Bibliotheksöffnung: Chaos oder Chance?

Zwei Bibliotheken der FU haben ihre Bücherausleihe nun wieder geöffnet. Iris Bischoff hat herausgefunden, wie das Experiment der kontaktarmen Ausleihe funktionieren soll.

Seit dieser Woche muss die Literatur der letzten Hausarbeit nicht mehr zuhause einstauben. Foto: Annika Grosser

Nach einer gefühlten Ewigkeit ist es in der Universitäts- und Rechtswissenschaftsbibliothek wieder möglich, Literatur für die pausierten Hausarbeiten des letzten Semesters auszuleihen. Doch die Bibliotheken der FU sind gegen strenge Hygeniemaßnahmen nicht gefeit. 

Um den erwarteten Ansturm zu regulieren, bekommt jede Person eine individuelle Abholzeit für das vorbestellte Medium mitgeteilt und soll dann unter Einhaltung der Hygienevorschriften erscheinen. Für einige Bibliotheken gestaltet sich das allerdings schwierig: „Wir würden auch gerne ausleihen“, so Klaus Ulrich Werner, der Bibliotheksdirektor der Philologischen Bibliothek, „unsere räumliche Situation ist aber kompliziert, da sich die Philologische Bibliothek innerhalb der Rostlaube befindet – und dieses große Campusgebäude ist vollständig geschlossen.“  

Sollten die Bibliotheken auch die Türen ihrer Lesesäle wieder öffnen, müssten zur Einhaltung der Hygienevorschriften Vorkehrungen getroffen werden: Andreas Brandtner, Bibliotheksdirektor der Universitätsbibliothek, stellt in Aussicht, dass es neben der Maskenpflicht auch zu Begrenzungen der Arbeitsplätze kommen könnte, um die Mindestabstandsregelung einhalten zu können.

Platzmangel vorprogrammiert?

War es vor Corona schon nicht einfach einen Sitzplatz zu ergattern, wird dies in Zukunft eine echte Herausforderung, denn Einlassbeschränkungen sind ab einer gewissen Auslastung der Bibliotheken unverzichtbar. Fraglich ist, wie die Vergabe organisiert wird: Geht es nach dem „First Come, First Serve“ Prinzip, könnten sich FU-Angehörigen mit Wohnsitz nahe der Universität schnell einen Platz sichern, während jene mit langen Anfahrtswegen leer ausgehen. Eine Reservierung von Zeitfenstern im Voraus würde diejenigen benachteiligen, die zeitlich nicht flexibel sind. Und die Risikogruppen können die Bibliotheken trotz der vorgesehenen Schutzmaßnahmen nicht unbeschwert nutzen. Es bleibt zu hoffen, dass Einlassbeschränkungen und weiteren Neuerungen im Bibliothekswesen der FU nicht für Chaos sorgen. Ein unübersichtlicher Flickenteppich an Regelungen wäre ebenso kontraproduktiv wie die Benachteiligung bestimmter FU-Angehöriger.

Endlich digital

Einen positiven Aspekt bringt die Umstellung jedoch mit sich: Die Digitalisierung von Medien und das standortunabhängige Arbeiten wird vermehrt gefördert. Wer analoge Bücher und ausgedruckte Seminartexte schätzt, verkraftet dies womöglich schwerer, doch der Trend der Digitalisierung an der Universität zeichnete sich schon vor Zeiten des Online-Unterrichts ab. Digitale Ressourcen bieten durchaus einige Vorteile: So können Studierende flexibel arbeiten und müssen sich nicht damit herumärgern, dass bestimmte Bücher schon ausgeliehen sind. Allerdings ist die Digitalisierung kein Allheilmittel, die Bibliotheken kommen kaum mit den zahlreichen Scanaufträgen hinterher. Daher sind wir wohl noch einige Primo-Besuche davon entfernt, zum gewohnten Bib-Alltag zurückkehren zu können. Bis dahin gilt: Geduld haben und Abstand halten. 

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