FU POSITIONIERT SICH GEGEN SEXUELLE GEWALT

Orange-rote Plakate stechen den Studierenden auf dem Campus ins Auge. Die FU würdigt den 25. November – den Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen. Helena Haferkamp berichtet.

So schön könnte der Hörsaal gerne auch bei Vorlesungen aussehen. Foto: Helena Haferkamp.

Wiederholt nahm die FU den sogenannten Orange Day, der auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam machen soll, zum Anlass, um gegen sexuelle Gewalt aktiv zu werden. Organisiert wurde das Programm vom Team Zentrale Frauenbeauftragte (TZF). Das Team unter der Leitung von Corinna Tomberger beschäftigt sich nicht nur zum Gedenktag, sondern das ganze Jahr über mit der Gleichstellung von Frauen an der FU. Zu seinen Inhalten gehören auch Förderprogramme, Beratung und Öffentlichkeitsarbeit. Die Existenz von Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten ist übrigens durch das Berliner Hochschulgesetz festgelegt.

Den 25. November würdigte das Team erstmals im Jahr 2019. Damals bot es einen Beratungstag für Angestellte und Studierende der FU an. Im Laufe der Jahre wurde das Angebot erweitert. Dieses Jahr fanden vom 21. bis 29. November unterschiedliche Veranstaltungen unter dem Motto „Aufstehen gegen sexualisierte Gewalt“ statt.

Flirten soll gelernt sein

Bei dem Workshop Flirting without Macho Behaviour traf sich eine Gruppe Menschen unter der Anleitung von Sina Pollmann und Len Ellenberger. Diese haben Psychologie und Medizin studiert und engagieren sich für sexuelle Aufklärung in Form von Workshops und Schulprojekten. In diesem Workshop reflektieren sie mit Studierenden über’s Flirten, denn das kann zwar Spaß machen, aber auch kompliziert sein. Die Stimmung war gut und es wurde viel gelacht. Eine wichtige Message des Workshops: Zum Flirten gehören immer zwei Personen. Ein einseitiger Annäherungsversuch macht noch keinen Flirt aus! Nur wenn beide Personen darauf eingehen und sich wohl fühlen, wird auch geflirtet. Im Workshop konnte man lernen, die Grenzen anderer zu erkennen und mit Abweisung umzugehen.

Bei dem Flirtworkshop war der Austausch zwischen FLINTA* und Männern erwünscht. Andere Workshops hingegen richteten sich nur an FLINTA*-Personen, um diesen einen geschützten Raum zu ermöglichen. Schade ist aber, dass man auch bei Veranstaltungen, die für alle Geschlechter zugänglich waren, nur wenige Männer vorfand.

So auch einige Tage später, bei den zentralen Vorträgen der Aktionstage. Diese legten den Fokus auf Gewalt an Hochschulen. Draußen veranstalteten Studierende die ersten Schneeballschlachten des Jahres, während das Handbuch “Sexualisierte Belästigung, Diskriminierung und Gewalt im Hochschulkontext” vorgestellt wurde. Außerdem präsentierte Ulrike Richter als Stellvertreterin der zentralen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten der Hochschule für Technik und Wirtschaft ein neues Schutzkonzept, welches gemeinsam mit Hochschulangehörigen entwickelt wurde. Kernelemente des Konzepts sind Gerechtigkeit für Betroffene und Niedrigschwelligkeit. Laut Richter wirkt das Konzept durch klare Zuständigkeiten und das Signal an Täter*innen, dass ihr Fehlverhalten Konsequenzen hat. Es gäbe seit Anwendung des Konzepts mehr Fallmeldungen. Allerdings räumte sie auch ein, dass Meldungen von transsexuellen und internationalen Studierenden unter dem erwarteten Wert lägen. Somit müsse sich das Team überlegen, wie es die Zugänglichkeit für diese Gruppen vereinfachen kann. Auch Stellvertretende des TZF der FU waren anwesend und diskutierten mit dem Publikum.

Ein Theater im Hörsaal A

Für die letzte Veranstaltung wurde der Henry-Ford-Bau zum Theatersaal. Hörsaal A leuchtete lila, auf der Bühne war das Theaterstück MARTA des AQUITheater Berlin zu sehen. Im Stück geht es um zwei Frauen, denen aufgrund ihres Geschlechts Gewalt zugefügt wird. Es war schonungslos, ehrlich und körperlich. Die Kraft der Charaktere und der Schauspielerinnen zog das Publikum in ihren Bann. Nach dröhnendem Applaus passierte noch etwas Ungewöhnliches: Die Darstellerinnen baten die Zuschauenden, aufzustehen und tief ein- und auszuatmen. So endete die letzte Veranstaltung. Damit verschwindet das Problem natürlich nicht, doch viele verlassen den Saal mit neuem Mut.

Die Aktionen des Team Zentrale Frauenbeauftragte stoßen Veränderung an, jedoch müssten sich auch Männer von ihnen angesprochen fühlen. Denn umdenken müssen nicht FLINTA* als potenzielle Opfer, sondern vor allem die überwiegend männlichen Täter.

Schön wäre es auch, wenn queere Perspektiven nicht nur mitgemeint, sondern aktiv geteilt würden. Vielleicht ja im nächsten Jahr? In welcher Form es wieder Aktionstage geben wird, ist noch unbekannt. Wer sich für das Thema interessiert, findet aber auf der Website des Team Zentrale Frauenbeauftragte weitere Termine wie etwa Weiterbildungen. Auch Anlaufstellen für Betroffene findet man hier.


Anlaufstelle und Beratung an der FU:

Geschäftsführung der Arbeitsgruppe Gegen Sexualisierte Belästigung, Diskriminierung und Gewalt

no-means-no@fu-berlin.de

Telefon: 030 838 54970

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