FURIOS verreist: Von Gürkchen und Mayo

Wer im nördlichen Teil Berlins wohnt, kann alles andere als südlich bezeichnen – so auch Vetschau, eine Kleinstadt in Brandenburg. Lena Marie Breuer hat sich auf einer Familienfeier aus dem Staub gemacht, um die besondere Ruhe zu bewundern.

Das Schloss Vetschau, eine – nein – die einzige Sehenswürdigkeit. Foto: Lena Marie Breuer

In der Ferienserie „FURIOS verreist“ berichten Autor*innen von ihren Erlebnissen unterwegs.

Ab in den Süden – das geht auch schneller und unkomplizierter, als sich mit penibel abgewogenem Handgepäck auf einem Fünf-Stunden-Flug nach Teneriffa die Beine im nächstbesten Billigflieger zerquetschen zu lassen. Wer das große Glück hat, in Berlin zu leben, kann nämlich fast alles als Süden bezeichnen. So auch Vetschau in Brandenburg, die 1379.-größte Stadt Deutschlands.

Vetschau hat viele Vorteile. Statt sich am Flughafen die Beine in den Bauch zu stehen ist man nach nur drei Stunden am Ziel seiner Träume. Die Stadt lockt mit kulinarischer Vielfalt wie Spreewaldgurken, Spreewaldgurkeneis und Spreewaldgurkenschnaps. Außerdem eignet sie sich hervorragend, um dort Familienfeiern zu veranstalten. Also natürlich nur, wenn man dort Familie hat.

Da Vetschau kein eigenes Bier braut, kann man hier mitgebrachte Getränke genießen. Foto: Lena Marie Breuer

Vorzüge der Idylle

Wer durch Vetschau lustwandelt, kann Ruhe erleben. Eine Stadt, die an einem Samstag um 14 Uhr kein einziges geöffnetes Café vorweisen kann, bietet die Möglichkeit, endlich Tätigkeiten nachzugehen, die sonst in Vergessenheit geraten. Aus Mangel an Alternativen kann man beispielsweise das Nachmittagsprogramm von Sat1 genießen oder endlich mal wieder den Gehweg fegen. 

Wer gerne etwas Kultur erleben möchte, kann auch das Vetschauer Schloss besichtigen und auf dem nahegelegenen Spielplatz das innere Kind wiederentdecken. All das passiert unter dem strengen Blick eines sehr skeptischen Hauses.

Das Vetschauer Schloss und ein sehr skeptisches Haus. Foto: Lena Marie Breuer

Vetschauer Prominenz

Wenn man all die Vorzüge Vetschaus beleuchtet, darf man natürlich nicht vergessen, dass einer der größten Erfinder unserer Zeit in dieser Stadt geboren wurde. Richard Hellmann, geboren 1876 in der brandenburgischen Kleinstadt, war der Schöpfer der Mayonnaise im Glas. Er erfand damit zwar nicht die Mayonnaise an sich, kam aber auf die Idee, sie in ein Glas zu füllen. Immerhin!

Sprache und Zeit

Nicht nur Deutschsprachige finden sich hier zurecht, sondern auch Sprecher*innen der weit verbreiteten Sprache sorbisch. In Vetschau gilt, wie auch in anderen Teilen Deutschlands, die mitteleuropäische Sommerzeit.

Ein Ziel für Rastlose und Ruheliebende

Vetschau eignet sich hervorragend, wenn man die Ruhe sucht, da man hier wenig Besichtigungsdrang verspürt. Auch Menschen, die viel arbeiten müssen und daher wenig Zeit haben, aber dennoch eine ganze Stadt erkunden möchten, sind hier willkommen. Hier kann man in aller Ruhe die Seele baumeln lassen und saure Gurken in Mayonnaise aus dem Glas dippen.

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