Die RSPO mobilisiert in diesen Tagen selbst Politikmuffel — doch die müssen erst einmal in die Kunst des Widerstands eingeführt werden. Johanna Blees hat sich Tipps für angehende Revolutionäre abgeholt.
Es ist ein übersichtliches Grüppchen, das sich hier im Foyer vor der Mensa II zusammengefunden hat. Und das, obwohl es heute um wichtiges Know-How geht. Hier findet das Aktionstraining des Bildungsprotests statt – denn so eine Sitzung des höchsten akademischen Gremiums der FU blockiert sich nicht von alleine.
„So, mal angenommen, wir stehen vor dem Henry-Ford-Bau, und er ist komplett abgeschirmt. Wie durchbricht man jetzt am besten eine Kette von Polizisten?“ Ratloses Schweigen.
„Kommt, wir spielen das jetzt mal nach!“ Allgemeine Lustlosigkeit, vor allem, als es darum geht, wer die Polizisten darstellen soll.
Viel ist passiert seit dem letzten Zusammentreten des Akademischen Senatsvor zwei Wochen: FU-Präsident Peter-André Alt sieht sich wegen seines Vorgehens massiver Kritik ausgesetzt, ein Misstrauensantrag gegen ihn wurde von Seiten der Studierenden auf den Weg gebracht, befindet sich aber nicht auf der Tagesordnung der Sitzung – was viele als weitere Provokation empfinden. Was bleibt, ist die Blockade-Taktik der Bildungsprotest-Aktivisten.
„Reden bringt nichts“
So wurden über 1000 Flyer verteilt und zahlreiche Vorkehrungen getroffen , um auch diese Sitzung und somit die endgültige Verabschiedung der RSPO zu verhindern. Das studentische Veto als einzige legale Möglichkeit, das Unheil noch abzuwenden, steht nicht mehr zur Verfügung; Mittel der Wahl ist also die Konfrontation. „Wir dürfen gar nicht erst so etwas wie eine Gremien-Atmosphäre aufkommen lassen. Dass Reden nichts bringt, haben wir oft genug gesehen“, sind sich alle Anwesenden einig.
Also weiter üben und geduldig Fragen beantworten. Wie funktioniert das mit dem Unterhaken bei einer Sitzblockade? Was ist die beste Körperhaltung zum Sich-Wegtragen-Lassen? Muss ich den Polizisten wirklich alle Fragen beantworten?
Letztere ist wohl die wichtigste Frage für alle, die rechtliche Konsequenzen ihres Engagements fürchten, und die Antwort ist eine sehr einfache: Wer auf Nachfrage einfach seinen Ausweis hinhält und ansonsten die Aussage verweigert, ist auf der sicheren Seite und kann auch nicht wegen unkooperativen Verhaltens angezeigt werden.
Wie man erfolgreich weggetragen wird
Weitere wichtige Tipps für den Ernstfall: sich per Codewort verständigen, wenn die Gruppe getrennt wird, um nicht aufgerieben zu werden. Blockierte Türen sind am einfachsten zu öffnen, wenn alle gleichzeitig mehrmals hintereinander ziehen und sich auch mit den Füßen an der Tür abstemmen, um die Hebelwirkung zu nutzen.
Die Autorin darf am eigenen Leib erfahren, wie man erfolgreich weggetragen wird: Unterarme verschränken und das jeweils andere Handgelenk mit der Hand umfassen sorgt für eine stabile Position, die durch Einhaken mit Mitdemonstranten noch verstärkbar ist. Schließlich erhält sie sogar eine Antwort auf die Frage, wie man eine verhärtet scheinende Front von Menschen am besten durchbricht: Die eigenen Reihen lockern und auseinanderziehen, sodass der „Gegner“ automatisch das Gleiche tut. Und dann die Verwirrung nutzen, um an verschiedenen Stellen vorbeizuschlüpfen.
Mal sehen, ob diese Strategie fruchten wird.
Ich möchte darauf hinweisen, dass bei dem Blockadetraining ein anderer Blockadesitz gezeigt wurde, als hier auf dem Bild zu sehen.
Berichterstattung ist ja schön und gut, aber hier falsche Informationenen zu potentiell körperlich gefährdenden Themen weiterzuegeben ist nicht spassig.
Also wenn mensch das mit dem sitzblockieren so wie auf dem Bild macht wirds ganz schön schmerzhaft. Besser einfach die Beine anwinkeln, unterhaken und mit den Händen die Unterarme unterhalb der Beine umfassen.
Sitzung ist abgebrochen. Studenten saßen auf dem Podium, welches nur für AS-Mitglieder vorgesehen war. Studentische Vertreter bezeichnen die Absage der Sitzung als “Erfolg”.
Soweit der neueste Stand.