„Ich steh’ mehr so auf House!”

Ein weiteres Semester, eine weitere Semesterauftaktparty – Rabea Westarp hat sich dort umgeschaut, damit ihr es nicht tun müsst.

Der erwartete Partyflop war es nicht. Bildmontage: FURIOS Originalbild: Pixabay

Aus den Boxen dröhnt Linkin Park. Platz zum Tanzen gibt es genug, weil die meisten Gäste unbeholfen mit dem Rücken an der Bar lehnen oder von den Kanten der schicken roten Sitzlounges aus die wenigen mutigen Tänzer begaffen. Auf einigen Tischchen stehen Eiskübel mit Getränken, doch um die Stimmung zu retten bräuchte man schon eine Tankladung davon. So hatte ich mir das nicht vorgestellt.

In der Redaktionssitzung hatte es doch so einfach geklungen. Für FURIOS sollte ich von den Exzessen der „offiziellen” Semesterauftaktparty der Berliner Universitäten berichten. Was für Menschen trifft man auf diesen Parties? Wer geht in der Feierhochburg Berlin lieber auf eine Studiparty als in einen der unzähligen Technoclubs?

Vorglühen ist die halbe Miete

Nachdem ich meine Freunde mit viel Sangria aus dem Tetrapack gefügig gemacht habe, stehen wir also in der kurzen Schlange vor dem Spindler&Klatt in Kreuzberg. Vielleicht wartet hier kaum jemand, weil der feierwütige Mob schon pünktlich um zwölf da war um drei Euro Eintritt zu sparen? Umgerechnet ist das immerhin ein Aufpreis von vier Sternis zum aufwärmen.

Schon an der Garderobe kommen mir schlaff und nüchtern wirkende Gestalten entgegen. Macht nichts, denke ich mir und hole Drinks für alle. Erstmal geht es darum, ein paar partylaunige Komiliton*innen zu finden, die es hier doch geben muss.

Hey, na. Seid ihr auch an der FU?

Auf der Suche nach solchen zieht es uns auf die Tanzfläche. Die Tanzenden um mich herum sehen weniger atzenmäßig und abiturientenhaft aus, als ich es dank meiner letzten Party dieser Kategorie erwartet hätte. Bin ich auf der falschen Fete?

Nein, hinten an der Theke steht eine Gruppe junger Männer in Karohemden. „Eindeutig BWL-Erstis!“, denke ich und steuere zielstrebig auf sie zu. „Hey, na? Seid ihr auch an der FU?“, fange ich plump ein Gespräch an, weil mein Alkoholpegel nun leider keinen eleganten Gesprächseinstieg mehr zulässt. „Nee, wir studieren gar nicht. Ein Freund von uns arbeitet hier, der hat uns auf die Gästeliste geschrieben.“ Also wieder nichts. Auf der Terrasse treffe ich Timo. Er ist Tourist in Berlin. Eigentlich wollte er heute aufs RAW-Gelände, aber dort sei nichts los gewesen. Irgendwie ist er dann hier gelandet. „Die Musik auf dem Mainfloor gefällt mir aber nicht so. Ganz schön viel rockiges Zeug, ich steh mehr so auf House.“

Verklemmung statt Vollsuff

Jeder scheint hier zufällig gelandet zu sein. Fast die Hälfte der Leute, die ich anquatsche kennt irgendwen, der ihnen Gästelistenplätze verschafft hat, die Touristen kommen über Party-Tipps aus dem Netz und wieder andere „wollten halt mal schauen was hier so geht.“ Richtig “on fire” ist hier niemand. Leute, die besoffen in mich reinfallen, mir ihren Flachmann anbieten und die ich seelig beim Knutschen beobachten kann: Fehlanzeige.

Um vier tanzen wir fast alleine noch zu „Jein“ von Fettes Brot, dann geben wir auf. Beim nächsten Mal gehen wir wohl gleich in den Biergarten. Kotze auf karierten Hemden, knutschende Pärchen und Sangria-Specials finde ich da wahrscheinlich eher. Und Leute, die nicht wissen wo sie hingehören, kann ich auch an der Uni beobachten.

Autor*in

Rabea Westarp

Das Schreiben nutzt Rabea Westarp als Waffe gegen ihre immense Faulheit und Lethargie. Klappt eigentlich ganz gut.

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