Deutscher Pop trifft französische Klassik

Normalerweise singen sie an Orten wie dem Théâtre des Champs Élysées, nun zum ersten Mal in Berlin. Der Pariser Studierendenchor O.C.U.P. hat bei seinem Auftritt nicht nur Antonia Wagner begeistert.

Der Pariser Studierendenchor Foto: O.C.U.P.

Auf den ersten Blick könnte der Unterschied nicht größer sein. Die Sänger*innen des Berliner Studierendenchores UNITÄT summen noch die Noten von Pinks Pop-Ballade „What about us”, während sie die Bühne verlassen. Als der Pariser Chor des Studierendenwerkes O.C.U.P. unmittelbar danach den Raum betritt, wird dieser sogleich mit den Klängen von MacMillans Motette „O Radiant Dawn“ erfüllt. Adrett gekleidet schreiten die Pariser Sänger*innen auf die Bühne: in schwarzen Kleidern und schicken Jacketts. Die Berliner tragen währenddessen Freizeitkleidung.

Zwei Chöre, eine Passion

Lauscht man genauer, sind diese Unterschiede jedoch nebensächlich. Nachdem die Chöre ihr erstes Lied anstimmen, beweisen sie, dass das Einzige was zählt, die Liebe zur Musik ist – und die teilen beide Gruppen. Von Anfang bis Ende singen sie mit einer Leidenschaft, die ansteckend ist. Als „Castle on the Hill“ von Ed Sheeran performt wird, klatscht das ganze Publikum mit. Ein wahrer Gänsehaut-Moment entsteht, als der französische Chor sich für Stopfords „Lully, lulla, lullay“ um das Publikum herum stellt. Das Lied, das eigentlich zu Weihnachten gesungen wird, erinnert an eine Wiegenmelodie und wird durch eine Sopransolistin begleitet. Als sich dann UNITÄT dazugesellt und die beiden Chöre mit viel Elan gemeinsam ein französisches Trinklied anstimmen, wird die Stimmung wieder ausgelassener.

Faurés Requiem als Höhepunkt des Konzerts

Nach der Pause singt der Pariser Chor das 30-minütige „Requiem“ von G.U Fauré, welches in seiner finalen Fassung 1900 bei der Pariser Weltausstellung uraufgeführt wurde. Das Publikum lauscht mit besonders gespitzten Ohren, denn die Totenmesse ist ein ungewöhnliches Stück. Es enthält Solostellen für Bariton und Sopran und wechselt zwischen tiefer Trauer und froher Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod. Die beiden Solist*innen schaffen es genau diese Unterschiede zwischen Melancholie und Freude darzustellen und beenden ihren Auftritt unter tosendem Applaus.

Eine langjährige Zusammenarbeit

Das Chorkonzert ist Teil einer größeren Zusammenarbeit zwischen dem Berliner und dem Pariser Studierendenwerk. Im Rahmen dieser Kooperation sind in den letzten Jahren Ausstellungen und Workshops entstanden, die es den Teilnehmenden ermöglichen, die künstlerische Welt der jeweils anderen Studierenden kennenzulernen. Von dem regen Austausch profitieren jedoch nicht nur die Studierenden, sondern auch die Zuhörer*innen, die so die einmalige Möglichkeit bekamen, Bachs „Jesu meine Freude” und Deutschen Pop in einem Konzert zu hören.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.