Unsichtbare Mitbewohnis

Zwei Kilogramm unseres Körpergewichts bestehen aus Mikroorganismen, die auf und in uns zuhause sind. Das sind winzige zelluläre Lebewesen mit Zellkern (Eukaryoten) oder ohne (Prokaryoten). Sechs Porträts von Matthis Borda mit Illustrationen von Malin Krahn.

Die unsichtbaren Mitbewohnis: Viren, Bakterien, Archaea, Pilze, Mikroalgen und Protozoen. Illustrationen: Malin Krahn.

Viren sind nicht wirklich lebendig, sondern organische Strukturen. Sie haben keinen eigenständigen Stoffwechsel. Um sich zu vermehren, müssen sie andere Zellen befallen. Viruspartikel gelangen auf unterschiedliche Weise in den Körper: zum Beispiel durch Tröpfchen-, Aerosol- oder Schmierinfektion. Der Vertreter SARS-CoV-2 ist wohl im Moment der unbeliebteste Mitbewohni.

Bakterien sind Prokaryoten, lebendig und asexuell, da sie sich durch Zellteilung vermehren. Sie befinden sich fast überall in und auf dem Körper. Auf jede Körperzelle kommt etwa ein Bakterium, die meisten davon im Darm. Dort richten sie sich als Darmflora ein und beeinflussen sogar Essensvorlieben. Meist sind sie für ihre unangenehmen Seiten bekannt: als Erreger für Erkältungen, Karies oder Blasenentzündungen. Gefährlich wird es, wenn Bakterien Antibiotika-resistent werden.

Archaea sind Prokaryoten und heben sich durch ihre verschiedenartigen Zellwände von den Eukaryoten und Bakterien ab. Sie sind echte Überlebenskünstler: Die meisten Archaea leben in Biotopen mit extremen Lebensbedingungen. Harmlose Exemplare sind auch auf und im Menschen beheimatet. Einige Archaea sind die schnellsten Lebewesen der Erde: Sie legen bis zum 500-fachen ihrer Körperlänge pro Sekunde zurück.

Pilze sind Eukaryoten, aber weder Tiere noch Pflanzen. Sie begegnen uns als Hefepilze zum Beispiel beim Biertrinken. Harmlose Pilze leben auf der Haut und ernähren sich von abgestorbenen Hautzellen und Schweiß. Eigentlich ganz nützlich also. Ein unangenehmer Mitbewohni ist dagegen der Fußpilz: leicht übertragbar und teils resistent gegen normale Hygiene-Maßnahmen. Treu ist er auch – er kann jahrelang überleben und sich auch auf andere Körperstellen übertragen.

Mikroalgen gelangen als fancy ›Superfood‹ in unsere Körper. Sie sind reich an Nährstoffen wie Omega-3-Fettsäuren, Vitaminen, Mineralstoffen und Proteinen. Diese Eukaryoten sind Pflanzen. Auch Plasmodium, der Erreger der Malaria, lässt sich aufgrund von Leukoplasten – notwendig für Photosynthese – als Alge identifizieren. Als Superfood eignet er sich vielleicht aber weniger.

Protozoen sind Eukaryoten und lassen sich in vier niedlich klingende Kategorien einteilen: Wurzelfüßer, Sporen-, Wimpern- und Geißeltierchen. Viele Wissenschaftler*innen sehen die Kategorie Protozoe indes als obsolet – zu unterschiedlich seien die Tierchen. Es gibt rund so viele Arten wie Studierende an der FU (ca. 40.000). Etwa 40 von ihnen können beim Menschen Krankheiten hervorrufen.

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