenende in den Club ein und bezahlen den Abend. Das alles klingt so wunderbar, so perfekt, wer will da noch meckern?

Das kann ja nur funktionieren

Seit jeher behaupten sich die Universitäten hierzulande, trotz wachsender Gegenströmungen, nicht nur als Orte der Wissenschaft, sondern auch als Orte des Pazifismus. Die Leitbegriffe der Berliner Universitäten Humanismus, Freiheit und Erhaltung des Friedens bedeuten nicht nur ein Sprücheklopfen um seiner selbst willen, sondern auch eine verantwortungsvolle Umsetzung dieser. Nicht zuletzt der positive Aktivismus der Studentenschaft hält dies am Leben.

Diesen Idealen mit Abwerbungsversuchen für Studienmöglichkeiten bei der Bundeswehr in den eigenen Räumen zu begegnen, mag sich wie ein Schlag ins Gesicht anfühlen. Er verdeutlicht darüber hinaus auch eine plumpe Dreistigkeit. Sollte ein Studium an einer, auch noch Bundeswehr-Uni genannten Einrichtung in Konkurrenz zu einer Universität treten? Wohl kaum. Dass dies doch versucht wird, ist ein besonderes Indiz für die aggressive Werbestrategie unserer „Friedenssicherer“.

Die Öffentlichkeitsstrategen der Bundeswehr haben also wieder einmal weit gedacht. Die Militarisierung unserer Gesellschaft setzt sich fort und wie schon bei den vorigen Projekten liegen sie auch hier auf der richtigen Spur. Der nächste Geistesblitz und folgende Strategien dürfen schon gespannt erwartet werden. Denn eines ist sicher: Ein solches Konzept kann an einer Universität doch gar nicht scheitern!

Autor*in

Felix Lorber

schrieb, schreibt und wird geschrieben haben - für FURIOS und andere. Vorwiegend online, mal über Politik, mal über Musik.

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