Der Winter ist aus vielen Gründen deprimierend, vor allem aber treibt er Zimmerpflanzenbesitzer*innen Sorgenfalten ins Gesicht. Kurze Tage, wenig Sonne, wie sollen die zarten Pflänzchen das bloß schaffen, wenn wir es kaum aushalten? Paula Friedel fasst die besten Tipps zusammen, um möglichst alle Chlorophyll-Haustiere lebendig bis zum Frühling durchzubringen.
Dass Pflanzen nicht nur gut für die Luft, sondern auch für die mentale Gesundheit sind, wissen wir inzwischen. Spätestens seit der Pandemie sind viele von uns zu mehr oder weniger professionellen Großstadtgärtner*innen geworden. Jetzt, wo die Tage dunkler und kälter werden, fragen sich viele Pflanzenliebhaber*innen voller Sorge, welche ihrer Pflanzen ihnen wohl diesen Winter eingehen wird – und ob ihre Pflanzen in ihrem Erdgeschosszimmer mit Fenstern Richtung Norden überhaupt eine Chance haben.
Die klassischen Probleme, vor denen Pflanzen im Winter stehen, sind im Grunde genau dieselben wie bei uns Menschen: zu wenig Licht, zu wenig Wärme und ein geschwächtes Immunsystem.
Zu wenig Licht
Dass es ab Oktober gefühlt um 15 Uhr dunkel wird, ist nicht nur für uns belastend. Auch die Pflanzen leiden unter dem fehlenden Lichtangebot. Ein erster Schritt kann deshalb sein, die Pflanzen anders zu platzieren, das heißt: So nah ans Fenster wie möglich. Ein paar Zentimeter Abstand sollten allerdings eingehalten werden, weil die kalten Fensterscheiben nicht förderlich für die Pflanzen sind und wenn ihre Blätter mit dem Glas in Berührung kommen sogar Frostbeulen kriegen können!
Um euren Pflanzen die Lichtzufuhr so einfach wie möglich zu machen, ist es ebenfalls wichtig, sie mindestens alle paar Wochen abzustauben. Klingt erstmal albern, kann aber ein absoluter Gamechanger sein. Gerade Pflanzen mit größeren Blättern setzen im Winter besonders schnell Staub an. Die dünne Schicht auf ihren Blattoberflächen hindert sie daran, das ohnehin knappe Tageslicht vollständig aufzunehmen. Zur Reinigung reicht ein trockenes oder feuchtes Tuch jeder Art.
Bei Nordfenstern oder in Erdgeschosslage, wo wenig bis kein direktes Tageslicht einfällt, können sogenannte Pflanzenlichter eine Möglichkeit sein, den Schützlingen durch die Wintermonate zu helfen. Hier empfehlen Expert*innen verschiedenste Pflanzenlichter auf zu allen Preisen. Es kann sich also lohnen, zu recherchieren oder auf Second Hand Plattformen nach einem Schnäppchen zu stöbern.
Zu geringe Luftfeuchtigkeit
Die meisten Zimmerpflanzen kommen aus tropischen Regionen und mögen Wärme und eine hohe Luftfeuchtigkeit. Deshalb macht ihnen die trockene Heizungsluft im Winter zu schaffen. Zum Messen der Luftfeuchtigkeit werden hier Hydrometer empfohlen. Abhilfe bei zu trockener Luft können sogenannte Luftbefeuchter oder einfache Sprühflaschen bringen. Die Pflanzen mindestens einmal die Woche einzusprühen kann ohnehin nicht schaden, bei geringer Luftfeuchtigkeit aber gerne etwas häufiger. Eine andere Methode, um die Luftfeuchtigkeit im Zimmer zu erhöhen, ist, einen Untersetzer mit Tongranulat und etwas Wasser gefüllt unter oder auf die Heizung zu stellen. So erhöht sich durch die Verdunstung schnell die Luftfeuchtigkeit im Raum.
Zu wenig Wärme
Gerade in Zeiten der hohen Energiepreise und Klimakrise hören wir es natürlich besonders ungern, aber unsere Pflanzen zittern genauso ungern wie wir – und ihnen ist mit Omas dicken Strickpullis leider nicht geholfen. Zumal die meisten beliebten Zimmerpflanzen aus tropischen Regionen kommen und es am liebsten so warm hätten, dass sich unsere Monatsmiete locker mal vervierfacht. Auch unter ihnen gibt es besonders kälteresistente Pflanzen (dazu später mehr); allgemein gilt: ab 18 Grad und weniger wird es langsam schwierig. Hat eine Pflanze einen zu kalten Standort, beginnt sie, ihre Blätter zu verlieren.
Den schicken Pflanzenaccesscoires zum Ausgleich in jeglichem Preisspektrum sind jedoch keine Grenzen gesetzt – von Heizmatten über Wärmelampen bis hin zu kleinen Gewächshäusern für Innenräume gibt es alles, um es euren Pflanzen so warm wie möglich zu machen. Die kosten leider erstens Geld und fressen zweitens jede Menge Energie. Eine einfache und kostenlose Maßnahme ist zunächst darauf zu achten, dass eure Pflanzen nicht direkt auf dem Boden stehen, denn von dort zieht die Kälte schnell hoch. Legt als Dämmung eine Pappe zwischen Topf und Boden oder stellt die Pflanze auf ein Tischchen oder Ähnliches.
Anfälligkeit für Schädlinge
Was für uns Erkältung und Grippe sind, sind für Zimmerpflanzen Thripse, Spinnmilben, Trauermücken oder Schildläuse. Da Pflanzen im Winter generell ein schwächeres Immunsystem haben, sind sie deutlich anfälliger für Krankheiten und Schädlinge. Da hilft nur eins: Bekämpfen! Isoliert die Pflanze, sobald ihr die Schädlinge bemerkt, von allen anderen Pflanzen. Das heißt: Rückt sie so weit weg, wie euer Zimmer es zulässt (oder verbannt sie ins Bad), damit sich die Schädlinge nicht übertragen.
Und sonst
Im Winter solltet ihr besonders darauf achten, eure Pflanzen nicht zu überwässern. Viele Pflanzen gehen ähnlich wie Bäume in den Winterschlaf und wollen nur überleben: sie haben wenig Energie, bilden kaum neue Blätter und brauchen dementsprechend auch weniger Wasser und keinen Dünger oder andere Zusätze. Ein bis anderthalb Mal die Woche gießen reicht vollkommen und auf keinen Fall mit eiskaltem Wasser! Aus den oben genannten Gründen solltet ihr eure Pflanzen im Winter auch nicht durch Umtopfen überfordern, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt, und damit lieber bis März warten.
Winterpflanzen
Welche Pflanzen kann ich denn nun in meinem Erdgeschoss-Innenhof-Zimmer mit mini Fenster nach Norden halten?! Hier ein paar Beispiele für besonders unempfindliche und pflegeleichte Pflanzen, es gibt aber noch viele weitere.
Farn: Ist kälteresistent und verträgt auch Schatten bzw. Halbschatten.
Sukkulenten: Sind kälteresistent und vertragen auch Halbschatten.
Zamioculcas: Verträgt bis zu 16 Grad Celsius und Halbschatten.
Bogenhanf: Verträgt kältere Räume und einen schattigen Standort.
Geheimtipp
Meine persönliche Empfehlung für Pflanzenliebhaber*innen in Berlin: die Telegramgruppe Pflanzenrausch. Initiiert von Berliner Studierenden als Projekt zum Ableger und Wissensaustausch, vernetzen sich hier inzwischen über 3500 Mitglieder in ganz Deutschland, teilen Bilder und Probleme ihrer Pflanzen und unterstützen sich gegenseitig mit ihrem Wissen.
Und dennoch: Der Winter ist eine harte Zeit, für Menschen und auch für ihre Pflanzen. Blätter werden sich gelb färben und vielleicht wird euch einer eurer Lieblinge eingehen – ce’st la vie. Nicht verzweifeln, der nächste Frühling kommt!