50 Euro von Berlin geschenkt: War die Jugendkulturkarte ein Erfolg?

© Kulturprojekte Berlin, Alexander Rentsch

Unter dem Motto 50 EURO. VON BERLIN.FÜR DICH. hat die Stadt Berlin den in Berlin registrierten 18 bis 23-jährigen vom 1. Februar bis zum 30. April über 160. 000 Kulturbesuche ermöglicht. Hier ein Recap des Projekts „Jugendkulturkarte“ von Katerina Nikolova.

Habt ihr sie euch geholt, die Jugendkulturkarte? Circa ein Drittel der Zielgruppe hat das Angebot des Senats genutzt und sich mit 50 Euro Taschengeld in die BVG Richtung Kultur gesetzt. An rund 180 Orten aus den Kategorien Bühnen, Museen, Clubs und Kinos war die Kulturkarte einlösbar und hat hiermit ein breites Angebot für „die Jugend“ der Stadt bereitgestellt, die coronabedingt nicht die übliche sehr lebhafte Berliner Kulturszene erleben konnte. Eine willkommene Art also, Berlin dank vielfältigen möglichen Aktivitäten mit Freunden oder allein zu entdecken? 

Kompliziert war es nicht: Online ein paar Infos angeben, mit dem erhaltenen Code in eine der 40 teilnehmenden Bibliotheken gehen, sich ohne viel Schlangestehen in zwei Minuten die Karte erstellen lassen und los gings. Zugegebenermaßen war dies eine große Überraschung, wenn man an die übliche sehr bürokratielastige und schlecht kommunizierte Vorgehensweise bei Hilfsangeboten für die Jugend Deutschlands denkt, was die 200 Euro Einmalzahlung vor kurzen wieder bewiesen hat. Doch auf Berliner Skala schien es gut zu funktionieren: Über 75.000 Kulturkarten wurden in Anspruch genommen. Auch andere Projekte dieser Art wie 100 Euro für die 16-jährigen Stuttgarts verzeichneten Erfolge, weshalb nun ein Folgeprojekt auf Bundesebene geplant ist, das allen, die 2023 die Volljährigkeit erreichen, einen 200 Euro Kulturpass über eine App ermöglicht.

Gute Idee, gute Umsetzung?

Persönlich kann ich sagen, dass ich viel Spaß damit hatte – ich war im Club SchwuZ, in der Open Air Bar Klunkerkranich über den Dächern Berlins und im Comedy Club. Überall kam man problemlos und unkompliziert über die Abendkasse (Onlinetickets oder Vorabbuchung waren nicht möglich, dafür haben viele Orte eine „Reservierung für die Kulturkarte“ ermöglicht) mit der Karte in Verbindung mit dem eigenen Ausweis rein. Dazu wurde einem noch das restliche Guthaben mitgeteilt und wenn dies nicht ausreichte, durfte man den Rest auch selbst dazuzahlen oder man hatte wie ich das Glück, einen Kassierer in guter Laune zu haben und die Differenz wurde einem einfach erstattet. Ein weiterer Vorteil: Auch wenn man die Karte nicht an Dritte weitergeben durfte, konnte man trotzdem Leute mit der eigenen „einladen“. Auch von anderen Nutzern der Kulturkarte, die zum Beispiel Museen und Kinobesuche damit bezahlten, habe ich nur positive Bilanzen gehört und großen Ärger bei denen, die die Fristen zur Anmeldung verschlafen hatten. An schlechter Kommunikation des Angebots lag es ausnahmsweise mal nicht, denn soweit ich das beurteilen konnte, war Berlin mit Jugendkulturkarte-Plakaten zutapeziert und auch der Social Media Feed der meisten enthielt bunte Werbungen für das Entdecken von Berlins Kulturstätten.

Mission: Corona-Entschädigung

Die Frage, ob die Karte nun als „Wiedergutmachung“ für die Vernachlässigung der Jugend während der Coronazeit reicht, ist wohl mit nein zu beantworten, unter anderem, da eben nicht nur die 18 bis 23-jährigen besonders darunter gelitten haben. Eine monatelange unsichere Zeit der Isolation und des „missing out“ lässt sich eben nicht durch ein nachträgliches Geschenk von drei Ausflügen in die Kulturwelt beglichen, weswegen das Projekt an sich jedoch nicht als nicht gelungen angesehen werden kann. Zudem wurde die ausschließlich analoge Version der Karte bemängelt, die, wie gewünscht, auch digital als App hätte konzipiert werden können. Doch davon abgesehen fiel auch auf deren Seite das Feedback dank eines verstärkten Ansturms der Besucher sehr positiv aus und potenzielle Follow-Up Projekte werden wärmstens begrüßt.

Im Großen und Ganzen ist das Projekt also als Erfolg zu verzeichnen und vielleicht zumindest als Schritt in die richtige Richtung beim Stichwort Jugendförderung.

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