FURIOS fiebert: Fiebertraum

Im ersten Teil unserer Ferienserie FURIOS fiebert versucht Matthis Borda seiner Tagträumerei auf den Grund zu gehen.

Bild: Jozef Mikulcik auf Pixabay

Wer viel Zeit mit mir verbringt, wird früher oder später Folgendes von mir hören: „Äh, was?” Mein Kopf zuckt und dann gucke ich dumm in der Gegend herum, als wäre ich gerade aus einem Traum erwacht. Wenige Sekunden vorher können aufmerksame Augen erkennen, wie ich gedankenverloren in die Ferne oder, besser noch, ins Leere starre. Gedankenverloren. Beschreibt das Wort, wie ich mich in Gedanken selber verliere oder wie mir jeglicher Gedanke abhanden kommt?

Auch wenn es mir häufig im Weg steht, etwa wenn ich einen Text für die Uni lesen muss oder wenn ich den Ausstieg an meiner S-Bahn Station verpasse – nicht zu tagträumen, ist keine Option. Wie im Rausch tauche ich in andere Welten ab. Ideen und Geschichten und Szenarien schwirren und springen wild nicht bloß vor, sondern auf meinem geistigen Auge herum: All die Bücher, die ich niemals schreiben werde, aber auch die, die ich hoffentlich irgendwann zu Papier bringe. Und auch ich selbst bleibe nicht verschont, wenn ich mir vorstelle, wie ich einmal sein werde und was ich alles erreichen möchte und wie sich mein Leben schlagartig ändern könnte, wenn sich ein Schicksalsschlag ereignet oder eine Schicksalsräuberleiter anbietet. Häufig träume ich von all den Sachen, die ich tun könnte, um meine Träume zu erreichen. Doch statt diese tatsächlich zu tun, fiebere ich schon der nächsten Idee, dem nächsten Gedanken hinterher. 

Vielleicht muss ich mich eine Weile wach halten, den Tagtraum verdrängen und in meinen Kopf aufräumen. Doch ich fürchte mich davor. Ich will keinen klaren Kopf. Ein klarer Kopf ist ein leerer Kopf. Scheiß auf den Durchblick, es lebe das Chaos. Ich darf mein Fieber nicht verlieren.

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