Das neue Logo der FU hat kontroverse Diskussionen ausgelöst. Im Interview mit FURIOS erklären Karin Bauer-Leppin, Gösta Röver und Nadia El-Obaidi aus dem Entwicklungsteam der Uni, was es mit dem Design auf sich hat und warum sie die Kritik am neuen Design nicht teilen. Die Fragen stellte Valentin Petri.
Seit Juni hat die Freie Universität Berlin (FU) ein neues Logo. Viel Hohn und Kritik hat das neue Design in den sozialen Medien geerntet. Auch innerhalb der Uni wird darüber kontrovers diskutiert. Gleich zweimal hat sich der Akademische Senat inzwischen mit dem Logo beschäftigt. Die Mitglieder des höchsten Unigremiums kritisierten die Entwicklung des Logos als intransparent und forderten mehr Mitsprache in der Außendarstellung der Uni.
Gösta Röver und Nadia El-Obaidi sind Teil des Design-Teams der Universitätsbibliothek, das das neue Logo entworfen hat. Karin Bauer-Leppin koordiniert als Leiterin der Stabsstelle für Kommunikation und Marketing den gesamten Prozess.
FURIOS: Die Umstellung auf das neue Design kam für viele sehr plötzlich. Warum hat die FU überhaupt ein neues Logo bekommen? Und warum gerade jetzt?
Karin Bauer-Leppin: Die Entwicklung des Logos ist Teil eines größeren Markenbildungsprozesses, mit dem wir die Außendarstellung der FU insgesamt erneuern wollen. In der Berichterstattung und Öffentlichkeit erschien die FU in den letzten Jahren permanent als zerstrittene Uni in der Krise. Vor diesem Hintergrund wollten wir uns vergegenwärtigen, wie wir als Universität wahrgenommen werden und wie wir uns nach außen darstellen wollen.
„Der Hauptgedanke bei dem Logo ist der Freiheitsgedanke (…), den viele mit der FU assoziieren.“
Gösta Röver, Leiterin des Design-Teams der Universitätsbibliothek
Das bisherige Logo hat zudem viele funktionale Anforderungen nicht mehr erfüllt: Es war zu kleinteilig und wirkte in komprimierter Version deshalb häufig verschwommen. Mit dem Siegel und dem horizontalen grünen Strich war es sehr viel breiter angelegt als andere Logos. Wenn das Logo der FU mit denen anderer Einrichtungen zu sehen war – was ja zum Beispiel im Rahmen der Berlin University Alliance (BUA) häufig vorkommt – musste es so stark herunterskaliert werden, dass es kaum noch zu erkennen war. Hinzu kam, dass der Grünton, der ja die Signalfarbe der FU ist, in Drucken häufig nur schlecht wiedergegeben wurde und im Ergebnis häufig gelblich war.
FURIOS: Das neue Logo unterscheidet sich ja grundlegend vom alten. Warum haben Sie sich für diesen klaren Bruch entschieden?
Gösta Röver: Wir haben auf Basis der Ergebnisse von Umfragen unter den Unimitgliedern und der Berliner Stadtbevölkerung zunächst vier Entwurfslinien entwickelt. Unter diesen waren auch Designs, die sich näher am alten Logo orientiert haben. Die Erstentwürfe haben wir Kontrollgruppen und dem Präsidium vorgestellt, die sich relativ eindeutig für den modernsten Entwurf entschieden haben. Diese Linie haben wir also weiterverfolgt.
FURIOS: In den Kommentaren in den sozialen Netzwerken war erkennbar, dass sich viele schwer damit tun, etwas in dem Logo zu erkennen. Was stellt das Logo denn dar?
Röver: Der Hauptgedanke bei dem Logo ist der Freiheitsgedanke, den – das haben die Umfragen, die wir vorher durchgeführt haben, ergeben – viele mit unserer Universität assoziieren. Das Logo basiert auf einem Raster aus kleinen Quadraten. Das F von „Freie Universität” haben wir in diesem Feld zerlegt, der obere Teil ist herausgerückt. Man könnte sagen, das F hat sich die Freiheit genommen, mal anders zu sein. Das Rasterfeld im Hintergrund kann auch einzelne Quadrate an- und ausschalten, kann Räume besetzen und freigeben. Schrift, Bild und Raster sind also so miteinander verbunden, dass sich die Elemente auch einzeln verwenden lassen und trotzdem noch identifizierbar sind. Wenn zum Beispiel nur das generierte grüne Farbraster zu sehen ist, weiß ich trotzdem zukünftig sofort: Das ist FU.
FURIOS: Das Grün scheint die einzige Konstante zum alten Design zu sein. Warum haben Sie das Grün als Primärfarbe beibehalten?
Röver: Das Grün hat die längste Tradition und war auch schon bei den beiden vorherigen Logos dabei. Wenn man sich die Logos und Außenauftritte anderer Universitäten anschaut, fällt auf, dass sich die meisten in Dunkelblau oder Rot präsentieren. Grün ist sehr selten dabei. Insofern kann sich die FU mit der Farbe gut von der Masse abheben. Grün ruft außerdem viele positive Assoziationen hervor: das Jugendliche, das Nachhaltige, das sicher Erneuernde.
FURIOS: Die viereckigen grünen Formen im Hintergrund des Logos werden bei jedem Laden der Homepage von einem Algorithmus neu generiert. Warum braucht ein Logo denn unbedingt einen Algorithmus? Ist das nicht eine Spielerei?
Nadia El-Obaidi: Das Logo soll ja idealerweise für die nächsten 20 Jahre Bestand haben. Mit dem Algorithmus kann man das Logo relativ einfach variieren. Er gibt dem Logo noch mehr Entwicklungspotential.
Röver: Es war auch eine ganz pragmatische Entscheidung, einen Algorithmus zu entwickeln. Uns war klar, dass wir die grünen Flächen im Hintergrund in unterschiedlichen Konstellationen und Kombinationen haben wollen. Es wäre einfach zu aufwendig gewesen, die Flächen für jede Version neu zu generieren oder händisch zu verschieben.
FURIOS: Mitunter ist zu lesen, dass das neue Logo von einer Künstlichen Intelligenz entwickelt wurde. Stimmt das?
Röver: Nein, das stimmt nicht. Bei der Entwicklung des Logos kam keine KI zum Einsatz.
FURIOS: Wird das Logo denn noch weiterentwickelt?
Bauer-Leppin: Das Logo selbst ist in seiner Form fertig. Es geht darum, das Design weiterzuentwickeln und auszuarbeiten, also wo und wie genau die einzelnen Versionen des Logos in den Außenauftritten der FU erscheinen sollen. Nach der Kritik im AS (Anm. d. Red.: Akademischer Senat) werden wir sicher auch darüber reden, wie wir das Gremium an diesem Prozess und am Rollout des Logos weiter beteiligen können.
El-Obaidi: Wir entwickeln aktuell noch Sekundärfarben für das Design, um Möglichkeiten zur Ausdifferenzierung zu schaffen. Außerdem geht es jetzt darum, das neue Design auf die verschiedenen Anwendungsbereiche zu übertragen, zum Beispiel auf die Vorlagen für Präsentationen oder Videoproduktionen der FU.
FURIOS: Über das Logo gab es sehr kontroverse Diskussionen. In den sozialen Netzwerken und im Akademischen Senat wurde das neue Logo zum Teil heftig kritisiert. Haben Sie so eine Resonanz erwartet?
Röver: Es war zu erwarten, dass sich einige an dem neuen Logo stören. Die FU ist eine große Institution, und natürlich ist es eine wichtige Angelegenheit, wie sich die Universität nach außen hin präsentiert. So ein Logo funktioniert nicht am ersten Tag, es muss zur Gewohnheit werden. Bei riesigen Institutionen kann man auch Gefahr laufen, dass sich alle in dem Logo wiederfinden wollen. Dann hat man ein „Gremienlogo“ mit lauter kleinen Bestandteilen, die einzelne Einrichtungen symbolisieren und das viel zu groß und nicht verkleinerbar ist. Wenn man alle mitnehmen will, kann man sich nur auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner treffen.
„Ich finde es aber problematisch, Professionalität mit der FDP gleichzusetzen oder als neoliberal zu bezeichnen.”
Karin Bauer-Leppin, Leiterin der Stabsstelle für Kommunikation und Marketing der FU
El-Obaidi: Wir haben ja bereits 2005 das jetzt ehemalige Logo mitentwickelt. Da war das ähnlich: Viele wollten erstmal gar kein Logo haben. Damals gab es viele aufgeregte Telefonate, heute eben aufgeregte Posts auf Social Media. Natürlich versuchen wir, mit konstruktiver Kritik umzugehen und zu besprechen, was man besser machen könnte. Wenn aber nur pauschal die Kritik kommt: „Das neue Logo gefällt mir nicht.“ – damit können wir nicht arbeiten.
FURIOS: Ein häufige Kritik an dem Logo war, dass sich FU mit dem neuen Design „neoliberal“ oder wie die FDP präsentierten würde. Ist es nicht problematisch, wenn so ein Eindruck entsteht?
Röver: Ich sehe ehrlich gesagt nicht, was an dem Logo neoliberal sein soll.
Bauer-Leppin: Dass sich einige mit dem neuen Logo noch nicht identifizieren können, kann ich schon nachvollziehen. Das braucht einfach eine Weilte. Ich finde es aber problematisch, Professionalität mit der FDP gleichzusetzen oder als neoliberal zu bezeichnen. Denn auch öffentliche Einrichtungen brauchen ein professionelles Auftreten.
Anm. d. Red.: Aus Termingründen wurde das Interview mit Karin Bauer-Leppin zum Teil separat geführt.