Verliebt in einen Sim und eine Banane auf geheimer Mission

Ein Wochenende Zeit und fünf willkürliche Kriterien: Bei der siebten Ausgabe der Goldenen Freya meistern neun Filmemacher*innen-Teams diese kreative Herausforderung. Eines von ihnen sahnt sogar gleich beide Preise ab. Matthis Borda berichtet.

Die Goldene Freya ist ein Kurzfilmwettbewerb der Freien Filmwerkstatt, einem studentischen Filmkollektiv an der FU. Unabhängig von Erfahrungslevel und Equipment steht die Teilnahme an dem Wettbewerb allen offen. Ziel ist es, innerhalb eines Wochenendes einen Kurzfilm von circa fünf Minuten zu drehen und dabei fünf Kriterien zu erfüllen, die meist banal und vor allem unzusammenhängend sind. Es entsteht eine spannende kreative Herausforderung unter Zeitdruck, denn diese Kriterien werden freitags um 18 Uhr veröffentlicht und am nächsten Montag ist bereits um 12 Uhr Einsendeschluss. Es ist also eine Menge Improvisationstalent, Mut und Vertrauen in das eigene Team oder sich selbst gefordert! Zu gewinnen gibt es einen Publikums- und einen Jurypreis.

Folgenden Kriterien stellten sich die Teilnehmer*innen der siebten Ausgabe der Goldenen Freya:

  • Eine Pflanze muss gepflanzt werden
  • Es muss eine andere Sprache abgesehen von Deutsch und Englisch vorkommen
  • Eine Gender-Rolle muss gebrochen werden
  • Es muss ein pan shot (horizontaler Kameraschwenk) vorkommen
  • Ein Pitbull-Zitat oder eine Lyric muss vorkommen

Die Filme

Am Abend des 15. Februars ist es dann soweit. Der Hörsaal am Institut für Theaterwissenschaften füllt sich mit filmbegeisterten Menschen. Die Jury, bestehend aus drei Studis und einem Dozenten der Filmwissenschaft, sitzt ganz vorne. Dann geht es los.

In Auf der Suche nach der Genderrolle von Jörn Spewak, Marlene Albers, Friederike Wahle und Enya Laun begegnen sich Grusel und Humor in einem verlassenen Haus in Spandau. Savoir-Vivre von Max Hamm, spielt mit wunderschöner Kameraarbeit, Alltäglichkeit und Rum im Tee. Die halluzinatorischen Bilder aus All of us. Colours von Vakhtangi Pirtskhalava ziehen einen genauso in den Bann, wie das geniale Schauspiel und das makabere Ende in Rosmarin von Alexa Brodehl und Dinah Pfaff. What is a Whoman von Alicia Matsinhe sticht mit einem vielsagenden Voice-Over und geschickt gedrehten Selbstaufnahmen heraus. Das Team Freie Sexjugend bringt in Jeder tötet, was er liebt die Zuschauenden durch pure Absurdität zum Lachen und auch Valentin Spitzer lässt mit seiner humoristischen Selbsttherapie in ALL OF ME (not all of it) keinen Mundwinkel unten. Im letzten Film des Abends, Altered Peel von dem Team Bruder muss los, ist dann ein alter Bekannter zu sehen: Ein Geheimagent in Form einer Banane mit Wackelaugen. Solch ein Agent war bereits in Filmen der letzten drei Goldenen Freyas zu sehen. In denen kamen die gelben Agenten alle auf mysteriöse Weise ums Leben. Schafft es die Banane, in diesem Jahr ungeschält zu bleiben?

Die Gewinnerin

Ein Film stach besonders hervor: Simulierende Liebe von Serena Giulia Habermaier. Dieser gewann sowohl den Jury-, als auch den Publikumspreis. Es geht um eine junge Frau, die ihr Bumble-Date wegen eines über Nacht erschienenen Pickels absagt und sich dann in einen eigens erstellten Sims 4 Charakter verliebt. Grenzen zwischen Realität und Spiel verschmelzen (zumindest für die Protagonistin) und den Zuschauenden bleibt nichts anderes übrig als zu lachen und zu staunen über die kreativen Einfälle und die meisterhafte Umsetzung aller Kriterien. Serena, die in ihrem Film selbst die Hauptrolle spielt, nimmt ihre Preise mit einem selbstgemachten Sims Kristall über dem Kopf entgegen. Sie scheint also tatsächlich den Übergang in die Fantasiewelt geschafft zu haben.

Die Idee, Realität und Desktop verschmelzen zu lassen, sei ihr bereits in dem Seminar Smartphone Filme gekommen, sagt Serena. Mit dem Wettbewerb sah sie dann eine Chance, die Idee umzusetzen. „Als Sims Spielerin sah ich in der Symbiose einer digitalen simlischen Fantasiewelt und einer trüben pickligen Welt sehr viel Potential.”

Derzeit arbeitet sie an einem Kurzfilmprojekt im Rahmen der Freien Filmwerkstatt. Der Film heißt Lucky Smoke und handelt von einer Freundschaft, die am Rauch einer Zigarette zerschellt.

Feinste Amateur-Kunst

Natürlich sind hier keine Filme auf Kino-Niveau zu sehen, aber es ist klar ersichtlich, wie viel Liebe zum Film bei allen Teilnehmenden vorhanden ist. Hier gibt es Amateur-Kunst vom Feinsten zu sehen und ja, manches ist albern, das meiste mit Handy gedreht und der Sound im Hörsaal lässt zu wünschen übrig, doch darum geht es nicht. Es ist erfrischend, dass nicht alles perfekt sein muss. So treten die Ideen in den Vordergrund, der Witz und die Kreativität.

Alle genannten Filme können auf dem Youtube-Kanal der Freien Filmwerkstatt kostenlos angesehen werden.

Autor*in

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.